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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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mit den Schultern und trank einen Schluck Wasser. Es war ihm viel zu kalt. Er mochte es lieber, wenn es Zimmertemperatur hatte.
    »Das Leben ist zu kurz, um es mit Sorgen zu vertun«, erwiderte er.
    »Dad hat sich Sorgen gemacht. Davon ist sein Herzleiden schlimmer geworden.«
    Er nickte. »Ja, ich weiß. Tut mir Leid.«
    »Warum nimmst du die Sache dann nicht ernst? Glaubst du ihnen nicht?«
    »Doch, ich glaube ihnen«, sagte er. »Jedes Wort.«
    »Und das Foto ist der Beweis, richtig? Dieser Ort existiert offenbar wirklich.«
    »Ich weiß, dass er existiert«, sagte er. »Ich bin selbst dort gewesen.«
    Sie starrte ihn an. »Du warst dort? Wann? Wie?«
    »Das ist noch nicht lange her«, antwortete er. »Ich bin ungefähr so nahe rangekommen wie dieser Rutter.«
    »O Gott, Reacher«, sagte sie. »Was willst du wegen dieser Sache unternehmen?«
    »Ich werde mir eine Pistole beschaffen.«
    »Nein, wir sollten zur Polizei gehen. Oder uns vielleicht an die Presse wenden. Damit darf die Regierung nicht durchkommen.«
    »Du wartest hier auf mich, okay?«
    »Wohin willst du?«
    »Ich gehe mir eine Pistole kaufen. Dann besorge ich uns eine Pizza. Die bringe ich mit.«
    »Du kannst keine Pistole kaufen, nicht in New York City, verdammt noch mal! Das ist alles gesetzlich geregelt. Als Käufer musst du dich ausweisen und außerdem fünf Tage warten, bis du die Waffe bekommst.«
    »Eine Pistole kann man überall kriegen«, sagte er. »Besonders in New York City Was möchtest du auf deiner Pizza?«
    »Hast du genug Geld?«
    »Für die Pizza?«
    »Für die Pistole«, entgegnete sie.
    »Die kostet weniger als die Pizza«, sagte er. »Sperr hinter mir ab, ja? Und mach nicht auf, ohne vorher durch den Spion zu schauen.«
    Er ließ sie mitten in der Küche stehen. Ging die Treppe hinunter, verweilte einen Moment auf dem Gehsteig, um sich zu orientieren. In der nächsten Querstraße in südlicher Richtung hatte er eine Pizzeria entdeckt. Dort bestellte er eine große Pizza, halb mit Anchovis und Kapern, halb mit Peperoni belegt, die in einer halben Stunde fertig sein sollte. Dann marschierte er auf dem Broadway ostwärts. Er kannte New York gut genug, um zu wissen, dass sich hier alles rasch veränderte - zeitlich wie räumlich. Innerhalb weniger Blocks ging ein Stadtviertel ins andere über. Manchmal war ein Gebäude vorn ein Mittelstandsparadies, während dahinter Stadtstreicher schliefen. Er wusste, dass ein flotter zehnminütiger Fußmarsch ihn in eine Gegend bringen würde, die Welten von Jodies Luxusapartment entfernt war.
    Was er suchte, fand er unter der Auffahrt zur Brooklyn Bridge. Dort lag ein Gewirr von Straßen, in denen es ein paar schäbige kleine Läden mit übervollen Schaufenstern und ein Basketballfeld mit Ketten statt Netzen unter den Korbringen gab. Die schwüle Luft war voller Lärm und Abgase. Reacher bog um eine Ecke, blieb an den Maschendrahtzaun des Basketballfelds gelehnt stehen und beobachtete, wie zwei Welten aufeinandertrafen. Einerseits floss der Verkehr zügig, und die Fußgänger waren eilig unterwegs; andererseits parkten viele Autos mit laufendem Motor, und Leute standen in kleinen Gruppen beisammen. Der Verkehr musste den stehenden Wagen ausweichen, und die Fußgänger schubsten und beschwerten sich über die Herumlungerer, die ihnen den Weg versperrten. Manchmal hielt ein Auto am Randstein, und ein Junge stürzte nach vorn ans Fahrerfenster. Ein kurzes Gespräch, dann wurde Geld übergeben und verschwand wie durch einen Zaubertrick. Der Junge flitzte zu einer Haustür zurück und verschwand. Im nächsten Augenblick tauchte er wieder auf und kam erneut zu dem Wagen. Der Fahrer blickte sich kurz um, griff hastig nach einem Drogenbriefchen und fuhr mit aufheulendem Motor unter wildem Gehupe anderer Verkehrsteilnehmer davon. Der Junge nahm wieder seinen Posten auf dem Gehsteig ein und wartete.
    Manche Kunden kamen zu Fuß, aber das System blieb immer das gleiche. Die Jungen dienten als Sicherung. Sie brachten das Geld hinein und die Päckchen heraus, und sie waren zu jung, um strafmündig zu sein. Reacher beobachtete, wie sie von drei über den gesamten Block verteilten Eingängen aus operierten. Das lebhafteste Geschäft lief vor dem mittleren Hauseingang ab - ungefähr zwei zu eins, was den Umsatz betraf. Dies war das elfte Gebäude, wenn man von Süden aus zählte. Reacher stieß sich vom Zaun ab und ging nach Osten davon. Vor ihm lag ein unbebautes Grundstück, über das hinweg er kurz den Fluss

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