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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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voller regelmäßig angeordneter kleiner Erhebungen. Um die vielleicht letzten Sekunden seines Lebens auszufüllen, fing er an, sie zu zählen. Er versuchte angestrengt, Geräusche hinter sich wahrzunehmen. Horchte auf das Rascheln von Stoff, als Charlie den Arm ausstreckte. Horchte auf das leise metallische Klicken, als er langsam Druckpunkt nahm. Würde Charlie schießen? Der gesunde Menschenverstand sagte nein. In Mordfällen wurde unweigerlich ermittelt.
    Aber diese Leute waren verrückt. Und die Chancen standen fifty-fifty, dass sie einen hiesigen Cop in der Hand hatten. Oder dass er sie in der Hand hatte.
    Stille. Reacher versuchte angestrengt, Geräusche hinter sich zu hören.
    Aber er hörte nichts. Nichts geschah. Überhaupt nichts. Eine Minute verstrich. Zwei. Dann vernahm er ungefähr hundert Meter östlich von sich eine Sirene. Nur zwei kurze elektronische Impulse eines Cop Cars, das sich seinen Weg durch den Verkehr bahnte.
    »Stehen bleiben«, befahl Charlie wieder.
    Reacher blieb stehen. Zehn Sekunden. Zwanzig. Dreißig. Dann bogen zwei Streifenwagen gleichzeitig auf die Straße vor ihm ab. Einer aus Osten, einer aus Westen kommend. Beide rasten heran. Ihre Motoren röhrten. Ihre Reifen quietschten. Diese Geräusche hallten von den umliegenden Gebäuden wider. Sie bremsten scharf. Türen wurden aufgestoßen. Cops sprangen heraus. Reacher sah sich um. Charlie war verschwunden.

14
     
    Die Verhaftung lief schnell und effizient ab. Alles auf die übliche Art. Waffen, laute Stimmen, Handschellen. Belehrung über seine Rechte. Reacher blieb die ganze Zeit über stumm. Er hatte dreizehn Jahre Erfahrung als Cop und wusste, in welche Schwierigkeiten ein Kerl geraten konnte, der nicht den Mund hielt. Und welche Verzögerungen sich daraus ergaben. Sagte man etwas, mussten die Cops sich damit aufhalten, es zu Protokoll zu nehmen. Und Reacher durfte keine Verzögerung riskieren. Nicht ausgerechnet jetzt.
    Glücklicherweise dauerte die Fahrt zur Polizeistation nicht lange. Nicht länger als vier Blocks. Reacher konnte sich vorstellen, dass es für einen ehemaligen Cop wie Franklin nur natürlich war, sich ein Büro in der Nähe zu mieten. Er benutzte die kurze Fahrt dazu, sich eine Taktik zurechtzulegen. Wahrscheinlich würde er geradewegs zu Emerson gebracht werden, was ihm eine fünfzigprozentige Chance verschaffte, im selben Raum mit einem bösen Kerl zu sein.
    Oder mit einem guten Kerl.
    Aber dann war er hundertprozentig sicher mit einem bösen Kerl zusammen, weil Alex Rodin und Emerson ihn gemeinsam erwarteten. Reacher wurde aus dem Streifenwagen gezerrt und sofort in Emersons Dienstzimmer gebracht. Emerson saß an seinem Schreibtisch. Rodin stand davor.
    Du darfst kein Wort sagen , dachte Reacher. Aber diese Sache muss echt schnell über die Bühne gehen.
    Dann überlegte er: Wer von den beiden? Rodin? Oder Emerson? Rodin trug einen Anzug. Blau, leichter Sommerstoff, teuer, vielleicht der Anzug vom Montag. Emerson war in Hemdsärmeln. Spielte mit einem Kugelschreiber. Ließ ihn von der Schreibunterlage abprallen, erst ein Ende, dann das andere.
    Los, macht schon , dachte Reacher.
    »Sie waren doch nicht so schwer zu finden«, begann Emerson.
    Reacher schwieg. Er trug noch immer Handschellen.
    »Erzählen Sie uns von der Nacht, in der die junge Frau ermordet wurde«, sagte Rodin.
    Reacher schwieg.
    »Erzählen Sie uns, wie es sich angefühlt hat«, sagte Emerson. »Als Sie ihr das Genick gebrochen haben.«
    Reacher schwieg.
    »Die Geschworenen werden Sie hassen«, sagte Rodin.
    Reacher sagte: »Telefonieren.«
    »Sie wollen sich einen Anwalt nehmen?«, fragte Emerson.
    Reacher schwieg.
    »Wer ist Ihr Anwalt?«, fragte Rodin.
    »Ihre Tochter«, antwortete Reacher.
    »Sollen wir sie anrufen?«, fragte Emerson.
    »Vielleicht. Oder vielleicht stattdessen Rosemary Barr.«
    Er beobachtete ihre Augen.
    »Die Schwester?«, fragte Rodin.
    »Wir sollen die Schwester anrufen?«, sagte Emerson.
    Einer von euch beiden weiß, dass sie sich nicht melden wird, dachte Reacher.
    Welcher?
    Nichts in ihren Blicken.
    »Rufen Sie Ann Yanni an«, sagte er.
    »Die Fernsehjournalistin?«, erkundigte sich Rodin. »Wozu?«
    »Mir steht ein Anruf zu«, erklärte Reacher. »Den brauche ich nicht zu begründen. Ich sage, wen, und Sie wählen die Nummer.«
    »Sie wird sich auf ihre Sendung vorbereiten. Die Lokalnachrichten kommen um sechs.«
    »Dann warten wir eben«, meinte Reacher. »Ich habe massenhaft Zeit.«
    Wer von euch beiden

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