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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Barr nicht zu übernehmen?«
    Helen sah nach links, sah nach rechts und drehte sich dann um. »Er hat gesagt, verlieren könnte gewinnen bedeuten.«
    »Sorge um Ihre Karriere?«
    »Das war mein Eindruck. Das glaube ich noch immer. Er ist ein ehrlicher Mann.«
    Reacher nickte. »Die Chancen stehen fifty-fifty, dass Sie recht haben.«
    Franklin kam mit dem Kaffee herein: ein dünnes Gebräu in drei nicht zusammenpassenden Keramikbechern, zwei davon angestoßen, auf einem korkbeschichteten Tablett mit einer offenen Tüte Kaffeesahne, einer gelben Schachtel Würfelzucker und einem einzelnen Stahllöffel. Er stellte das Tablett auf den Tisch. Helen starrte es an, als bewiese es Reachers Argument: So wird Kaffee in einem Büro serviert.
    »David Chapman kannte Ihren Namen bereits am Montag«, sagte sie. »James Barrs erster Anwalt. Er hat seit Samstag von Ihnen gewusst.«
    »Aber er wusste nicht, dass ich tatsächlich hier war«, entgegnete Reacher. »Ich vermute, dass ihm das niemand gesagt hat.«
    »Ich kannte Ihren Namen«, sagte Franklin. »Vielleicht komme auch ich infrage.«
    »Aber Sie wussten, weshalb ich gekommen bin«, gab Reacher zu bedenken. »Sie hätten mich nicht überfallen, sondern unter Strafandrohung vorladen lassen.«
    Keiner sprach.
    »Ich habe mich geirrt, was Jeb Oliver betrifft«, sagte Reacher. »Er ist kein Drogenhändler. In seiner Scheune steht nur ein alter Pick-up.«
    »Freut mich, dass Sie sich auch mal irren können«, meinte Helen.
    »Jeb Oliver ist kein Russe«, sagte Franklin.
    »Tut nichts zur Sache«, sagte Reacher.
    »Also arbeiten diese Kerle offenbar mit Amerikanern zusammen. Das will ich damit sagen. Folglich kann’s Emerson gewesen sein und nicht der Staatsanwalt.«
    »Die Chancen stehen fifty-fifty«, wiederholte Reacher. »Ich beschuldige noch niemanden.«
    »Wenn Sie überhaupt recht haben.«
    »Die Typen waren verdammt schnell hinter mir her.«
    »Das klingt weder nach Emerson noch dem Staatsanwalt, und ich kenne beide gut.«
    »Sie können ruhig seinen Namen verwenden«, sagte Helen. »Er heißt Alex Rodin.«
    »Ich glaube, dass keiner von beiden infrage kommt«, sagte Franklin.
    »Ich fahre wieder ins Büro«, erklärte Helen.
    »Nehmen Sie mich mit?«, erkundigte sich Reacher. »Setzen Sie mich unter dem Highway ab?«
    »Nein«, sagte Helen. »Danach ist mir jetzt nicht zumute.«
    Sie griff nach Umhängetasche und Aktenkoffer und stakste hinaus.
     
    Reacher horchte auf die Geräusche unten auf der Straße. Er hörte eine Autotür ins Schloss fallen, einen Motor anspringen, einen Wagen wegfahren. Er nahm einen Schluck Kaffee und sagte: »Ich fürchte, ich habe sie durcheinandergebracht.«
    Franklin nickte. »Das glaube ich auch.«
    »Diese Kerle erhalten Insiderinformationen. Das steht fest, oder? Das ist eine Tatsache. Also müssten wir darüber diskutieren können.«
    »Ein Cop wäre nützlicher als der Staatsanwalt.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Ein Cop ist nur Herr seiner eigenen Fälle. Ein Staatsanwalt hat letztlich alles unter Kontrolle.«
    »So wär’s mir lieber. Ich war mal ein Cop.«
    »Ich auch«, meinte Reacher.
    »Und ich muss sagen, dass Alex Rodin viele Fälle abwürgt. Die Leute nennen ihn übervorsichtig, aber vielleicht hat das andere Gründe.«
    »Sie sollten herausfinden, welche Art Fälle er abwürgt.«
    »Als ob ich nicht schon genug zu tun hätte!«
    Reacher nickte. Stellte seinen Becher ab. Stand auf.
    »Fangen Sie mit Oline Archer an«, sagte er. »Mit der Erschossenen. Sie ist jetzt am wichtigsten.«
    Dann trat er ans Fenster und suchte die Straße ab. Entdeckte nichts Verdächtiges. Also nickte er Franklin zu, ging den Flur entlang und verließ das Gebäude über die Außentreppe.
     
    Er blieb auf der obersten Stufe stehen und räkelte sich in der Wärme. Bewegte die Schultern, ballte die Hände zu Fäusten, streckte die Finger wieder, atmete tief durch. Er war verkrampft, weil er den ganzen Tag gefahren war und sich kaum bewegt hatte. Und leicht bedrückt, weil er sich verstecken musste. Es tat gut, einfach hoch über der Straße exponiert dazustehen und nichts zu tun. In aller Öffentlichkeit, am helllichten Tag. Unten, links von ihm, waren alle Autos bis auf den schwarzen Suburban weggefahren. Auf der Straße war es still. Er schaute nach rechts. Auf der Nord-Süd-Achse wurde der Verkehr allmählich dichter. Links schien er schwächer zu sein. Am besten holte er zunächst weit nach Westen aus, denn die Polizeistation musste sich hier in

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