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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Dopplerverschiebung wie das Sirenengeheul eines Krankenwagens veränderte.
    »Vorbeifahrer«, stellte Sokolow fest.
    »Irgendein Arschloch«, sagte Wladimir.
    Oben im zweiten Stock hörte Tschenko das Fahrzeug ebenfalls. Er ging durch ein leeres Schlafzimmer an ein im Westen liegendes Fenster und blickte hinaus. Sah ein großes schwarzes Ungetüm mit ungefähr sechzig Meilen vorbeirasen: mit aufgeblendeten Scheinwerfern, hellen Heckleuchten und so laut wummernder Musik, dass er glaubte, die Türverkleidungen aus zweihundert Metern Entfernung mitschwingen zu hören. Der Wagen röhrte vorbei. Wurde nicht langsamer. Er öffnete das Fenster, lehnte sich hinaus und verfolgte die nach Norden entschwindende Lichtblase. Sie verschwand hinter den skelettartigen Maschinen des Quetschwerks. Aber der Lichtschein hing weiter in der Luft. Nach einer Viertelmeile änderte er seine Farbe. Jetzt war er rot, nicht mehr weiß. Bremslichter, als der Fahrer vor sich ein Stoppschild sah. Die Lichtblase hielt eine Sekunde lang an. Dann erlosch das Rot, und der Lichtschein wurde wieder weiß, als der Wagen weiterraste.
    Der Zec rief vom ersten Stock herauf: »War er das?«
    »Nein«, antwortete Tschenko. »Bloß ein reicher Knabe auf einer Spritztour.«
     
    Reacher ging im Dunkel voraus: vier Menschen hintereinander auf dem Bankett der Asphaltstraße mit dem hohen Maschendrahtzaun des Quetschwerks links und großen runden Feldern jenseits der Straße rechts neben sich. Nach dem Röhren des Motors und dem Wummern der Musik fühlte die Stille sich vollkommen an. Außer dem Zischen des Wassers aus den Bewässerungsdüsen gab es hier keine Geräusche. Reacher hob eine Hand und blieb an der Stelle stehen, wo der Zaun rechtwinklig abbog und nach Osten führte. Der Eckpfosten war doppelt so dick und mit Winkeleisen abgestützt. Gras und Unkraut vom Straßenbankett bildeten hier einen hohen Wulst.
    Er trat vor und befand sich auf einer perfekten Diagonale zur Nordwestecke des Hauses. Seine Nord- und Westseite waren genau in einem Winkel von fünfundvierzig Grad sichtbar. Aufgrund der Diagonale betrug die Entfernung etwa zweihundertfünfzig Meter. Die Sicht war sehr schlecht. Fahler Mondschein fiel durch einzelne Wolkenlöcher, aber das war schon alles.
    Er machte einen Schritt zurück. Deutete auf Cash und dann auf den Fuß des Eckpfostens.
    »Das hier ist Ihre Stellung«, flüsterte er. »Probieren Sie sie aus.«
    Cash ging vor und ließ sich im Unkraut auf ein Knie sinken. Aus zwei Metern Entfernung war er bereits nicht mehr zu sehen. Er schaltete sein Nachtsichtgerät ein und hob sein Gewehr. Schwenkte es langsam von links nach rechts, von oben nach unten.
    »Erdgeschoss und zwei Stockwerke plus Keller«, flüsterte er. »Steiles Schindeldach, Holzverkleidung, viele Fenster, eine Tür nach Westen hinaus. In allen Richtungen keinerlei Deckung. Sie haben die gesamte Umgebung planiert. Nirgends wächst etwas. Dort draußen werden Sie wie ein Mistkäfer auf einem Bettlaken aussehen.«
    »Kameras?«
    Das Gewehr schwenkte gleichmäßig von links nach rechts. »Unter dem Dachvorsprung. Eine auf der Nordseite, eine im Süden. Auf den beiden anderen Seiten sieht’s bestimmt genauso aus.«
    »Wie groß sind sie?«
    »Wie groß möchten Sie sie denn haben?«
    »Groß genug, dass Sie sie treffen können.«
    »Witzbold. Wenn’s in Feuerzeuge eingebaute Geheimkameras wären, könnte ich sie von hier aus treffen.«
    »Okay, dann passen Sie auf«, flüsterte Reacher. »Die Sache läuft folgendermaßen ab: Ich beziehe meine Ausgangsstellung. Dann warten wir, bis Franklin wieder in seinem Büro ist und das Netzwerk einrichtet. Anschließend starte ich durch. Kommt mir etwas verdächtig vor, rufe ich Sie an, damit Sie auf diese Kameras schießen. Sobald ich’s sage, müssen Sie sie ausschalten. Zwei Schüsse, peng-peng. Das verschafft mir zehn bis zwanzig Sekunden Zeit.«
    »Negativ«, sagte Cash. »Ich schieße nicht mit scharfer Munition auf ein Holzhaus, in dem sich eine zivile Geisel aufhält.«
    »Sie ist natürlich im Keller«, sagte Reacher.
    »Oder auf dem Dachboden.«
    »Sie schießen auf den Dachvorsprung.«
    »Genau. Sie ist auf dem Dachboden, sie hört Schüsse, sie wirft sich zu Boden – und genau dorthin ziele ich. Was für einen die Zimmerdecke, ist für einen anderen der Fußboden.«
    »Ersparen Sie mir Ihre Theorien«, meinte Reacher. »Riskieren Sie’s einfach.«
    »Negativ. Ich tu’s nicht.«
    »Also wirklich, Gunny, Sie sind ein

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