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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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irgendwie aufgefallen. Er war ein nur wenig auffälliger Bürger. Tatsächlich ein völlig unauffälliger Bürger. Deshalb hat’s keinerlei Warnsignale gegeben.«
    »Haben Sie so was schon mal erlebt?«
    »Leider nur allzu oft. Bezieht man den District of Columbia mit ein, nimmt Indiana in Bezug auf Morde pro hunderttausend Einwohner den sechzehnten Platz von einundfünfzig ein. Schlimmer als New York, schlimmer als Kalifornien. Dies ist nicht die schlimmste Stadt des ganzen Staats, aber auch nicht die beste. Deshalb haben wir schon alles erlebt, und manchmal gibt es Warnsignale und manchmal eben nicht, aber wir wissen jedenfalls, was wir tun.«
    »Ich habe mit Alex Rodin gesprochen«, sagte Reacher. »Er ist beeindruckt.«
    »Das sollte er auch sein. Wir haben gute Arbeit geleistet. Sechs Stunden nach dem ersten Notruf war Ihr alter Kumpel so gut wie erledigt. Das Ganze war von Anfang bis Ende ein Fall wie aus dem Lehrbuch.«
    »Keinerlei Zweifel?«
    »Sagen wir’s mal so: Ich habe den Hergang am Samstagmorgen aufgeschrieben und seither nicht mehr sehr viel darüber nachgedacht. Der Fall ist abgeschlossen. Ungefähr der beste abgeschlossene Fall, den ich je gesehen habe, und ich habe etliche gesehen.«
    »Hat’s dann überhaupt Zweck, wenn ich mir jeden einzelnen Schritt erklären lasse?«
    »Aber natürlich! Der Chef meiner Spurensicherung wünscht sich nichts mehr, als seine Arbeit präsentieren zu dürfen. Er ist ein guter Mann und hat seinen Augenblick im Rampenlicht verdient.«
     
    Emerson führte Reacher ins Labor und stellte ihn nicht als James Barrs Freund, sondern als Beauftragten seiner Verteidigerin vor. Was die Atmosphäre ein wenig verbesserte. Dann ließ er ihn dort. Der Chef der Spurensicherung war ein ernst wirkender Vierzigjähriger namens Bellantonio. Sein Name klang überschwänglicher, als der Kerl selbst war. Er war groß, dunkel, hager und leicht gebeugt. Er hätte von Beruf Leichenbestatter sein können. Und er hatte James Barr in Verdacht, sich schuldig bekennen zu wollen. Er fürchtete, um seinen großen Auftritt vor Gericht gebracht zu werden, so viel stand fest. In einem abgesperrten Abteil der Polizeigarage hatte er auf langen Tischen in logischer Folge die Beweiskette ausgelegt, nur um sie Besuchern so vorführen zu können, wie er’s vor Gericht nie würde tun dürfen.
    Die Tische – weiße Klapptische, die vermutlich aus der Cafeteria stammten – nahmen alle drei Wände des Garagenabteils ein. Über ihnen verlief ein waagrechter Streifen aus Korkplatten, an die Hunderte von Computerausdrucken gepinnt waren. Die Blätter steckten in Klarsichthüllen und betrafen bestimmte Dinge, die jeweils genau unter ihnen lagen. In der Mitte des kleinen Raumes stand eng von Tischen umschlossen James Barrs beiger Dodge Caravan. In dem makellos sauberen, von Leuchtstoffröhren erhellten Garagenabteil wirkte der Minivan riesig und fremdartig. Er sah alt und schmutzig aus, roch nach Benzin, Öl und Gummi. Seine Schiebetür stand offen, und Bellantonio hatte einen Scheinwerfer so aufgestellt, dass er den Wagenboden anstrahlte.
    »Sieht alles sehr gut aus«, meinte Reacher.
    »Die beste Beweiskette, die mir je untergekommen ist«, sagte Bellantonio.
    »Okay, dann erklären Sie sie mir Schritt für Schritt.«
    Bellantonio begann mit dem orangeroten Markierungskegel. Er stand auf einem quadratischen Stück Pergamentpapier und wirkte hier seltsam deplatziert. Reacher sah Spuren des weißen Pulvers, mit dem Fingerabdrücke sichtbar gemacht wurden, und las die darüber ausgehängten Notizen. Barr hatte ihn angefasst, das stand außer Zweifel. Er hatte ihn mit der rechten Hand am oberen Ende gepackt, wo der Kegel schmaler wurde. Nicht nur einmal. Dabei hatte er Finger- und Handflächenabdrücke hinterlassen. Die Übereinstimmungen waren lachhaft zahlreich. Es gab weit mehr Vergleichspunkte, als jedes Gericht verlangt hätte.
    Das galt auch für den Quarter aus der Parkuhr, für die aufgefundene Patronenhülse. Bellantonio zeigte Reacher Laserausdrucke von Aufnahmen der Überwachungskamera, auf denen der Van zu sehen war, wie er kurz vor der Tat ins Parkhaus einfuhr und es kurz nach der Tat wieder verließ. Er zeigte ihm das Innere des Dodges, zeigte ihm die auf dem rauen neuen Beton gefundenen Fasern dieser Auslegeware, zeigte ihm die Hundehaare, zeigte ihm die Jeansstoff- und Trenchcoatfasern. Zeigte ihm ein Teppichbodenquadrat aus Barrs Haus, zeigte ihm die am Tatort entdeckten Fasern davon. Zeigte ihm

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