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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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bleiben.«
    »Ich hätte einen Grund erfinden können. Aber das habe ich nicht getan. Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Ich will nichts verbergen. Ich bin darauf angewiesen, dass Sie mir vertrauen. Ich muss Sie dazu bringen, mir zu glauben. Er ist ein unglücklicher Mann, vielleicht sogar im Kopf nicht ganz richtig. Aber diese Morde hat er nicht verübt.«
    Reacher schwieg.
    »Bleiben Sie weiterhin für alles offen?«, fragte sie.
    Reacher gab keine Antwort. Er zuckte nur mit den Schultern und ging davon.
     
    Er suchte nicht das Krankenhaus auf. Zog nicht die Stecker von James Barrs Geräten heraus. Stattdessen ging er in die Sport-Bar, nachdem er im Metropole Palace geduscht hatte. Der sechs Blocks lange Weg nach Norden führte wieder unter dem Highway hindurch in Richtung Stadtrand. Wie er beobachtet hatte, gab es für die Luxussanierung heruntergekommener Viertel im Süden eine Grenze, und nun stellte er fest, dass es auch nach Norden hin eine gab. Die Bar lag etwas jenseits dieser imaginären Linie. Sie war ein schlichtes quadratisches Gebäude, dessen ursprünglichen Zweck man nicht mehr erkennen konnte. Vielleicht ein Futtermittelgeschäft, vielleicht ein Verkaufsraum für Autos, vielleicht ein Billardsalon. Es hatte ein Flachdach, zugemauerte Fensteröffnungen und bemooste Wände, wo verstopfte Dachrinnen übergelaufen waren.
    Drinnen sah die Bar besser aus, aber sie war in einem Allerweltsstil eingerichtet und glich jeder anderen Sport-Bar, in der er jemals gewesen war. Sie bestand aus einem einzigen großen Raum, in dem die schwarz gestrichenen Lüftungsrohre der Klimaanlage unter der Decke hingen. An den Wänden und unter der Decke waren drei Dutzend Fernseher montiert. Dazu kamen die für Sport-Bars typischen Erinnerungsstücke: signierte Spielertrikots unter Glas, Footballhelme auf Regalen, dazu Eishockeyschläger, Basebälle, Basketbälle, Programmhefte von alten Spielen. Die Bedienungen waren ausschließlich weiblich und trugen Cheerleader-Uniformen; hinter der Bar standen ausschließlich Männer in den gestreiften Uniformen von Baseball-Schiedsrichtern.
    Auf allen Bildschirmen lief Football – an einem Montagabend unvermeidlich, vermutete Reacher. Manche Bildschirme gehörten zu normalen Fernsehern, manche zu Plasmafernsehern, und manche waren Projektoren. Dasselbe Ereignis wurde Dutzende von Malen gezeigt – alle in Farbe und Schärfe leicht unterschiedlich, manche groß, manche klein, manche hell, manche dunkel. Obwohl es ziemlich voll war, bekam Reacher einen eigenen Tisch. In einer Ecke, was ihm am liebsten war. Als eine gestresste Bedienung an seinen Tisch kam, bestellte er ein Bier und einen Cheeseburger. Dazu brauchte er keinen Blick auf die Speisekarte zu werfen. Bier und Cheeseburger gab es in jeder Sport-Bar.
    Er aß langsam, trank sein Bier und verfolgte das Spiel. Die Zeit verging, und die Bar wurde voller, was den Geräuschpegel steigen ließ. Aber niemand fragte, ob er sich mit an seinen Tisch setzen dürfe. Dazu wirkte Reacher zu abweisend. Er saß allein da und war von einer Stille umgeben, die zu sagen schien: Kommt mir nicht zu nahe.
    Dann ignorierte jemand diese Warnung und machte Anstalten, ihm Gesellschaft zu leisten. Das war zum Teil seine eigene Schuld. Als er von einem Fernsehschirm wegsah, fiel sein Blick auf eine junge Frau in seiner Nähe. Sie jonglierte ein Bier und einen Teller Tacos und war in jeder Beziehung sehenswert. Sie hatte eine rote Lockenmähne und trug eine weit aufgeknöpfte, über dem Nabel zusammengeknotete grüne Baumwollbluse sowie eine hautenge Hose, die aus Jeansstoff zu sein schien, aber aus Spandex sein musste. Diese Aufmachung unterstrich ihre Topfigur höchst vorteilhaft. Und sie trug Stiefel aus glänzendem Eidechsenleder. Hätte man im Lexikon unter C wie Country Girl nachgeschlagen, hätte einem ihr Bild entgegengelächelt. Sie schien zu jung für das Bier zu sein. Aber die Pubertät lag hinter ihr, das stand fest. Ihre Blusenknöpfe hatten Mühe, die Fülle zu bändigen. Und unter dem Spandex zeichnete sich kein Slip ab. Reacher betrachtete sie eine Sekunde zu lang, was sie als Einladung missverstand.
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte sie aus anderthalb Metern Entfernung.
    »Bitte sehr«, sagte er.
    Sie setzte sich. Nicht ihm gegenüber, sondern auf den Stuhl neben ihm.
    »Danke«, sagte sie.
    Sie trank aus ihrer Flasche, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Grüne Augen, glänzend, weit offen. Dann wandte sie sich ihm halb zu und

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