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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Pflichtverteidiger.
    «Auf keinen Fall», sagte Bill Shaw, der auf der anderen Seite des Tisches saß. Glaubst du etwa, wir werden ihm politisches Asyl gewähren?
    «Sie bieten uns gar nichts an», gab der Anwalt zu bedenken. «Ich wette, ich kann die Waffenanklage zerpflücken, und Ihre Verschwörungstheorie wird noch schneller in sich zusammenfallen.»
    «Sehr schön, Sir. Wenn es Sie glücklicher macht, entlassen wir ihn und geben ihm ein Flugzeugticket und sogar eine Begleitung. Mit der er auf dem schnellsten Weg heimkehrt.»
    «In ein Hochsicherheitsgefängnis.» Der öffentlich bestellte Verteidiger klappte die Akte mit der Aufschrift «Eamon Clark» zu. «Sie kommen mir keinen Zentimeter entgegen.»
    «Wenn er die Waffengeschichte und die Verschwörung zugibt und uns hilft, kann er ein paar Jahre in einem viel komfortableren Gefängnis verbringen. Wenn Sie aber glauben, daß wir einen verurteilten Mörder einfach laufen lassen, machen Sie sich selbst was vor, Mister. Was denken Sie eigentlich, worum es hier geht?»
    «Sie würden vielleicht staunen», sagte der Anwalt geheimnisvoll.
    «Ach ja? Ich gehe jede Wette ein, daß er zu Ihnen auch noch kein Wort gesagt hat», forderte der Agent den jungen Anwalt heraus und achtete genau auf dessen Reaktion. Auch Bill Shaw hatte sein zweites juristisches Staatsexamen gemacht, obgleich er seine Fachkenntnisse jetzt für die Sicherheit der Gesellschaft einsetzte und nicht für die Freiheit gemeingefährlicher Verbrecher.
    «Gespräche zwischen dem Anwalt und seinem Klienten sind vertraulich.» Der Anwalt praktizierte seit genau zweieinhalb Jahren. Er sah seine Aufgabe weitgehend darin, die Polizei von seinen Schäfchen fernzuhalten. Zuerst war er froh gewesen, daß Clark der Polizei und dem FBI so gut wie nichts gesagt hatte, aber er wunderte sich sehr darüber, daß Clark nicht einmal mit ihm reden wollte. Vielleicht konnte er doch noch einen Deal machen, trotz all dem, was dieser Kerl vom FBI da von sich gab. Aber, wie Shaw ihm eben auf den Kopf zugesagt hatte, es gab nichts, was er ihnen anbieten konnte. Er wartete eine Weile auf eine Reaktion des Agenten und bekam nur einen kühlen Blick. Er gab sich geschlagen. Na ja, in diesem Fall war die Chance sowieso nicht groß gewesen.
    «Das habe ich mir gedacht.» Shaw stand auf. «Richten Sie Ihrem Klienten aus, daß er sein ‹Lebenslänglich› weiter absitzen kann, wenn er bis übermorgen nicht auspackt. Vergessen Sie bitte nicht, es ihm zu sagen. Wenn er nach seiner Ankunft in England reden will, schicken wir ihm ein paar Leute nach. Das Bier soll drüben ja ganz gut sein, und vielleicht fliege ich selbst hin, um mich zu vergewissern.» Das einzige, was das Bureau gegen Clark einsetzen konnte, war Angst. Die Mission, an der er teilgenommen hatte, hatte dem Provisorischen Flügel empfindlich geschadet, und der Empfang, den sie ihm bereiten würden, würde dem jungen, leicht beschränkten Ned vielleicht nicht sehr gefallen. Er wäre in einem amerikanischen Gefängnis besser aufgehoben als in einem britischen, aber Shaw bezweifelte, daß ihm das bewußt war. Er bezweifelte übrigens auch, daß er klein beigeben würde. Vielleicht ließe sich etwas arrangieren, wenn er wieder zu Hause war.
    Der Fall lief nicht gut; aber er hatte nichts anderes erwartet. Solche Geschichten wurden entweder sofort geklärt, oder es dauerte Monate - oder Jahre. Die Leute, hinter denen sie her waren, waren zu schlau, um etwas für die Polizei zurückzulassen. Was ihm und seinen Männern zu tun blieb, war die altbekannte Routine. Aber das entsprach dem Handbuch der Fahndungsarbeit. Shaw wußte es besser als mancher andere: eines der Standardlehrbücher hatte er geschrieben.

18
     
    Ashley betrat das Antiquariat um vier Uhr. Als echter Sammler hielt er auf der Schwelle inne, um das Aroma auf sich einwirken zu lassen.
    «Ist Mr. Cooley nicht da?» fragte er die Verkäuferin.
    «Nein, Sir», erwiderte Beatrix. «Er ist auf Geschäftsreise im Ausland. Kann ich Ihnen helfen?»
    «Ja, bitte. Ich habe erfahren, daß Sie ein paar interessante Dinge eingekauft haben.»
    «O ja. Sie meinen sicher die Marlowe-Erstausgaben?» Beatrix hatte verblüffende Ähnlichkeit mit einer Maus. Ihr Haar war ungepflegt, von einem unscheinbaren Graubraun. Ihr Gesicht sah ein bißchen aufgedunsen aus; entweder sie ißt zuviel oder sie trinkt, dachte Ashley. Ihre Augen waren hinter dicken Brillengläsern versteckt. Sie kleidete sich zum Stil des Geschäfts passend - alles,

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