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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nachdenklich. Was belanglos erschienen war, bekam mit diesem einen Wort eine neue Bedeutung. Ashley schilderte kurz, was er herausbekommen hatte. Es war längst keine Spur, aber es war etwas, das man weiter untersuchen mußte. Keiner der beiden äußerte sich darüber, wie wichtig es sein könnte - sie hatten schon vielen solchen Dingen nachgehen müssen, ohne etwas zu finden, obgleich sie kein Detail außer acht gelassen hatten. Die Ermittlungen standen nicht still. Ihre Leute waren immer noch draußen und sammelten Informationen - von denen bisher keine einzige weitergeführt hatte. Dies war etwas Neues, das untersucht werden mußte, nicht mehr und nicht weniger. Für den Augenblick reichte das.
     
    In Langley war es elf Uhr morgens. Ryan war nicht zu den Sitzungen der CIA- und FBI-Leute zugelassen, die ihre Informationen über den Fall austauschten und besprachen. Marty Cantor hatte ihm erläutert, das FBI könne eventuell etwas gegen seine Anwesenheit haben. Es machte Jack nichts aus. Er würde die Protokolle nach dem Lunch bekommen, und das reichte ihm momentan. Cantor würde ihm nicht nur die Informationen des FBI unterbreiten, sondern auch die Meinungen und Ideen der leitenden Ermittler. Das war Ryan gar nicht so recht. Er zog es vor, nur die nackten Fakten zu betrachten, als unvoreingenommener Außenseiter. Es hatte vorher funktioniert, und es könnte wieder funktionieren, dachte - hoffte - er.
    «Die schöne Welt des internationalen Terroristen», hatte Murray auf den Eingangsstufen von Old Bailey zu ihm gesagt. Sie ist nicht sehr schön, dachte Jack, aber enorm groß, sie umfaßt alles, was einst für Griechen und Römer die zivilisierte Welt ausmachte. Im Moment beschäftigte er sich mit Daten, die von Aufklärungssatelliten gesammelt worden waren. Der gebundene Bericht vor ihm enthielt nicht weniger als sechzehn Karten, auf denen nicht nur Städte, Ortschaften und Straßen verzeichnet waren, sondern auch kleine rote Dreiecke, die für mutmaßliche Ausbildungslager von Terroristen standen. In vier Ländern. Sie wurden fast täglich von Spähsatelliten (deren Zahl Jack nicht erfahren durfte) fotografiert, die auf festen Umlaufbahnen um die Erde kreisten. Er konzentrierte sich auf die Lager in Libyen. Ein italienischer Agent hatte gemeldet, daß Sean Miller beim Verlassen eines Frachters im Hafen von Bengasi gesehen worden sei. Der Frachter fuhr unter zypriotischer Flagge und gehörte einer Firmengruppe, die so verschachtelt war, daß es keine große Rolle spielte, zumal er an eine andere, ganz ähnliche Gruppe verchartert war. Ein US-Zerstörer hatte ihn bei einer «zufälligen» Begegnung in der Straße von Messina fotografiert. Das Schiff war alt, aber überraschend gut erhalten und mit modernem Radar und erstklassiger Funkanlage ausgerüstet. Es wurde regelmäßig für Frachten von osteuropäischen Häfen nach Libyen und Syrien eingesetzt, und man wußte, daß es Waffen und Militärausrüstung von Ostblockländern zu Klientenstaaten im Mittelmeerraum beförderte. Diese Daten waren bereits zur weiteren Analyse an andere Abteilungen geleitet worden.
    Ryan stellte fest, daß die CIA und das Nationale Aufklärungsamt eine Reihe von Lagern in der nordafrikanischen Wüste beobachteten. Die datierten Aufnahmen jedes Lagers wurden von einer einfachen Graphik begleitet, und er beschäftigte sich gerade mit einem Platz, wo die meßbare Aktivität sich an eben dem Tag geändert hatte, an dem Millers Schiff in Bengasi festmachte. Zu seiner Enttäuschung stellte er fest, daß das gleiche noch für drei weitere Lager galt. Eines wurde nachweislich vom Provisorischen Flügel der Irisch-Republikanischen Armee benutzt - ein verurteilter Bombenleger hatte zugegeben, daß er dort ausgebildet worden war. Über die drei anderen wußte man nichts Genaues. Die Fotos zeigten, daß die Leute dort, abgesehen von der Lagermannschaft, die aus regulären libyschen Truppen bestand, Europäer waren. Jack stellte enttäuscht fest, daß man auf den Bildern keine Gesichter erkennen konnte, nur die Hautfarbe und, wenn die Sonne richtig stand, die Haarfarbe. Man konnte auch das Fabrikat von Geländefahrzeugen oder Lastern erkennen, aber die Nummernschilder waren nicht zu entziffern. Die nachts aufgenommenen Fotos waren seltsamerweise deutlicher. Tagsüber erzeugte die Hitze Luftwirbel, die sich auf die Qualität der Bilder auswirkten, nachts war die Luft kühler und stiller.
    Der dicke Ordner, dem seine Aufmerksamkeit galt, enthielt Fotos

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