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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Watkins schaute sich noch einige Minuten im Antiquariat um. Er wählte eine Keats-Ausgabe, die ebenfalls aus der Bibliothek des toten Grafen stammte, und zahlte sechshundert Pfund dafür, ehe er ging. Als er die Burlington Arcade verließ, achtete er nicht auf die junge Dame, die am Zeitungskiosk draußen stand, und konnte nicht wissen, daß am anderen Ende der Straße eine zweite wartete. Diejenige, die ihm folgte, war so aufgemacht, daß sie garantiert Aufmerksamkeit erregte; ihr orangefarbenes Haar hätte phosphoresziert, wenn die Sonne geschienen hätte. Sie folgte ihm zwei Häuserblocks nach Westen und ging, als er über die Straße in den Park schritt, in derselben Richtung weiter. Auf der Allee im Green Park stand jemand anders von der Polizei bereit.
     
    Abends trafen die Überwachungsberichte des Tages bei Scotland Yard ein und wurden wie immer in den Computer eingegeben. Es war eine gemeinsame Operation der Londoner Polizei und des Sicherheitsdienstes, der früher einmal MI-5 geheißen hatte. Anders als das FBI in Amerika waren die Leute von «Fünf» nicht befugt, Verdächtige festzunehmen, und mußten die Polizei zuziehen, um einen Fall abzuschließen. Das bedeutete, daß James Owens eng mit David Ashley zusammenarbeiten mußte. Owens stimmte voll und ganz mit dem Urteil überein, das sein Amtskollege vom FBI über den jüngeren Mann gefällt hatte: «ein hochnäsiger Fatzke».
    «Muster, Muster, Muster», sagte Ashley über seinem Tee, während er den Ausgang betrachtete. Sie hatten insgesamt neununddreißig Leute identifiziert, die im Besitz von Informationen gewesen waren oder gewesen sein konnten, welche für den Hinterhalt in der Mall und Millers Befreiung auf dem Weg zur Isle of Wight relevant gewesen waren. Jeder einzelne von ihnen wurde beschattet. Bis jetzt hatten sie einen heimlichen Homosexuellen entlarvt, außerdem zwei Männer und eine Frau mit Affären, die zum Scheidungsrichter führen konnten, und noch einen Herrn, der für sein Leben gern in den Kinos von Soho harte Pornos sah. Die Unterlagen vom Finanzamt ergaben nichts besonders Interessantes, die Lebensgewohnheiten auch nicht. Es gab eine ganz normale Skala von Hobbies, das übliche Interesse für Theater und Fernsehshows. Einige der Leute hatten einen erstaunlich großen Freundeskreis. Andere hatten überhaupt keine Freunde. Die Ermittler waren dankbar für diese traurigen, einsamen Menschen - denn die Freunde der anderen mußten zum Teil ebenfalls unter die Lupe genommen werden, und das kostete Zeit und weiteres Personal. Owens betrachtete das ganze Unternehmen als notwendiges Übel und war insgeheim angewidert. Es war das polizeiliche Äquivalent von Spannertum. Die Mitschnitte von Telefongesprächen - besonders solchen zwischen Liebespaaren - ließen ihn wieder und wieder zusammenzucken. Owens war ein Mensch, der das Bedürfnis des einzelnen nach Privatsphäre sehr hoch einschätzte. Derartige Schnüffeleien konnten ein Leben kaputtmachen. Aber er sagte sich, daß einer der Beschatteten es verdiente, und das war der Sinn der Übung.
    «Wie ich sehe, ist Mr. Watkins heute nachmittag in einem Antiquariat gewesen», bemerkte Owens, über seinen Ausdruck gebeugt.
    «Ja. Er sammelt Bücher. Ich übrigens auch», sagte Ashley. «Ich bin selbst schon ein- oder zweimal in dem Laden gewesen. Kürzlich ist ein großer Nachlaß verkauft worden. Vielleicht hat Cooley ein paar Dinge erworben, die Geoffrey haben möchte?» Der Sicherheitsbeamte nahm sich vor, gelegentlich wieder in das Antiquariat zu gehen und nicht nur auf die Bücher zu achten. «Er ist zehn Minuten geblieben und hat mit Dennis gesprochen ...»
    «Sie kennen ihn?» Owens blickte auf.
    «Er ist einer der besten in der Branche», sagte Ashley. «Ich hab' mal bei ihm eine Bronte für meine Frau gekauft, Weihnachten vor zwei Jahren, glaube ich. Er ist ein aufgeblasener Wicht, aber er versteht was von Büchern. Hm ... Geoffrey hat zehn Minuten mit ihm geredet, dann hat er etwas gekauft und ist gegangen. Was er wohl gekauft hat?» Ashley rieb sich die Augen. Er wußte schon nicht mehr, wie lange es her war, daß er mit diesen verfluchten Vierzehn- stundentagen angefangen hatte.
    «Die erste neue Person, die Watkins in mehreren Wochen gesehen hat», bemerkte Owens. Er dachte einen Moment darüber nach. Es gab bessere Anhaltspunkte als den, und die Zahl der Leute, die ihm zur Verfügung standen, war begrenzt.
     
    «Dann können wir uns in dem Punkt der Einreise einigen?» fragte der

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