Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Hause hält, Sir.»
«Eigentlich verstößt es gegen unsere Prinzipien, Leute für die Ermittlungen hinzuzuziehen, die persönlich betroffen sind», erklärte Greer.
«Dies ist nicht das FBI, Sir. Ich fahre nicht herum und befrage Leute. Das haben Sie eben selbst angedeutet. Ich weiß, daß Sie mich auf einer permanenten Basis haben wollen, Admiral. Wenn Sie mich wirklich haben wollen, erlauben Sie mir, mit etwas anzufangen, das für uns beide wichtig ist.» Jack verstummte und suchte ein anderes Argument. «Bei der Gelegenheit können wir auch feststellen, ob ich gut genug bin.»
«Einigen Leuten wird das nicht passen.»
«Ich erlebe neuerdings Sachen, die mir auch nicht passen, Sir, und ich muß damit leben. Wenn ich mich nicht irgendwie wehren kann, könnte ich ebensogut zu Hause bleiben und warten. Sie sind für mich die einzige Chance, etwas tun zu können, um meine Familie zu schützen, Sir.»
Greer drehte sich um und füllte seine Tasse an der Kaffeemaschine hinter seinem Schreibtisch neu. Er hatte Jack fast von dem Augenblick an gemocht, an dem er ihn kennengelernt hatte. Dies war ein junger Mann, der es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen, sich dabei aber nicht arrogant aufführte. Das war ein Punkt für ihn. Ryan wußte, was er wollte, aber er war nicht übereifrig. Er gehörte nicht zu denen, die von Ehrgeiz getrieben wurden, das war noch ein Punkt zu seinen Gunsten. Schließlich und endlich hatte er eine Menge erstklassige Anlagen, die entwickelt und in die richtige Richtung gelenkt werden konnten. Greer hielt immer die Augen nach vielversprechenden Talenten offen.
Er drehte sich um und schaute Ryan in die Augen. «Okay, Sie sind dabei. Marty koordiniert die Informationen. Sie werden ihm unmittelbar unterstellt sein. Ich hoffe, Sie reden nicht im Schlaf, mein Junge, weil Sie ein paar Dinge sehen werden, von denen Sie nicht mal träumen dürfen.»
«Sir, es gibt nur eins, wovon ich träumen werde.»
Dennis Cooley hatte einen arbeitsreichen Monat hinter sich. Die Erben eines Grafen hatten eine eindrucksvolle Sammlung von Büchern verkaufen müssen, um die Erbschaftssteuern bezahlen zu können, und Cooley hatte fast all sein flüssiges Kapital eingesetzt, um nicht weniger als einundzwanzig einzigartige Exemplare für sein Antiquariat zu sichern. Aber es war das Geld wert. Allein die seltene Erstausgabe von Christopher Marlowes Stücken! Vor allem hatte der nunmehr tote Graf streng darüber gewacht, daß seine Bücher in einem erstklassigen Zustand blieben. Sie waren alle mehrmals tiefgekühlt worden, um die Insekten zu töten, die die unschätzbaren Relikte der Vergangenheit entweihten. Der Marlowe war trotz der Wasserflecken auf dem Einband, die eine Reihe weniger kenntnisreicher Kunden abgeschreckt hatten, bemerkenswert gut erhalten. Cooley saß an seinem Schreibtisch und las gerade Die berühmte Tragödie des reichen Juden von Malta , als die Glocke bimmelte.
«Ist das das Buch, von dem ich gehört habe?» fragte der Kunde ohne Einleitung.
«In der Tat.» Cooley lächelte, um seine Überraschung zu kaschieren. Er hatte diesen Kunden eine Zeitlang nicht gesehen und war ein bißchen beunruhigt, daß er so schnell zurückkam.
«Es ist eines der wenigen erhaltenen Exemplare der Erstausgabe.»
«Ist es wirklich echt?»
«Selbstverständlich», entgegnete Cooley leicht pikiert. «Dafür bürge nicht nur ich, sondern auch ein Echtheitszertifikat von Sir Edmund Grey vom British Museum.»
«Mehr kann man nicht verlangen», meinte der Kunde.
«Ich fürchte, ich habe noch keinen Preis dafür festgesetzt.» Warum sind Sie hier?
«Der Preis spielt keine Rolle. Ich verstehe, daß Sie sich vielleicht selbst daran erfreuen wollen, aber ich muß es haben.» Das sagte Cooley, warum er gekommen war. Der Kunde beugte sich vor und schaute über Cooleys Schulter auf das Buch hinunter. «Wunderbar», sagte er und schob dem Antiquar einen kleinen Umschlag in die Tasche.
«Vielleicht könnten wir etwas arrangieren», gab Cooley nach. «In ein paar Wochen vielleicht.» Er blickte aus dem Fenster. Ein Mann betrachtete die Auslage des Geschäfts auf der anderen Seite der Galerie. Nach einem Augenblick hob er den Kopf und ging.
«Bitte etwas schneller», drängte der Kunde.
Cooley seufzte. «Kommen Sie nächste Woche wieder, und wir können vielleicht darüber reden. Sie wissen doch, ich habe noch andere Kunden.»
«Aber hoffentlich keine wichtigeren.»
Cooley zwinkerte zweimal. «In Ordnung.»
Geoffrey
Weitere Kostenlose Bücher