Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
der Welt.»
«Er ist dafür geboren», sagte Wilson.
Ryan dachte darüber nach. «Es gibt einen Unterschied zwischen Ihrem Land und meinem. Sie glauben, die Leute seien für etwas geboren. Wir glauben, daß sie hineinwachsen müssen. Es ist nicht dasselbe, Tony.»
«Na ja, aber Sie gehören jetzt dazu, Jack.»
«Ich glaube, ich sollte gehen.» David Ashley sah auf das Fernschreiben, das er in der Hand hielt. Es beunruhigte ihn, daß sie ausdrücklich ihn angefordert hatten. Die IRA wußte, wer er war, und sie wußte, daß der Sicherheitsdienst ihm diesen Fall übergeben hatte. Wie zum Teufel hatten sie das erfahren?
«Sie haben recht», sagte James Owens. «Da sie unbedingt mit uns reden wollen, werden sie uns vielleicht etwas Nützliches mitteilen. Es besteht natürlich ein gewisses Risiko. Sie könnten jemanden mitnehmen.»
Ashley überlegte. Es bestand die Möglichkeit, daß sie ihn entführten ..aber die IRA hatte einen Ehrenkodex. Sie benahmen sich wie Gentlemen - nach ihrer eigenen Definition. Sic ermordeten ihre Opfer kaltblütig, aber sie würden nie in den Drogenhandel einsteigen. Ihre Bomben mochten Kinder töten, aber sie entführten nie eines. Ashley schüttelte den Kopf.
«Nein, Leute vom Secret Service haben sich schon früher mit ihnen getroffen, und es hat nie Probleme gegeben. Ich fahre allein.» Er wandte sich zur Tür.
«Daddy!» Sally kam ins Zimmer gerannt, blieb kurz vor dem Bett stehen und überlegte, ob sie hinaufklettern konnte, um ihrem Vater einen richtigen Kuß zu geben.
«Hi, Daddy.» Sie küßte ihn auf die ausgestreckte Hand.
«Sally, wie geht es dir heute?»
«Sehr gut. Was ist das?»
«Man nennt es einen Gipsverband», antwortete Cathy Ryan, die jetzt ihren Mann auch richtig begrüßt hatte. «Ich dachte, du wolltest auf die Toilette, Sally.»
«Ich glaube, es ist da drüben», sagte Jack. «Aber ich bin nicht
sicher.»
«Das hab ich mir auch gedacht», erwiderte Cathy. «Los, komm jetzt, Sally.»
Hinter den beiden war ein Mann ins Zimmer getreten. Ryan betrachtete ihn - Ende zwanzig, sportlicher Typ und natürlich gut angezogen. Außerdem sieht er sehr gut aus, dachte er.
«Guten Tag, Doktor Ryan», sagte er. «Ich bin William Greville.»
Jack riet. «Welches Regiment?»
«Zweiundzwanzigstes, Sir.»
«Special Air Service?» Greville nickte, mit einem zurückhaltenden, aber stolzen Lächeln auf den Lippen.
«Sie schicken nur das Beste», murmelte Jack vor sich hin. «Sonst noch jemand?»
«Ja, ein Fahrer. Sergeant Michaelson, ein Polizist vom Diplomatenschutz.»
«Warum Sie und nicht ein weiterer Polizist?»
«Soweit ich es verstanden habe, möchte Ihre Frau etwas von der näheren und weiteren Umgebung sehen. Mein Vater kennt sich gut mit verschiedenen Schlössern aus, und Ihre Majestät dachte, Ihre Frau hätte gern einen, hm, einen Begleiter, der mit den Sehenswürdigkeiten vertraut ist. Vater hat mich durch fast jedes alte Haus in England geschleift, müssen Sie wissen.»
«Passen Sie gut auf sie auf ... Lieutenant?»
«Captain», verbesserte Greville. «Das werden wir tun, Sir.» Ryan sah dem jungen Offizier nach, als Cathy und Sally aus dem Bad zurückkamen.
«Wie findest du ihn?» fragte Cathy.
«Sein Daddy ist ein Graf!» verkündete Sally. «Er ist sehr nett.»
«Wie bitte?»
«Sein Vater ist Viscount Soundso», erläuterte seine Frau, während sie zum Bett ging. «Du siehst schon viel besser aus.»
«Du auch, Schatz.» Jack reckte den Hals, um seiner Frau den Kuß zu erleichtern.
«Jack, du hast geraucht!» Sie hatte ihm vor der Hochzeit so sehr zugesetzt, daß er das Rauchen aufgegeben hatte.
Ihr verdammter Geruchssinn, dachte er. «Sei nett zu mir, ich habe einen schweren Tag hinter mir.»
«Verräter!» zischte sie.
Ryan blickte zur Decke. Für die ganze Welt bin ich ein Held, aber ein paar Zigaretten reichen, daß meine Frau mich zum Verräter stempelt.
«Drück doch mal ein Auge zu, Schatz.»
«Wo hast du sie her?»
«Ich hab hier einen Bullen, der sich um mich kümmert. Er mußte vor ein paar Minuten irgendwohin.»
Cathy blickte sich nach der schuldigen Zigarettenschachtel um. Jack hatte sie unter dem Kopfkissen versteckt. Cathy setzte sich, und Sally kletterte auf ihren Schoß.
«Wie fühlst du dich?»
«Ich weiß, daß es da ist, aber ich kann damit leben. Wie ist es euch gestern abend ergangen?»
«Du weißt, wo wir jetzt wohnen, ja?»
«Ich habe es gehört.»
«Es ist wie im Märchen.» Dr. med. Caroline Muller
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