Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Terroristen ihnen nur etwas antun können, wenn sie zuerst Sie töten. Und genau das haben Sie getan, mein Freund.» Ryan hielt einen Moment inne, damit der Prinz von Wales seine Ausführungen verarbeiten konnte.
«Verdammt noch mal, Sie haben genau das Richtige getan!» Ryan beugte sich vor, bis seine Schulter ihn zwang, sich stöhnend zurückzulegen. Das Schmerzmittel schien doch nicht so gut zu sein. «Jesus, das tut weh. Sehen Sie, Sir, Sie saßen in der Falle und hatten nicht viele Möglichkeiten. Aber Sie benutzten Ihren Verstand und entschieden sich für die beste, die es gab. Vielleicht taten Sie es auch instinktiv. Ich hätte es nicht besser machen können. Es gibt also nichts, rein gar nichts, weswegen Sie sich Vorwürfe machen müssen. Und wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie Wilson. Er ist Bulle.» Der Prinz wandte den Kopf.
Der Beamte der Antiterror-Abteilung räusperte sich. «Verzeihen Sie, Königliche Hoheit, aber Doktor Ryan hat ganz recht. Wir haben gestern über ..., über dieses Problem gesprochen und sind zu demselben Schluß gekommen.»
Ryan blickte zu ihm hinüber. «Wie lange habt ihr dazu gebraucht, Tony?»
»Ungefähr zehn Minuten.»
«Das sind sechshundert Sekunden, Euer Hoheit. Aber Sie mußten ... wieviel Zeit hatten Sie? Fünf Sekunden? Vielleicht drei? Nicht viel für eine Entscheidung, bei der es um Leben und Tod geht, nicht? Hören Sie, Mister, ich würde sagen, Sie waren verdammt gut. Ihre Ausbildung hat sich gelohnt. Und wenn es ein anderer gewesen wäre, und Sie müßten sein Verhalten beurteilen, würden Sie dasselbe sagen, genau wie Tony und seine Freunde.»
«Aber die Presse ...»
«Oh, diese blöden Zeitungen!» zischte Ryan und fragte sich, ob er zu weit gegangen war. «Was verstehen die Reporter denn davon oder von irgendwas anderem? Sie dagegen sind ein Profi, ein Profi mit einer gründlichen militärischen Ausbildung. Sie haben oft genug bewiesen, daß Sie Mumm haben.»
Jack konnte sehen, daß der Prinz nachdachte. Er saß jetzt ein bißchen aufrechter. Das Lächeln auf seinen Lippen war trübe, aber wenigstens echt.
«Ich bin es nicht gewohnt, daß man so offen mit mir redet.»
«Sie können mir ja den Kopf abhacken lassen.» Ryan feixte. «Sie sahen so aus, als ob Sie es nötig hätten. Ich werde mich jetzt nicht entschuldigen, Sir. Statt dessen ... Warum sehen Sie nicht in den Spiegel da drüben? Ich wette, der Bursche, den Sie erblicken werden, sieht besser aus als der von heute morgen beim Rasieren.»
«Glauben Sie wirklich, was Sie da eben gesagt haben?»
«Selbstverständlich. Sie brauchen die Situation doch nur objektiv zu betrachten. Das Problem, vor das Sie gestern gestellt wurden, war übler als jede Aufgabe, die ich jemals in Quantico bekommen habe, aber Sie haben es geschafft. Hören Sie zu, ich will Ihnen eine Geschichte erzählen.
Es ist der erste Tag in Quantico, der erste Tag des Offizierskurses. Sie lassen uns antreten, und wir lernen unseren Schleifer kennen, Schützen-Sergeant Willie King, einen bulligen Schwarzen. Wir nannten ihn King Kong Zwo. Wie dem auch sei, er musterte uns von oben bis unten und sagt: ‹Mädels, ich hab' eine gute Nachricht für euch und eine schlechte. Die gute ist, wenn ihr beweist, daß ihr gut genug seid, um diesen Kurs zu überstehen, braucht ihr nichts mehr zu beweisen, solange ihr lebt.› Er wartet ein paar Sekunden, und dann: ‹Die schlechte Nachricht ist, daß ihr es mir beweisen müßt.›»
«Sie waren der Kursbeste», sagte der Prinz. Er war ebenfalls unterrichtet worden.
«In dem Kurs war ich nur dritter. Erster war ich dann beim Offiziers-Grundkurs. Aber ich kam einigermaßen zurecht. Ich werde den Drill-Lehrgang nie vergessen. Das einzig Leichte war schlafen - wenn man von morgens bis abends auf Trab ist, schläft man garantiert wie ein Stein. Aber sehen Sie, King Kong Zwo hatte beinahe recht.
Wenn man es in Quantico geschafft hat, weiß man, daß man etwas geleistet hat. Danach gab es nur noch eines, das ich beweisen mußte, und die Marines hatten nichts damit zu tun.» Ryan machte eine Pause. «Dieses eine heißt Sally. Na, jedenfalls sind Sie und Ihre Familie am Leben. Meinetwegen, ich habe dabei geholfen - aber Sie auch. Und wenn irgendein neunmalkluger Reporter etwas anderes sagt, haben Sie immer noch den Tower, nicht wahr? Ich erinnere mich, was letztes Jahr über Ihre Frau in der Presse stand. Zum Teufel, wenn jemand so über Cathy geredet hätte, hätte ich ihm für immer das Maul
Weitere Kostenlose Bücher