Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
kommen.»
Treffer! Ryan lächelte vor sich hin. Vielen Dank, Robby. Der Tip scheint Gold wert zu sein. Er fragte sich, ob dies ein Insider-Geschäft wäre, also eine strafbare Transaktion. Na ja, der ursprüngliche Hinweis konnte als Insider-Tip aufgefaßt werden, aber seine Entscheidung, Aktien zu kaufen, beruhte auf der legalen Information der Datenbank und des Maklers - und natürlich auf seiner eigenen Erfahrung als Börsenspekulant. Gut, es ist legal! Er konnte also machen, was er wollte.
«Was glauben Sie, wieviel Sie mir besorgen könnten?»
«Ich finde es nicht sehr vielversprechend.»
«Wie oft habe ich mich geirrt, Mort?»
«Wieviel möchten Sie?»
«Mindestens zwanzigtausend, und wenn es mehr gibt, kaufen Sie alles, was Sie kriegen können.» Er würde nie mehr als fünfzigtausend Aktien bekommen, aber er hatte beschlossen, es darauf ankommen zu lassen. Wenn der Kurs fiel, war es nur Geld, und es war über ein Jahr her, seit er das letztemal ein so gutes Gefühl gehabt hatte. Wenn sie den Auftrag von der Navy bekamen, würde sich der Wert der Aktien verzehnfachen. Die Firma mußte auch einen Tip bekommen haben. Sie kauften ihre Aktien zurück, um damit - falls er recht hatte - das Eigenkapital zu vergrößern, so daß sie expandieren konnten. Holoware setzte auf die Zukunft, mit einem großen Einsatz.
Die Leitung war fünf Sekunden stumm.
«Was wissen Sie, Jack?» fragte der Makler endlich.
«Ich habe eine Eingebung.»
«Okay ... zwanzigtausend plus ... Ich ruf' Sie morgen um zehn an. Meinen Sie, ich sollte...?»
«Es ist wie Roulette, aber ich glaube, meine Nummer kommt.»
«Danke. Sonst noch etwas?»
«Nein. Ich muß jetzt runter zum Nachtessen. Schönen Abend, Mort.»
«Bis morgen.» Beide Männer legten auf. Der, der am anderen Ende der Leitung saß, beschloß sofort danach, tausend Aktien für sich zu kaufen. Ryan fiel manchmal auf die Nase, aber wenn er richtig lag, lag er meist sehr richtig.
«Der erste Weihnachtstag», sagte O'Donnell gelassen. «Perfekt.»
«Ist das der Tag, an dem sie Sean verlegen?» fragte McKenney.
«Er verläßt London um vier Uhr morgens in einem Häftlingstransporter. Eine gute Nachricht. Ich hatte schon Angst, daß sie einen Hubschrauber nehmen würden. Leider kein Wort über die Route ...» Er las weiter. «Aber sie wollen um halb neun die Fähre in Lymington nehmen. Sehr gut geplant. So früh, daß kein starker Verkehr herrschen wird. Alle werden damit beschäftigt sein, Geschenke auszupacken und sich für die Kirche umzuziehen. Womöglich hat der Transporter die Fähre sogar für sich allein ... Wer hätte gedacht, daß sie sich ausgerechnet Weihnachten für die Verlegung aussuchen?»
«Dann werden wir Sean rausholen?»
«Michael, wenn unsere Männer im Bau sitzen, nützen sie uns nicht viel, nicht wahr? Wir beide fliegen morgen früh nach London. Ich denke, wir werden dann nach Lymington hinunterfahren und uns die Fähre mal genauer ansehen.»
9
Mein Gott, wie ich mich darauf freue, wieder zwei Arme zu haben», rief Ryan aus.
«Noch zwei Wochen, höchstens drei», erinnerte Cathy ihn. «Und laß bitte die Hand in der Schlinge!»
«Ja, Schatz.»
Es war gegen zwei Uhr morgens, und nichts lief so, wie es sollte - das heißt, eigentlich war alles so wie sonst. Es gehörte zur Weihnachtstradition der Ryans - einer erst drei Jahre alten Tradition, aber irgendwann müssen Traditionen ja anfangen -, daß die Eltern, nachdem sie Sally ins Bett gebracht hatten, aus einem Kellerzimmer, das ein Vorhängeschloß hatte, die Spielsachen ihrer Tochter nach oben brachten, um sie zusammenzusetzen. Die letzten beiden Jahre war die Zeremonie von mehreren Flaschen Champagner begleitet worden. Das Montieren von Spielsachen war eine ganz andere Übung, wenn die Monteure einen Schwips hatten. Es war ihre Art, in Weihnachtsstimmung zu kommen.
Bis jetzt war alles gutgegangen. Jack war mit seiner Tochter zum Kindergottesdienst gefahren und hatte sie kurz nach neun Uhr zu Bett gebracht. Gegen Mitternacht kamen die Eltern zu dem Schluß, daß sie nunmehr tief genug schlafen müsse, um nicht von ein wenig Krach aufzuwachen. Dann hatte der Spielzeugtreck begonnen, wie Cathy es nannte. Beide Elternteile zogen die Schuhe aus, um möglichst wenig Lärm auf der Holztreppe zu machen, und gingen in den Keller. Jack hatte natürlich den Schlüssel für das Vorhängeschloß vergessen und mußte wieder ins Schlafzimmer hoch, um ihn zu holen. Sie mußten vier Touren nach oben
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