Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
wir schon verheiratet sind›!»
Er küßte sie wieder und stand auf. Vorsichtig trat er um die Kollektion von Spielsachen herum, ging zum Baum und kam mit einer kleinen, in grünes Weihnachtspapier gewickelten Schachtel zurück. Er setzte sich neben seine Frau und drückte die Schulter an ihre, als er die Schachtel in ihren Schoß fallen ließ.
«Frohe Weihnachten, Cathy.»
Sie packte das Geschenk begierig wie ein Kind aus, zerriß das Papier aber nicht, sondern schlitzte es mit den Fingernägeln auf. Sie fand eine weiße Pappschachtel und darin ein schwarzes Etui. Langsam öffnete sie es.
Da lag eine breite goldene Halskette. Ihr Gewicht und die wunderbare Arbeit ließen erkennen, daß sie nicht billig gewesen war. Cathy Ryan holte tief Luft. Ihr Mann hielt den Atem an. Er war in Modefragen alles andere als bewandert und hatte sich deshalb von Sissy Jackson und einem sehr geduldigen Verkäufer im Schmuckgeschäft beraten lassen. Gefällt sie dir?
«Ich gehe damit besser nicht schwimmen.»
«Aber du brauchst sie nicht abzunehmen, wenn du dir den Hals wäschst», sagte Jack. «Da.» Er nahm sie aus dem Etui und legte sie ihr um. Er zielte beim ersten einhändigen Versuch richtig und traf die Schließe.
«Du hast es geübt!» Sie strich mit einer Hand über die Kette und sah ihn an. «Du hast geübt, sie mir umzubinden, stimmt's?»
«Ja, eine Woche lang, im Büro», antwortete er. «Das Einpacken war auch kein Kinderspiel.»
«Sie ist wunderschön. Oh, Jack!» Sie umarmte ihn, und er gab ihr einen Kuß auf den Halsansatz.
«Danke, Schatz. Danke, daß du meine Frau bist. Danke, daß du meine Kinder zur Welt bringst. Danke, daß ich dich lieben darf.»
Cathy blinzelte zwei Tränen fort. Sie gaben ihren blauen Augen einen Schimmer, der ihn zum glücklichsten Mann der Welt machte.
«Nur etwas, was ich zufällig gesehen habe», sagte er beiläufig. Eine Lüge. Er hatte gut neun Stunden danach gesucht, in sieben Geschäften in drei Einkaufszentren. «Und es sagte einfach: ‹Ich bin für sie gemacht worden.›»
«Jack, was ich für dich habe, ist lange nicht so ...»
«Sei still. Wenn ich morgens aufwache und dich neben mir sehe, habe ich das schönste Geschenk, das es gibt.»
«Du bist ein sentimentaler Bursche aus irgendeinem rührseligen Roman des neunzehnten Jahrhunderts. Aber macht nichts.»
«Sie gefällt dir?» fragte er vorsichtig.
«Du Dummkopf - sie ist wunderschön!» Sie küßten sich wieder. Jack hatte seine Eltern vor Jahren verloren. Seine Schwester lebte in Seattle, und die meisten von seinen Verwandten waren in Chicago. Alles, was er liebte, war in diesem Haus: seine Frau, sein Kind - und sein nächstes Kind.
Um die Zeit, als Ryan mit dem Puppenhaus anfing, verließen vier identische blaue Transporter im Abstand von fünf Minuten das Gefängnis von Brixton. Die erste halbe Stunde fuhren sie auf Nebenstraßen durch Londoner Randbezirke. In jedem saßen zwei Polizisten, die durch die kleinen Fenster in den hinteren Türen spähten, um zu sehen, ob sie auf ihrem Zickzackkurs durch die Stadt verfolgt wurden.
Sie hatten sich einen guten Tag ausgesucht. Es war ein mehr oder weniger typischer englischer Wintermorgen. Die Transporter fuhren durch Nebelschwaden und eisigen Regen. Vom Kanal wehte ein starker Wind, und es war, was noch mehr zählte, dunkel. Die Sonne würde erst in einigen Stunden aufgehen, und die blauen Wagen waren in diesen Nachtstunden so gut wie unsichtbar.
Die Sicherheitsmaßnahmen waren so streng, daß Sergeant Bob Highland von der Antiterror-Abteilung nicht mal wußte, daß der Transporter, mit dem er das Gefängnis verließ, der dritte Wagen war. Er wußte allerdings, daß er kaum zwei Meter von Sean Miller entfernt saß und daß sie zu der kleinen Hafenstadt Lymington fuhren. Um zur Isle of Wight zu kommen, hatten sie die Wahl zwischen drei Häfen und drei verschiedenen Beförderungsmitteln: normale Autofähre, Hovercraft und Tragflügelboot. Sie hätten auch von Gosport mit einem Hubschrauber der Royal Navy fliegen können, doch Highland brauchte nur einen kurzen Blick zum sternlosen Himmel zu werfen, um diese Möglichkeit auszuschließen. Außerdem ließ es sich nicht mit der Sicherheit vereinbaren. Bis jetzt wußten nicht mehr als dreißig Leute, daß Miller heute morgen verlegt wurde. Miller selbst hatte es erst vor drei Stunden erfahren, und sie hatten ihm immer noch nicht gesagt, in welches Gefängnis er kam.
Der britische Strafvollzug hatte in den letzten Jahren
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