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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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peinliche Schwachstellen offenbart. Die alten festungsartigen Zuchthäuser an abgelegenen Orten wie Dartmoor in Cornwall waren alles andere als ausbruchsicher, so daß man auf der Isle of Wight zwei neue Hochsicherheitsgefängnisse gebaut hatte, Albany und Parkhurst. Das bot viele Vorteile. Eine Insel war von Natur aus leichter zu bewachen, und diese hatte nur vier reguläre Häfen. Die neuen Gefängnisse waren etwas komfortabler als die Zuchthäuser aus dem letzten Jahrhundert. Die Zeit brachte es so mit sich, und Highland hatte nichts dagegen einzuwenden. Die besseren Lebensbedingungen für die Häftlinge waren nämlich mit Anlagen verbunden, die ein Ausbrechen sehr schwierig machen sollten - nichts machte es unmöglich, aber die neuen Gefängnisse hatten Fernsehkameras, die jeden Zentimeter der Mauer erfaßten, elektronische Alarmanlagen an den unwahrscheinlichsten Ecken und Posten mit automatischen Waffen.
    Highland reckte sich und gähnte. Mit einigem Glück würde er am frühen Nachmittag wieder zu Hause sein, so daß seine Familie Weihnachten nicht ganz auf ihn verzichten mußte.
    «Ich sehe nichts Verdächtiges», sagte der andere Polizeibeamte, die Nase an das kleine Glasrechteck in der Tür drückend. «Es sind kaum Autos unterwegs, und keins davon folgt uns.»
    «Mir kann es nur recht sein», antwortete Highland. Er drehte sich um und blickte zu Miller.
    Der Gefangene saß vorn auf der rechten Bank. Er trug Handschellen, von denen eine Kette zu seinen ebenfalls gefesselten Füßen führte. Mit Glück und ein wenig Hilfe würde ein Mann, der so gefesselt war, vielleicht mit einem krabbelnden Baby Schritt halten können, aber schon ein zweijähriges Kind würde ihn weit hinter sich lassen. Miller hielt die Augen geschlossen und lehnte den Kopf zurück, während der Wagen über das Kopfsteinpflaster holperte. Er schien zu schlafen, aber Highland wußte es besser. Miller hatte sich wieder in sich selbst zurückgezogen und hing irgendwelchen Betrachtungen nach.
    Woran denken Sie, Mr. Miller? hätte der Polizeibeamte gern gefragt. Nicht daß er es versäumt hatte, Fragen zu stellen. Seit dem Anschlag in der Mall hatten er und einige andere Kriminalbeamte fast jeden Tag diesem jungen Mann an einem primitiven Holztisch gegenübergesessen und versucht, ein Gespräch in Gang zu bringen. Ein dickes Fell hat der Bursche, mußte Highland zugeben. Er hatte nur ein einziges überflüssiges Wort gesagt, und auch das erst vor neun Tagen. Ein Oberaufseher, der sich mehr von seinem gerechten Zorn als von seiner Berufsehre leiten ließ, hatte ein Abflußproblem in Millers Zelle als Vorwand benutzt, um ihn vorübergehend in eine andere zu verlegen. In dieser anderen saßen gewöhnliche Untersuchungshäftlinge, also keine der politisch motivierten, mit denen C-13 zu tun hatte. Der eine wartete auf seine Verurteilung wegen einiger brutaler Raubüberfälle, der andere hatte einen Ladenbesitzer in Kensington erschossen und wartete ebenfalls auf seinen Prozeß. Beide wußten, wer Miller war, und haßten den kleinen jungen Mann genug, um ihn für ihre eigenen Verbrechen büßen zu lassen, die sie ohnehin wenig bereuten. Als Highland gekommen war, um ihn zu einer weiteren Vernehmung abzuholen, die sicher genausowenig bringen würde wie die vorangegangenen, lag Miller ohne Hose mit dem Gesicht nach unten in der Zelle, und der Mann, der die Raubüberfälle verübt hatte, vergewaltigte ihn so grausam, daß der Kriminalbeamte Mitleid mit dem Terroristen empfunden hatte.
    Die beiden gewöhnlichen U-Häftlinge hatten sich auf Highlands Befehl zurückgezogen, und als der Aufseher die Zellentür geöffnet hatte, hatte Highland persönlich Miller geholfen und zur Ambulanz gebracht. Und dabei hatte Miller mit ihm geredet, ein einziges Wort aus den geschwollenen, aufgeplatzten Lippen: «Danke.»
    Bulle rettet Terroristen, dachte Highland, das wäre eine schöne Schlagzeile gewesen. Der Oberaufseher hatte natürlich unschuldig getan. Der Abfluß in Millers Zelle funktionierte tatsächlich nicht, der Reparaturauftrag war irgendwie verschütt gegangen, verstehen Sie, und man hatte ihn gerufen, um woanders ein paar Leute zu beruhigen. Er habe von jenem Ende des Blocks keinen Ton gehört. Keinen Ton. Millers Gesicht war zu einem blutigen Brei geschlagen worden, und er würde die nächsten paar Tage gewiß keine WC-Probleme haben. Highlands Mitgefühl für Miller war von kurzer Dauer gewesen. Aber er war immer noch zornig auf den Oberaufseher. Er

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