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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Weihnachtsdinner war für vier Uhr angesetzt - er hörte abrupt auf, an dieses Ereignis zu denken.
    Die Cenlac erreichte den Solent, den Kanal zwischen dem britischen Festland und der Isle of Wight. Wenn das geschütztes Gewässer ist, dachte Highland, möchte ich nicht wissen, wie der offene Ozean ist. Die Fähre war nicht sehr groß und nicht so schnittig gebaut wie ein Hochseedampfer. Die Böen erwischten sie an Steuerbord, die hohen Wellen ebenfalls, und sie begann bedrohlich zu schlingern.
    «Verdammte Scheiße», brummte der Sergeant vor sich hin. Er blickte zu Miller. Der Terrorist hatte seine Haltung kein bißchen verändert. Er saß immer noch da wie eine Statue, den Kopf an die Wand gelehnt, die Augen geschlossen, die Hände im Schoß. Highland beschloß, das gleiche zu versuchen. Es hatte keinen Sinn, weiter aus dem Rückfenster zu starren. Hier war kein Verkehr mehr, auf den sie achtgeben mußten. Er lehnte sich zurück und legte die Füße auf die linke Sitzbank. Irgendwo hatte er mal gelesen, daß Augenzumachen ein gutes Mittel gegen Übelkeit sei. Von Miller hatte er nichts zu befürchten. Highland hatte natürlich keine Pistole, und die Schlüssel der Hand- und Fußschellen waren in der Tasche des Fahrers. Also schloß er die Augen, damit sein Innenohr sich an das Schlingern gewöhnen konnte, ohne die beunruhigenden Signale zu bekommen, die die Sehnerven senden würden, wenn sie die scheußlichen Bewegungen der Fähre wahrnähmen. Es half ein bißchen. Sein Magen teilte ihm jedoch bald mit, daß er den gegenwärtigen Zustand nicht als befriedigend empfand, aber es wurde nicht zu schlimm. Highland hoffte, daß die rauhere See weiter draußen es nicht ändern würde. Sie würde es nicht.
    Die Detonationen automatischer Waffen ließen seinen Kopf einen Moment später hochfahren. Er hörte Schreie von Frauen und Kindern, und dann kurze Rufe von Männern. Eine Autohupe fing an zu plärren und hörte nicht auf. Neue Schüsse. Highland erkannte das kurze Bellen der automatischen Dienstpistole eines Polizisten - das sofort vom Stakkato einer MP beantwortet wurde. Es konnte nicht länger als eine Minute gedauert haben. Die Sirene der Cenlac schrillte los und verstummte nach ein paar Sekunden, während die Autohupe weiter plärrte. Keine gellenden Angstschreie mehr, nur noch die dumpferen Laute namenlosen Entsetzens. Dann ratterten noch zwei oder drei MP-Salven, und dann war es still. Highland fürchtete die Stille mehr als den Krach. Er blickte aus dem Fenster und sah nur einen Pkw und dahinter das dunkle Meer. Er langte wider besseres Wissen in die Jacke, in die linke Achselhöhle, nach der Pistole, die nicht da war.
    Woher haben sie es gewußt - woher haben die Schufte gewußt, daß wir hier sein würden?
    Jetzt ertönten wieder Rufe, Befehle, die niemand mißachten würde, der diesen ersten Weihnachtstag überleben wollte. Highlands Hände ballten sich zu Fäusten. Er drehte sich zu Miller um. Jetzt starrte der Terrorist ihn an. Der Sergeant hätte lieber ein grausames Lächeln auf dem jungen Gesicht gesehen als diesen leeren Ausdruck.
    Die Autotür zitterte unter dem Schlag einer flachen Hand.
    «Aufmachen, oder wir pusten die Tür weg!»
    «Was sollen wir tun?» fragte der andere Polizist.
    «Wir machen auf.»
    «Aber ...»
    «Aber was? Sollen wir vielleicht warten, bis sie ein Kind erschießen? Sie haben gewonnen.» Highland legte die Griffe nach unten. Beide Türen wurden aufgerissen.
    Dort standen drei maskierte Männer mit automatischen Waffen in den Händen.
    «Her mit den Schießeisen!» befahl der größte. Highland registrierte den irischen Akzent, staunte aber nicht weiter darüber.
    «Wir sind beide unbewaffnet», sagte er. Er hielt die Hände hoch.
    «Raus. Einer nach dem andern, und flach auf das Deck legen.» Die Stimme gab sich nicht mit Drohungen ab.
    Highland stieg aus, ging in die Knie und bekam einen Tritt in den Rücken, der ihn hinwarf. Er fühlte, wie der andere Polizist sich neben ihn legte.
    «Hallo, Sean», sagte eine andere Stimme. «Du hast doch nicht geglaubt, wir würden dich vergessen?»
    Miller sagte immer noch nichts. Highland registrierte es verwundert. Er hörte das Klirren der Kette, als der Mann durch den Wagen humpelte. Er sah, wie die Schuhe eines anderen Mannes, der ihm sicher heraushelfen wollte, zur Tür gingen.
    Der Fahrer muß tot sein, dachte Highland. Die Killer hatten seine Schlüssel. Er hörte, wie die Handschellen aufgeschlossen wurden, und dann langten zwei

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