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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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fühlte sich als Profi beleidigt. Was der Mann getan hatte, war einfach falsch und könnte der erste Schritt auf einem Weg sein, der zu Streckbett und glühenden Kneifzangen zurückführte. Das Gesetz war nicht so sehr gemacht worden, um die Gesellschaft vor den Kriminellen zu schützen, als dazu, die Gesellschaft vor sich selbst zu schützen. Das war eine Wahrheit, die nicht mal alle Kriminalbeamten richtig kapierten, aber Highland hatte die Lektion nach fünf Jahren in der Antiterror-Abteilung gelernt und sich zu eigen gemacht.
    Miller hatte immer noch rote Narben im Gesicht, aber er war jung, und sie würden bald verheilen. Er war nur wenige Minuten lang ein Opfer gewesen, ein menschliches Opfer. Highland hatte große Mühe, ihn als Mitmenschen zu sehen, aber als Profi mußte er es. Auch du und deinesgleichen seid Menschen. Er blickte wieder aus dem Rückfenster.
    Die Fahrt war langweilig, aber ohne Radio und Gespräche war nichts anderes zu erwarten, und die fortwährende Wachsamkeit, ob etwas passierte, das mit fast hundertprozentiger Gewißheit nicht passieren würde, machte einen auch nicht munter. Highland wünschte, er hätte Kaffee in seiner Thermosflasche, nicht Tee. Sie sahen, wie Woking hinter ihnen zurückblieb, dann Aldershot und Farnham. Sie waren jetzt in Südengland, der Gegend der Landsitze. Rechts und links sahen sie die prachtvollen Häuser der Leute, die zum Vergnügen ausritten, und die weniger prachtvollen derer, die bei ihnen angestellt waren. Schade, daß es dunkel ist, dachte Highland, sonst wäre es einigermaßen erträglich. In vielen Tälern hing Nebel, und immer wieder trommelten Regenschauer auf das Metalldach des Transporters, dessen Fahrer auf den schmalen, gewundenen Straßen in diesem Landesteil besonders aufpassen mußte. Das einzig Gute war, daß außer ihnen fast niemand unterwegs war. Hier und dort erblickte Highland ein Fenster, aus dem Licht fiel, aber sonst gab es kaum ein Zeichen von Leben um diese frühe Morgenstunde.
    Später nahmen sie die M-27, um nicht durch Southampton fahren zu müssen, und bogen dann nach Süden auf die Straße nach Lymington, eine «Straße erster Ordnung», die aber auch nur eine bessere Landstraße war. Alle paar Kilometer kamen sie durch ein Dorf. Das Wetter wurde noch schlechter. Sie waren nur noch wenige Kilometer von der Küste entfernt, und der Wind pfiff mit fünfzig Stundenkilometern um den Transporter. Er blies den Nebel fort, trieb aber kalte Regenschwaden vor sich her und rüttelte fühlbar am Wagen.
    «Schlechter Tag für eine Schiffsreise», bemerkte der andere Polizist.
    «Angeblich dauert es nur eine halbe Stunde», sagte Highland, dem beim bloßen Gedanken an die Fähre schon flau im Magen wurde. Obgleich in einer Nation von Seefahrern geboren, haßte er Bootsfahrten jeglicher Art.
    «Bei diesem Sauwetter? Wir können froh sein, wenn wir es in einer Stunde schaffen.» Der andere begann ein Seemannslied vor sich hin zu summen, während Highland bedauerte, daß er zu Hause so ausgiebig gefrühstückt hatte.
    Nicht mehr zu ändern, sagte er sich. Wenn wir den Kerl abgeliefert haben, geht's auf dem schnellsten Weg nach Hause. Morgen und übermorgen habe ich Urlaub. Ich habe es mehr als verdient. Dreißig Minuten später erreichten sie Lymington.
    Highland war schon mal hier gewesen, und er erinnerte sich an mehr, als er jetzt sehen konnte. Der Wind hatte sich zum Sturm ausgewachsen, und aus Südwest peitschten heftige Böen über das Wasser. Er wußte von der Karte her, daß die Überfahrt zur Isle of Wight größtenteils durch geschützte Gewässer führte - ein relativer Begriff, aber immerhin etwas. Die Cenlac wartete am Kai auf sie. Dem Kapitän war erst von einer halben Stunde mitgeteilt worden, daß ein besonderer Passagier unterwegs sei. Das erklärte die vier bewaffneten Polizisten, die auf der Fähre verteilt waren. Sicher, eine unauffällige Operation, die die anderen Passagiere, von denen viele Taschen mit leicht zu erratendem Inhalt bei sich hatten, nicht weiter stören würde.
    Die Fähre von Lymington nach Yarmouth legte um Punkt halb neun Uhr ab. Highland und der andere Beamte blieben hinten im Wagen sitzen, während der Fahrer und der bewaffnete Polizist, der vorne gesessen hatte, draußen standen. Noch eine Stunde, sagte Highland sich, und dann ein paar Minuten, um ihn abzuliefern, und dann fahren wir gemütlich zurück nach London. Vielleicht kann ich mich sogar noch hinhauen und ein bißchen schlafen. Das

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