Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Verzeihen Sie, Mr. Shaw, aber ich fürchte, wir bei der Truppe sind nicht immer beeindruckt von dem Zeug, das die Nachrichtenleute uns liefern.»
«Ich habe gewußt, daß es ein Fehler sein würde, hierherzukommen», bemerkte Shaw. «Sehen Sie, Dan sagte mir am Telefon, er habe kein einziges Indiz, das vermuten lassen könnte, hier würde irgend etwas Ungewöhnliches passieren. Ich habe mich die letzten Tage mit dem Material beschäftigt, das wir über diesen Verein haben, und es gibt absolut keinen Anhaltspunkt. Dan folgt einfach seinem Instinkt. Als Bulle lernt man das im Lauf der Zeit.»
Nun nickte Robby. Piloten verlassen sich ebenfalls auf ihren Instinkt. Das sagte ihm etwas.
«Also?» Jack lehnte sich zurück. «Was soll ich tun?»
«Die beste Verteidigung gegen Terroristen besteht darin, jede Routine zu vermeiden. Das lernen zum Beispiel auch Manager bei Sicherheitslehrgängen. Nehmen Sie jeden Tag einen anderen Weg zur Arbeit. Fahren Sie nicht immer zur selben Zeit los. Behalten Sie den Rückspiegel im Auge. Wenn Sie drei oder vier Tage hintereinander dasselbe Fahrzeug sehen, notieren Sie die Nummer und rufen Sie mich an. Es ist keine große Sache - Sie brauchen nur ein bißchen mehr aufzupassen. Mit etwas Glück werden wir Sie in ein paar Tagen oder Wochen anrufen und Ihnen sagen können, daß Sie das Ganze vergessen können. Ich jage Ihnen sicher einen unnötigen Schreck ein, aber Sie wissen ja, Vorsicht ist besser als Nachsicht.»
«Und wenn Sie Informationen bekommen, die Dans Instinkt bestätigen?» fragte Jack.
«Dann sage ich Ihnen zwei Minuten später Bescheid. Wir haben was gegen die Vorstellung, daß Terroristen hier bei uns tätig werden. Wir arbeiten verdammt hart, um das zu verhindern, und bisher haben wir Erfolg gehabt.»
«Wieviel davon war Glück?» fragte Robby.
«Nicht so viel, wie Sie denken», entgegnete Shaw. «Nun, Doktor Ryan, es tut mir wirklich leid, Sie mit etwas zu beunruhigen, das wahrscheinlich gar nicht existiert. Da ist meine Karte. Rufen Sie mich sofort an, wenn wir etwas für Sie tun können.»
«Danke, Mr. Shaw.» Jack warf einen Blick auf die Karte und sah dem Agenten nach. Er schwieg einige Sekunden. Dann schlug er sein Telefonverzeichnis auf und wählte 011-44-1-499-9000. Es dauerte mehrere Sekunden, bis es in London klingelte.
«Amerikanische Botschaft», antwortete die Telefondame, die sofort abgenommen hatte.
«Verbinden Sie mich bitte mit Mr. Murray.»
«Einen Moment, bitte.» Jack wartete. Die Stimme meldete sich nach fünfzehn Sekunden wieder. «Es meldet sich niemand. Mr. Murray ist für heute ..., nein, Entschuldigung, er ist den Rest der Woche auswärts. Kann ich etwas ausrichten?»
Jack runzelte die Stirn. «Nein, vielen Dank. Ich versuche es nächste Woche wieder.»
Robby beobachtete, wie sein Freund auflegte. Jack trommelte mit den Fingern auf den Apparat und mußte wieder daran denken, wie Sean Millers Gesicht ausgesehen hatte. Er ist fünftausend Kilometer weit fort, Jack, sagte er sich. «Vielleicht», murmelte er hörbar.
«Was?»
«Ich glaube, ich hab dir nie von dem Kerl erzählt, den ich ... den ich kampfunfähig gemacht habe?»
«Der, den sie befreit haben? Den aus dem Fernsehen neulich?»
«Rob, hast du je einen Menschen gesehen ... Wie soll ich es ausdrücken? Hast du je einen Menschen gesehen, vor dem du einfach automatisch Angst hattest?»
«Ich glaube, ich weiß, was du meinst», antwortete Robby ausweichend. Als Pilot hatte er oft genug Angst gehabt, konnte aber auf seine Ausbildung und Erfahrung zurückgreifen, um damit fertigzuwerden. Einen Menschen, vor dem er auf den ersten Blick Angst gehabt hätte, gab es auf der ganzen Welt nicht.
«Ich habe ihn beim Prozeß angesehen, und ich wußte einfach, daß er ...»
«Er ist ein Terrorist und bringt Leute um. Das würde mich auch beunruhigen.» Jackson stand auf und sah aus dem Fenster. «Jesus, und die nennen sie Profis. Ich bin ein Profi. Ich habe einen Verhaltenskodex, ich trainiere, ich übe, ich richte mich nach Normen und Vorschriften.»
«Sie sind in ihrem Fach wirklich gut», sagte Jack sachlich. «Das macht sie so gefährlich. Und diese ULA ist unberechenbar. Dan Murray hat es mir ausdrücklich gesagt.» Jackson wandte sich vom Fenster ab.
«Komm, wir besuchen jemanden.»
«Wen?»
«Komm einfach mit, Junge.» Jacksons Stimme konnte sehr befehlend sein, wenn er es wollte. Er setzte seine weiße Offiziersmütze auf.
Sie brauchten fünf Minuten, um den neuen
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