Jack West 02 - Die Macht der sechs Steine
Sonne?
Erst der technologischen Zauberei unserer modernen Astronomie gelang es, Ras dunklen Bruder zu finden. Es ist die Dunkle Sonne, die jetzt auf unser Sonnensystem zurast.
Was also bewirken die sechs Ramsessteine? Warum hat Ramses sie Leitsteine genannt? Ganz einfach: Sie leiten uns zu der Maschine.
Und die Maschine rettet unseren Planeten.
Als wir den Schlussstein auf die Cheops-Pyramide setzten, dachten wir, damit seien all unsere Probleme gelöst. Aber nein, wir haben nur eine notwendige Vorbedingung für das erfüllt, was jetzt geschieht. Für das Eigentliche. Wir haben den Sa-Benben »scharf« gemacht.
Nun ist der Sa-Benben also durch die Sonne aktiviert worden. Dadurch ist er in der Lage, mit den sechs Steinen zu inter-agieren. Meiner Überzeugung nach wird, sobald der Sa-Benben in Kontakt mit einem der Heiligen Steine kommt, jeder dieser Steine seinen Teil des Wissens über die Ankunft der Dunklen Sonne und die weltrettende Funktion der Maschine preisgeben.
Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge ...
... doch die Sache ist noch nicht vorbei.
Irgendwo schlug eine Tür zu. Die versammelten Delegierten sahen von ihrer Lektüre auf.
»Aha! Mein Sohn!« Scheich Abbas sprang von seinem Sessel auf und umarmte den gut aussehenden jungen Mann, der den Raum betreten hatte.
Es war Captain Rashid Abbas, Kommandeur des First Commando Regiment, der Elitetruppe der Emirate. Der Erstgeborene des Scheichs war ein auffallend schöner Mann: das Kinn wie gemeißelt, ein dunkler arabischer Teint und tiefblaue Augen. Sein Codename war nicht weniger eindrucksvoll: Scimitar of Allah oder einfach nur kurz Scimitar. Der Krummsäbel Gottes.
»Vater«, begann er und umarmte Abbas herzlich. »Verzeih mein spätes Kommen, aber ich habe auf meinen Freund hier gewartet.«
Scimitar deutet auf seinen Begleiter, der den Raum beinahe unbemerkt betreten hatte, so sehr wurde er von Seimitars eindrucksvoller Erscheinung in den Schatten gestellt.
Er war ein feingliedriger, übervorsichtig wirkender Bursche mit kahlem Schädel und einer Rattennase. Seine unruhigen Augen wanderten durch den Raum und registrierten jede Kleinigkeit. Er machte einen angespannten und nervösen, ja geradezu misstrauischen Eindruck.
Scimitar ergriff das Wort: »Vater, darf ich dir Abdul Rahman al Saud aus dem Königreich Saudi-Arabien vorstellen. Er gehört dem hochgeschätzten Königlichen Geheimdienst an. Sein Codename lautet Vulture.«
Langsam und tief verbeugte sich Vulture vor Scheich Abbas.
Schon auf den ersten Blick mochte Lily Vulture nicht. Seine Verbeugung war zu tief, zu unterwürfig und gewollt.
Scimitar hatte sie vorher schon ein- oder zweimal getroffen, und damals wie heute war ihr aufgefallen, wie Pooh Bear sich beim Eintreten seines gut aussehenden älteren Bruders in eine Zimmerecke verdrückte. Es schien ihr, als laste die Anwesenheit seines schneidigen Bruders schwer auf dem jüngeren und beleibteren Pooh Bear.
Deshalb mochte sie Scimitar auch nicht.
Auch Jack war irritiert, allerdings aus anderen Gründen. Scimitar hatte er zwar erwartet, allerdings nicht damit gerechnet, dass er einen saudischen Spion mitbringen würde, den ersten ungebetenen Gast von Scheich Abbas.
»Vulture?«, fragte er. »Doch nicht etwa Blood Vulture, der Blutgeier aus dem Gefängnis von Abu Ghraib?«
Vultures Züge versteinerten sichtbar. Seimitars ebenso.
Die offizielle Untersuchung über die Gräueltaten in dem berüchtigten irakischen Gefängnis hatte ergeben, dass Foltermethoden, die den amerikanischen Soldaten nicht erlaubt gewesen waren, stattdessen von saudi-arabischen Geheimagenten praktiziert worden waren. Insbesondere ein Saudi hatte derart schockierende, brutale Folterungen durchgeführt, dass es ihm den Spitznamen Blood Vulture eingebracht hatte.
»Ich bin zwar verschiedene Male in diesem Gefängnis gewesen, Captain West«, erwiderte Vulture mit leiser Stimme, Jack dabei fest im Blick, »aber niemals zu Zeiten, als diese Abscheulichkeiten stattfanden.«
»Ich bürge persönlich für diesen Mann«, sprang ihm Scimitar erregt zur Seite. »Wir haben allerhand miteinander durchgestanden, zwei Golfkriege und eine Menge dazwischen. Die Gerüchte über Abu Ghraib sind haltlose Lügen. Vulture ist für mich wie ein Bruder.«
Lily sah, wie Pooh Bear bei diesen Worten den Blick senkte.
Vulture fuhr fort: »Ich habe Informationen, die Ihnen und Ihrer Sache mit Sicherheit dienlich sein werden. Zum Beispiel kenne ich die Pläne der
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