Jack West 03 - Der fünfte Krieger
persischer Herrschaft stehenden Festung Van starb. An dieser zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer gelegenen Stelle befindet sich heute die türkische Stadt gleichen Namens. Der Weg, auf dem Jakobus dorthin gelangte, ist im Petrusevangelium ausführlich beschrieben.« Lachlan schlug ein vor ihm liegendes Buch an einer Stelle auf, die das Foto einer alten Pergamenthandschrift mit einer langen Liste zeigte:
»Jakobus reiste nach Van, und jetzt ratet mal, wer tausend Jahre später die Festung mit seinen Reiterscharen plünderte? Dschingis Khan. Eine weitere Verbindung zu den fünf Kriegern«, erklärte Julius.
»Ist ja interessant«, sagte Jack. »Griff Dschingis Khan die Festung Van etwa nur an, um die Säulen in seinen Besitz zu bringen?«
»Darüber ist nichts bekannt, aber es ist möglich. Auf jeden Fall fielen Dschingis Khan die zwei in Van aufbewahrten Säulen in die Hände, und eine von ihnen - die Erste - gelangte schließlich in den Besitz des saudischen Königshauses.
Wie sie in ihren Besitz kam, ist nicht bekannt, aber wir wissen, dass Dschingis Khan einem Beduinenscheich zum Dank dafür, dass er ihm half, das choresmische Reich unbemerkt von Westen anzugreifen, einen >ziegelsteingroßen Stein von erstaunlicher Schönheit schenkte, wie er bis dahin nie gesehen ward<. Hunderte Jahre später ging aus diesem Beduinenstamm das Haus Saud hervor.«
»Und die letzte Säule?«, fragte Jack. »Dschingis Khans zweite Säule?«
Julius projizierte ein Porträt Dschingis Khans aus dem 13. Jahrhundert auf die Leinwand.
Ein Mongole mit einem langen grauen Bart starrte sie finster von der Leinwand her an. Er trug eine Rüstung aus Leder und Bronze sowie einen massiven Helm, und in einer Hand hielt er einen fünfeckigen Schild mit Reliefverzierungen. Selbst auf dem Gemälde zogen die Augen des Mannes den Betrachter in ihren Bann. Sie glühten vor Autorität.
»>Greife mit voller Wucht an, aber halte dir immer eine Rückzugsmöglichkeit offen<«, zitierte Julius den großen Mongolenführer. »Dschingis Khans berühmter militärischer Grundsatz, den man auch in zahlreichen BusinessSelbstanleitungsbüchern der 1980er Jahre finden kann.«
»Wusstet ihr«, sagte Lachlan, »dass Dschingis Khan ganz China und halb Europa erobert hat?«
»Mehr oder weniger«, sagte Jack.
»Aber Japan hat ihn nie interessiert«, sagte Lachlan, »obwohl es wesentlich näher lag als Europa. Habt ihr euch je gefragt, warum?«
»Sollten wir das?«
»Um 1220 nach Christus«, führte Julius aus, »unternahm Dschingis Khan eine geheime Reise nach Hokkaido, die nördlichste Insel Japans, und traf sich dort angeblich mit dem japanischen Kaiser und seinem militärischen Oberbefehlshaber, dem Shogun.
Der Kaiser gefiel Dschingis Khan, aber noch mehr angetan hatte es ihm der Shogun, in dessen Hand die eigentliche Macht in Japan lag. Dschingis Khan ging völlig zu Recht davon aus, dass der Shogun dafür verantwortlich war, dass im japanischen Kaiserreich alles seinen geordneten Gang nahm. Angesichts der unsicheren Verhältnisse in seinem eigenen Reich und der Streitigkeiten unter seinen Söhnen hinsichtlich der Nachfolge, schrieb Dschingis Khan später, dass er dem Shogun >die Weisheit meines Lebens< überließ.«
»Eine Säule ...«, flocht Jack ein.
»Wir nehmen an, es war die Dritte Säule. Besagter Shogun, Hojo Yoshitoki, ließ seinen Grabstein mit einem seltsamen Ornament verzieren: ein weißes Rechteck mit drei waagrechten Linien darin.«
»Die Shogune«, fügte Lachlan hinzu, »regierten Japan in den nächsten hundert Jahren im Stil einer Militärjunta, während die Kaiser kaum mehr als Marionetten waren. Aber irgendwann konnte das Kaiserhaus die Herrschaft über das Land wieder an sich reißen und vermutlich auch die Säule in seinen Besitz bringen.«
»Das stützt Iolanthes Theorie, dass die japanische Kaiserfamilie ihre Säule am Ende des Zweiten Weltkriegs vor den Amerikanern versteckte«, merkte Jack an.
»Die Amerikaner waren nicht die Einzigen, die es auf sie abgesehen hatten«, sagte Julius. »Einer von Dschingis Khans Enkeln, Kublai Khan, versuchte zweimal, in Japan einzufallen, was ihm beide Male misslang, denn er wurde von den Truppen des Shogun zurückgeschlagen. Wir haben ein mongolisches Dokument gefunden, in dem seine Feldzüge festgehalten sind. Daraus geht hervor, dass Kublai Khan seltsamerweise die abgelegene Nordwestküste Hokkaidos angriff, die wegen ihrer steilen Klippen und ihrer stürmischen Gewässer
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