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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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über die Wange.
    Sie lächelte ein bisschen. „Du wusstest doch, wo ich hin wollte. Wir waren doch hier verabredet.“ Sie blickte sich um und irgendwie wollte es ihr selbst nicht ganz gelingen, angesichts des Unwetters, diese Rechtfertigung, nicht als lächerlich anzusehen.
    Er hob seine Mundwinkel zur Wange. „Ja, ich hab mir gedacht, dass du hier bist.“
    Sie drückte ihn noch einmal fest an sich. „Sind sie sehr wütend auf mich?“
    Jack zog die Brauen zu seiner Stirn. „Was denkst du denn?“
    Katelyn wandte sich ab. „Ich denke sie hatte es verdient“, sagte sie ohne ein Anzeichen der Reue.
    Jack ging auf sie zu. „Auch wenn dem so ist. Das hättest du nicht tun dürfen. Sie ist deine Mutter.“
    Katelyn sah ihn an. Sie wusste, dass das was er da sagte, vernünftig war und doch war sie verunsichert, denn sie kam wieder einmal nicht von ihr, diese Einsicht, sondern von ihm, Jack. Dem Clanjungen, der so anständig und immerzu höflich war. Er wusste genau, wie er sich zu verhalten hatte. Er hatte nie auch nur das Geringste angestellt, seitdem sie sich kannten. Dieses Verständnis für die Dinge war eine Gabe. Eine Gabe, die er besaß und aus der einmal viel werden konnte. Ja, aus ihm konnte wirklich etwas werden, wenn er je die Chance dazubekäme. Er konnte etwas bewirken in der Welt. Etwas, das wirklich wichtig war. Etwas Großes!
    Sie sammelte sich, bevor sie ihm eine Antwort gab. Würde sie ihm jetzt widersprechen, würde es wieder in einer dieser viel zu langen, wortgewandten Diskussionen enden, bei denen er stets als Sieger hervor ging. Mit seinem Blick die Verhältnisse zu verstehen und richtig zu ordnen hatte er ihr gegenüber immer die Nase vorn. Das hatte sie sich längst eingestanden, und wenn sie ihn nicht so manches Mal gehabt hätte, um sie zurück auf den Boden der Tatsachen zu bringen, so hätte sie sich häufig verrannt. Sie war stur und uneinsichtig, verfolgte ihren eigenen Plan, was nicht immer ungefährlich war, denn von einem Mädchen oder auch einer angehende Frau der gehobenen Gesellschaft, wurde ein anderes Verhalten verlangt. Ein Verhalten, welches sie als stumpfsinnig bezeichnete. Ihre Mutter nannte dies jedoch, die förmliche Zurückhaltung einer Dame.
    Sie suchte nach Worten, die ihr Innerstes möglichst diplomatisch ausdrückten.
    Katelyns Blick war auf den nassen, bemoosten Boden gerichtet. Sie saß auf einer hervorstehenden Baumwurzel. Mit einem Ast stocherte sie in der Erde herum.
    „Sie hätte das nicht sagen dürfen“, kam es ihr dann fast flüsternd über die Lippen.
    Jack nahm neben ihr Platz. Sie saßen so eng beieinander, dass kein Strohhalm mehr zwischen sie gepasst hätte.
    „Da hast du recht!“, sagte Jack und nahm ihr den Ast vorsichtig aus der Hand, wobei er sie kurz und flüchtig berührte.
    „Aber weißt du, manchmal ist es besser, wenn wir unsere Gefühle für uns behalten“, fuhr er fort und dachte dabei an das, was er tief in seinem Herzen empfand. Sie schaute ihn an und er erwiderte ihren Blick für eine ganze Weile, ehe er sich aus seinem Sitz erhob.
    „Drei Tage noch und dann bist du weg. Für immer!“, Katelyns Ton war enttäuscht und traurig zugleich. Wieder kullerten ihr die Tränen über die Wangen. Jack ging vor ihr in die Hocke. Er wischte ihr sanft mit seinen Fingern die Tränen aus dem Gesicht.
    „Ich bin doch nicht wirklich weg“, beruhigte er sie, „du kannst mir ja schreiben und ich werde dir schreiben, jeden Tag.“
    Sie blickte in seine tief blauen Augen, in denen sich ein Schimmer des herrlichsten Grüns verbarg, dass sie je gesehen hatte. Nie zuvor waren ihr seine schönen Augen aufgefallen, die sie nun mit diesem besonderen Glanz, eines vielsagenden Blickes betrachteten.
    Es war der Blick, mit dem er sie seit einiger Zeit ansah. Er war ihr aufgefallen, dennoch hatte sie sich nichts dabei gedacht. Ein Blick, der mehr als nur von brüderlicher Zuwendung sprach. Und plötzlich, wie sie so da saß und ihn vor sich hatte, war es, als ob sie Jack zum ersten Mal wirklich sah. Ihr Herz pochte schneller als je zuvor. Doch es war nicht aus Angst oder Anstrengung. Nein, ihr Herz wollte ihr damit etwas sagen. Es sprach zu ihr, in seiner ganz eigenen Sprache, und als Jack sich ihr langsam näherte, begann sie auf ihr Herz zu hören. Sachte strich er ihr mit seiner warmen Hand über das Gesicht, legte sie dann sanft in ihren Nacken und küsste zärtlich ihre Lippen. Katelyn war überrascht von diesem Kuss. Sie war überrascht von seinen

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