Jacks Briefe
herum und hielt dabei sein Glas erhoben.
„Der Herzog hat uns fünftausend Pfund zugesagt. Also, Champagner für alle.“
Hannah kam mit einer dunkelgrünen Flasche ins Zimmer. Mit einem Knallen des Korkens öffnete William das teure Getränk und schenkte seiner Frau davon ein. Hannah brachte noch zwei weitere Gläser an den Tisch und William goss in beide Champagner, dann stellte er sie jeweils vor Katelyn und Jack.
„Ja, auch ihr dürft zur Feier des Tages ein wenig Champagner trinken. Schließlich seid ihr ja beide so gut wie erwachsen“, sagte er und rückte sich seinen Stuhl zurecht.
Lady Amalia behielt die beiden für den Rest des Abends im Auge. Bis sie irgendwann wankend ihr Zimmer aufsuchte und William ihr, aufgrund der ehelichen Verpflichtung folgte.
Katelyn blieb mit Jack am Tisch zurück. Es war still, bis er das unheimliche Schweigen durchbrach. „Du wirst ihn also wirklich heiraten?“
„Jack“, flüsterte sie und es war mehr wie ein Ausatmen, als sie seinen Namen sagte. Tränen drangen ihr in die Augen, als er sie so ansah, wartend auf eine Antwort.
Wütend ballte er seine Faust und schlug diese auf den Tisch. Die Kraft des Aufpralls bremste er jedoch ab, indem er die Faust noch fester zudrückte, bevor diese aufschlagen konnte. Dies war seine Weise mit den Gefühlen umzugehen, die in ihm aufgestiegen waren. Die Wut mischte sich mit Eifersucht zu einer tosenden Mischung.
„Ich habe keine Wahl“, sagte Katelyn und suchte vergeblich nach Verständnis in seinem Blick. Er, der immer so vernünftig war, hatte sich nun nicht mehr unter Kontrolle. Und weil er seine verloren hatte, war auch Katelyns Kraft erschüttert. Sie hatte darauf gehofft, dass er, wie sonst auch immer, auf seine Vernunft hören würde und nicht auf sein Herz. Sie hatte gehofft, dass er stark wäre für sie beide. Doch jetzt, da sie merkte, dass er sie nicht loslassen wollte, empfand sie sich wie in einer Gefangenschaft. Sie fühlte sich wie die Prinzessin Isalberta, eingesperrt, zusammen mit einem Drachen, auf ewig.
„Was soll ich denn tun, deiner Meinung nach?“, fragte sie Jack völlig außer sich, „Vater hat bereits akzeptiert.“ Der weinerliche Unterton raubte ihr fast die Stimme.
„Es ist zu spät“, hauchte sie in seine Richtung.
Er rang nach Fassung, zog die Nase hoch und stand vom Tisch auf.
„Gut. Wenn du das so siehst.“.
Sie versuchte, ihn zum Bleiben zu bewegen. „Was hast du dir denn vorgestellt? Dass man einer Heirat zwischen uns zustimmen würde?“
Er blickte sie an, als hätte sie soeben sein gesamtes Vertrauen in die Welt erschüttert. Sie merkte, dass sie ihn mit diesem Satz sehr verletzt hatte. Doch es war zu spät. Er verließ das Zimmer ohne ein weiteres Wort. Katelyn schluckte, schließlich hatte sie nur aus einem Grund so gesprochen. Sie hatte gedacht, dass es für ihn so leichter sein würde, jene Entscheidung zu akzeptieren. Die Entscheidung, die ihre Eltern für sie getroffen hatten und die sie selbst nicht so treffen würde, wenn sie eine Wahl gehabt hätte. Sie hatte soeben ihre Wut und ihre Verzweiflung darüber in Worte gefasst. Nur hatte er es nicht so verstanden, sondern er hatte es auf sich bezogen.
Am nächsten Morgen lag der Nebel so dicht über dem Land, das es beinahe so aussah, als hätte jemand den gesamten Tag in ein weißes Tuch gehüllt, um ihn und den Abschied Katelyns von Jack ungeschehen zu machen. Die beiden hatten seit dem gestrigen Streit, nicht miteinander gesprochen. Und Jacks Kutsche würde jeden Moment eintreffen, um ihn nach Aberdeen zu bringen. Katelyn war innerlich atemlos. Die Gewissheit, dass er heute von hier fortgehen würde, schnürte ihr den Hals zu. Sie hatte einen Fehler gemacht, gestern. Das war ihr nun bewusst. Er dürfte nicht fahren, ehe sie ihm das nicht gesagt hatte. Sie musste zu ihm, bevor es zu spät war. Er war unten im Salon mit ihrem Vater. Leise schlich sie sich aus ihrem Zimmer die Treppe hinunter. Sie lauschte vor dem Salon, und als ihr Vater für einen Moment den Raum verließ, um draußen nach der Kutsche Ausschau zu halten, lief sie zu Jack. Er strahlte, als er sie sah und als wäre gestern nichts passiert, schloss er sie in seine Arme. Sie küssten sich innig und er hielt sie fest, drückte sie mit aller Kraft an sich, als stünde nichts zwischen ihnen und als könnte sich nichts und niemand zwischen sie drängen. Sie verharrten in dieser sinnlichen Umarmung bis Williams Schritte die Beiden aufhorchen ließ und sie sich
Weitere Kostenlose Bücher