Jacks Briefe
Gefühlen, aber sie wusste, jetzt wo er ihr seine Empfindungen gezeigt hatte, dass es ihr genau wie ihm ging und das nicht erst seit heute. Als hätte der Himmel nur darauf gewartet, klarte dieser auf und die Sonne verdrängte mit all ihrer Kraft die Wolken aus ihrem Umfeld.
Der Abschied
„Also, du solltest wirklich langsam packen“, sagte William und klopfte Jack auf die Schulter.
„Hast du dir überlegt, was du mitnehmen möchtest? Es sind nicht viele persönliche Dinge erlaubt, wie du weißt.“
Jack nickte. Seine Stimmung war seit dem Tag, an dem er die Nachricht von seiner Abreise erfahren hatte, irgendwie anders. Er wirkte sehr nachdenklich auf William.
„Junge, komm mal her“, sagte dieser und deutete Jack er solle sich neben ihn setzen.
„Ich weiß, du bist aufgeregt wegen der Armee. Es wird alles neu für dich sein. Aber das ist ganz normal. Die erste Zeit vergeht wie im Flug und eh du dich versiehst, hast du dich an alles dort gewöhnt und denkst nicht mal mehr an Zuhause.“ William lächelte und gab Jack einen liebevollen Knuff in den Rücken, bevor er aufstand und zur Tür ging.
„Ich lass dich jetzt mal in Ruhe packen, und wenn du fertig bist, kommst du runter. Hannah hat heute zum Abschied für dich etwas ganz Besonderes gekocht.“ Er schloss die Tür hinter sich. Jack nahm Tinte und Papier und verstaute diese, als Erstes in seinem Koffer. Der Kuss ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er freute sich einerseits auf seine neue Aufgabe, denn darauf hatte er so lange gehofft, aber nun sah er auch die andere Seite. Er würde Katelyn zurücklassen. Irgendwann würde er nach Haimsborrow zurückkehren und dann, würde er sie verheiratet vorfinden und ihm würde das Herz in der Brust zerspringen. Dessen war er sich sicher. Er fragte sich, warum es ausgerechnet jetzt so aussah, als würde sie ebenso empfinden wie er. Warum hatten sich jene Gefühle nicht schon vorher gezeigt? Aber dann dachte er auch daran, dass er sowieso nie als ihr Ehemann infrage käme. Lady Amalia würde diese Liebe auf keinen Fall dulden. Also, vielleicht war es nun doch die rechte Zeit für ihn fort zugehen.
Das Abendessen hatte die Köchin ganz auf Jacks Bedürfnisse abgestimmt. Hannah hatte schon immer etwas für ihn übrig gehabt. Sie mochte den armen Waisenjungen, der von Anfang an vor Lady Amalia Zuflucht, in ihrer Küche gesucht hatte, wenn diese ihn mal wieder zu Unrecht tadelte. Er hatte Hannah dann beim Kochen geholfen, zusammen mit ihr etwas Leckeres gegessen und sie hatte ihm zugehört, wenn er von seinen Eltern erzählt hatte und von seinem Leben im Clan.
Es gab sein Leibgericht Stew mit Bohnen und zum Nachtisch Zimtapfelkuchen. Er würde diese gute Kost sicherlich vermissen. Jeder wusste, dass bei der Armee nicht gerade schmackhaft gekocht wurde.
William erhob sein Glas auf Jacks Zukunft und alle taten es ihm nach. Bis auf Katelyn, deren Blick auf ihre vor sich gefalteten Hände gerichtet war.
„Wir wünschen unserem Jack das Beste bei der Armee“, sagte William.
„Ich hoffe doch sehr, dass du uns an den Feiertagen besuchen wirst!?“
Jack nickte lächelnd. „Wann immer ich kann“, antwortete er und sah zu Katelyn, die ihm gegenübersaß und daraufhin kurz ihren Blick erhob.
Beide blickten einander an und es war für ein paar Sekunden beinahe so, als wären sie die Einzigen im Raum. Sie hörten nicht darauf, was William sagte. Alles um sie herum verschwand und die Uhr blieb einfach stehen.
„Jack?“, riss ihn William aus seinen Gedanken. Ruckartig wandte er seine Augen von Katelyn ab.
„Bitte?“
Lady Amalia war der intensive Blickkontakt der beiden nicht entgangen. Sie setzte das volle Weinglas an den Mund und trank es in einem Schluck leer.
„Ich hatte gerade erwähnt, wie stolz ich auf dich bin, mein Sohn“, sagte William und erhob erneut sein Glas. „Und natürlich auch auf dich, meine kleine Katelyn. Nächsten Monat hast du deinen Debütantinnenball und dann bist auch du offiziell in die Gesellschaft eingeführt. Und jetzt“, er machte eine Pause, während er sprach, um die Spannung zu erhöhen, „darf ich euch allen noch freudig berichten, dass Master Duncan von Frybury heute Morgen um die Hand meiner wunderschönen Tochter angehalten hat.“
Katelyn sah ihren Vater entsetzt an. Jack erstarrte und ließ haltlos sein Besteck auf das Tischtuch fallen.
„Sobald du eingeführt bist, liebe Katelyn, steht eurer Heirat nichts mehr im Wege.“ Ihr Vater stolzierte um den Tisch
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