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Jacob beschließt zu lieben - Roman

Jacob beschließt zu lieben - Roman

Titel: Jacob beschließt zu lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Schüssel mit Essensresten neben seinen Schlafplatz,und wenn wir später nachsahen, war sie immer leer. Er sprach noch weniger als sonst, und wenn Vater ihm etwas auftrug, nickte er nur, aber starrte bloß auf seine Zehen. Manchmal huschte er wie ein Schatten umher, manchmal tauchte er so plötzlich auf, dass man erschrak.
    Man wusste nie, was er dachte oder plante, aber seine Zuverlässigkeit und sein Fleiß stimmten Vater milde. Die Schweine und Kühe wurden täglich um fünf Uhr herausgeführt, der Stall wurde ausgemistet und der Hof gekehrt. Er lernte schnell, den Traktor und die Dreschmaschinen instand zu halten, überhaupt war er immer bereit zu helfen, wo man ihn brauchte.
    Er begleitete inzwischen Vater sogar in die Stadt, und bei seiner Rückkehr sagte dieser: «Er muss nur noch ein wenig auftauen, dann taugt er eines Tages sogar als Verwalter. Ich muss sowieso bald den alten ersetzen. Bis dahin aber soll er alles lernen, was er dazu braucht.» Vater wirkte wie verwandelt, im Haus kehrte eine Ruhe ein, die wir so nicht kannten. Die Abende verbrachte er mit Sarelo am Stubentisch und brachte ihm bei, was ein Bauer an Rechnen und Schreiben wissen musste.
    Was wir bisher nicht gekannt hatten, erlebten wir jetzt jeden Tag: Vaters Geduld. Er pfiff die Lieder von Zarah Leander oder Lale Andersen vor sich hin, die wir alle vom Soldatensender her kannten. Wenn sich die beiden nicht über Bücher oder Rechnungshefte beugten, bastelten sie an Uhren, Radios oder Möbelstücken herum, die ihnen unsere Nachbarn zur Reparatur brachten.
    Sie nahmen alles, was ihnen in die Hände fiel, auseinander und fügten es wieder zusammen. Bis tief in die Nacht hörte man sie hämmern, sägen, löten und immer wieder fluchen, wenn etwas nicht gelang. An Sarelos rumänischenFlüchen fand Vater Gefallen. Aus einem Wecker bauten sie einen Selbstauslöser für eine Fotokamera, die sie in der Stadt gekauft hatten. Wir stellten uns alle davor, sauber gekleidet und gekämmt, dann wurde auf den Knopf gedrückt.
    Vater mochte Sarelo, und dass dieser mit seiner hellen Haut und den blonden Haaren nicht wie ein gewöhnlicher Zigeuner aussah, förderte noch mehr seine Zuneigung. Ich erinnere mich nicht mehr, ob ich eifersüchtig war oder ob es mir sogar gefiel. Ich war einfach nicht mehr in der Schusslinie. Das genügte.
    Im Januar 1943 zogen Großvater und ich in die Stadt. Vater hatte dafür gesorgt, dass ich dort die Schule fortsetzen konnte. «Eine viel bessere, angesehene Schule», sagte er. «Es war sowieso Zeit, dass ein Obertin wirklich etwas für seinen Kopf tut. Kann nicht schaden.» Obwohl es eiskalt war, verbrachte Großvater die letzte Nacht bei seinen Pferden, während es sich Sarelo schon längst im Gesindehaus bequem gemacht hatte. Er musste Großvater versprechen, sich um die Pferde zu kümmern, als wenn sie seine eigenen wären. Bei der Abfahrt flüsterte Großvater: «Ohne mich werden sie sterben.»
    Sarelo stand bereit, um uns mit dem Karren voller Lebensmittel zu begleiten. Wir hatten die Mäntel fester um die Körper geschlungen, Mützen und Schals ließen nur die Augen frei. Bevor wir das Tor öffneten, blickte ich noch einmal zurück und sah Mutter mit verschränkten Armen auf unserer Veranda stehen. Sie öffnete sie leicht und rief mich zu sich. Auf dem Weg zu ihr starrte ich auf ihre Arme und fragte mich, ob sie sich wohl ganz öffnen würden. Doch als ich bei ihr war, steckte sie die Hände in die Manteltaschen.
    «Hast du auch wirklich nichts vergessen? Hast du alles eingepackt, was du in der Stadt brauchen wirst?»
    «Jawohl, Mutter.»
    «Du wirst sehen, bald hast du dort neue Freunde und willst gar nicht mehr zurück. Du wirst so viele neue Dinge kennenlernen. Du wirst ein feiner, junger Mann werden.»
    «Aber ich möchte viel lieber hierbleiben.»
    «Als ich sehr jung war, Jacob, bin ich nach Amerika gezogen, um meiner Familie zu nützen. Jetzt musst du schauen, wie du nützlich sein kannst. Dein Vater ist bereit, dich bei deiner Ausbildung zu unterstützen. Du könntest ihm ein wenig dankbar sein.»
    «Dankbar?», fragte ich.
    «Er ist ein schwieriger Mensch, aber wo wären wir jetzt ohne ihn? Ohne ihn wärst du gar nicht da. Pass auf Großvater auf, er ist nicht mehr der Jüngste. Ihr müsst aufeinander aufpassen, hörst du? Sarelo wird euch regelmäßig zu essen bringen, und ich werde jedes Mal einige Leckereien dazugeben. Wir sehen uns im Sommer wieder, Jacob. Und jetzt geh schon, sie warten auf dich.»
    Sie

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