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Jacob beschließt zu lieben - Roman

Jacob beschließt zu lieben - Roman

Titel: Jacob beschließt zu lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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in Schräglage geriet, fielen Tiere und Säcke und ein Jungeüber Bord und verschwanden in den Fluten. Andere Leute konnten sich im letzten Moment retten.
    Der Fluss war erwacht und schien sie abschütteln zu wollen, als ob sie ihn zu sehr beschwerten und belästigten. Hätte Ramina damals schon gelebt, hätte man gewusst, dass man den Fluss nicht ungestraft mit den Riemen aufwühlen darf, so wie man nach dem Wind auch nicht mit dem Messer stechen sollte.
    Die Nächste, die vom Schiff fiel und im Wasser verschwand, war eine alte Bäuerin aus der Gegend um Straßburg. Ihr Mann hatte noch nach ihr gefasst, doch er war zu langsam gewesen. Wenig hatte gefehlt, um dem Strom sein Opfer zu entreißen. Aber der Fluss war geschickter. Der Dritte war ein stiller Junge, der sich die ganze Zeit an die Hüften der Mutter geklammert hatte. Dann, für wenige Augenblicke nur, schien die Donau zufrieden zu sein, aber sie hielt nur inne, sie lockerte bloß ihre Muskeln, um erneut zuzuschlagen. Die Strömung beruhigte sich, das Wasser, das vorher noch gekocht hatte, wurde wieder so klar, dass man darunter den steinigen Grund sehen konnte. Alle atmeten auf.
    Der Schiffer, der bisher am Heck des Floßes ausgeharrt hatte, stand auf. Er wischte sich das Gesicht ab und spähte voraus, wo eine Nebelbank das nächste Hindernis verbarg. Er stand da, als ob er mit dem Schiff verwachsen und von keiner Naturgewalt zu besiegen wäre. Als ob er sich als Einziger dem Fluss widersetzen, ihn sogar zähmen könnte. Alle starrten ihn an und achteten auf die kleinste Regung.
    Plötzlich fluchte er, und sie zuckten zusammen. Manche bekreuzigten sich, andere bewegten ganz im Gebet versunken leise die Lippen. «Riemen einziehen!», schrieder Mann, danach wurden sie wieder vom Strom in die Zange genommen. Vor ihnen tauchte der gefürchtete Felsen auf. Im Nebel war nur ein Teil zu sehen, eine graue, raue Wand, sodass man nicht sagen konnte, wie hoch und vor allem wie breit sie war. Das Schiff steuerte direkt darauf zu, ohne dass man etwas dagegen hätte tun können.
    Viele der Reisenden fielen auf die Knie und beteten, ein stummes Gebet, konnte man meinen, obwohl sie aus vollem Halse schrien. Doch das Getöse überdeckte ihre Stimmen. Sie stießen mit voller Wucht gegen den Felsen, dann bekam das Schiff wieder Schräglage, und der Schiffer geriet in Panik. Er gestikulierte wild und warf alles ins Wasser, was ihm in die Hände kam. Er rief: «Wir sinken!», und seine Stimme schien diesmal mächtiger als der Fluss zu sein, denn jeder hörte sie.
    Entsetzt musterten sie den Mann, der noch vor Kurzem so gut zu wissen schien, wie man mit dem Strom umgehen musste, um seine Haut zu retten, und jetzt außer sich war vor Angst. Durch seine Kopflosigkeit gefährdete er alle anderen. Die Hälfte ihres Proviants, ihrer Tiere und Werkzeuge war bereits im Wasser gelandet. Der Fluss war etwas ruhiger geworden, das Schiff schrammte an einigen mächtigen Baumstämmen vorbei, als sich Frédérics Schwiegervater dem Mann in den Weg stellte. Er packte ihn an der Schulter und wollte ihn beruhigen, doch er wurde von ihm heftig weggeschoben, dass er das Gleichgewicht verlor und ausrutschte. Noch bevor Frédéric nach ihm greifen konnte, fiel er vom Schiff und verschwand in den Fluten.
    Als das Schiff endlich die gefährliche Stelle passiert hatte und man wieder aufstehen konnte, war Frédéricnicht mehr zu halten. Er riss sich von seiner Frau los, die weinte, und warf sich auf den Schiffer. Er drosch auf ihn ein, ohne dass sich der Mann wehrte, bis ihn ein Paar kräftige Arme von hinten packten und wegzogen. «Das macht den Alten auch nicht mehr lebendig», sagte man ihm. Er kehrte zu den Seinen zurück, und die beiden verzweifelten Frauen schauten zu ihm auf, in dessen Hände sie jetzt ihr Leben legten. Ihm wurde bewusst, dass er nun für sie allein zu sorgen hatte. Er empfand es nicht als Last, im Gegenteil, endlich war jemand da, der ihn brauchte.
    Der Schiffer hockte mit dem Kopf in den Händen da, bedauerte sich selbst und war unfähig zu entscheiden, wie es nun weitergehen sollte. Da erhob sich Frédéric erneut, schob ihn beiseite und befahl den anderen Männern, die Ruder ins Wasser zu lassen. Einen halben Tag später legten sie unterhalb der Maria-Taferl - Kirche an und gingen alle, von einer großen Müdigkeit befallen, an Land.
    Regungslos blieben sie im Gras liegen und machten sich erst dann auf den Weg zur Kirche, als sie wieder bei Kräften waren. Sie trugen kleine

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