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Jacob beschließt zu lieben - Roman

Jacob beschließt zu lieben - Roman

Titel: Jacob beschließt zu lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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bis man ihnen das Reisegeld nach Wien aushändigte. Drei Gulden, das war nicht viel, wenn man bedenkt, dass jeder, der nicht mitruderte, dem Schiffer vier zahlen musste. Weil aber Frédéric sich als tüchtig und geschickt im Umgang mit dem Riemen erwies, wurde ihm das Fahrgeld erlassen.
    Seine Frau war immer zufriedener mit dem, was sie an ihm entdeckte. Er war ein zupackender Mann, der ihr Leben wenn nicht leicht, dann doch erträglich machen würde. Der bestimmt genug Manneskraft hatte, um ihr auch einige Kinder zu machen. Auch ihre Eltern nahmen Maß an ihrem Schwiegersohn und freuten sich über ihre Wahl. Er würde ein guter, wenn nicht sogar wohlhabender Bauer werden.
    In Engelhartszell mussten sie alle aussteigen und wurden von den kaiserlichen Zollbeamten bis auf die nackte Haut untersucht. Wer krank war, ein Gebrechen hatte oder unverheiratet war, wurde umgehend zurückgeschickt. Man nahm ihnen auch fast das ganze Geld als Kommission ab. So ging ein weiterer Tag verloren, aber das wie auch die Schikanen der Beamten störten sie nicht,denn sie lagen gut in der Zeit und waren bislang auf keine großen Gefahren gestoßen. Sie begannen zu hoffen, dass alles glatt verlaufen würde. Sie nahmen die gewöhnlichen Strapazen einer Reise auf sich, die ihnen alles versprach, was sie nie gehabt hatten. Friedliche Zeiten, einen blühenden Hof und Nächte, in denen sie sich im Bett nicht vor Hunger krümmen mussten. Nur das Gesicht des Schiffers wurde ernster, sein Blick düsterer.
    Als sie eine Stelle passierten, wo sich der Fluss zwischen steilen Hängen hindurchschlängelte, das Wasser aber ruhig dahinfloss, als sich die Landschaft dann bis Linz abflachte, sodass sie am Abend an Land gehen, Fisch braten und ausgestreckt schlafen konnten, hielten sie ihn für einen Schwarzseher. Sie hatten, wenn alles gut ging, noch drei Tage bis Wien. Aber es kam anders.
    Sie hatten auf einer Kiesbank in einem Schilfgürtel übernachtet, hatten Äste aus den umliegenden Auwäldern gesammelt und ein Feuer gemacht, auf dem die Frauen kochen konnten. Er brannte lange und wärmte ihre Körper. Am Morgen herrschte dichter Nebel, und das hob die Laune des Schiffers nicht. Sie stiegen aufs Schiff, Frédéric und andere kräftige Männer stießen es in das seichte Wasser, dann gingen sie an die Ruder.
    Bevor der Schiffer das Kommando gab, stellte er sich breitbeinig vor die Leute und sagte: «Die schwerste Prüfung haben wir noch vor uns. Bald werden wir eine Enge mit steilen Klippen passieren. Dort wird die Strömung reißender, wir werden ziemlich durchgerüttelt werden. Aber nicht deshalb mache ich mir Sorgen. Mitten im Fluss steht ein Felsen, der große Wirbel verursacht. Es kommt dazu, dass von den steilen Hängen dauernd Baumstämme ins Wasser fallen, welche die Durchgänge verstopfen.Wenn man gegen sie prallt, kann das Schiff so beschädigt werden, dass wir aufgeben müssen. Jetzt gut herhören, Männer! Auf mein Zeichen zieht ihr die Riemen ein, sonst brechen sie. Wir können uns sowieso nur noch treiben lassen. Von mir aus könnt ihr beten, aber es wird so laut werden, dass der Herr uns nicht hören wird.» Er lachte über seinen Witz. «Wenn wir aber durchkommen, dann halten wir bei der Maria-Taferl-Wallfahrtskirche. Dort könnt ihr euch bedanken.» Er setzte sich am Heck ans Steuerruder und gab das Kommando: «Riemen ins Wasser lassen!»
    Als der Nebel sich an manchen Stellen lichtete, wurde ein sanftes, welliges Hügelland sichtbar, mit Wiesen voller Obstbäumen. Nichts kündigte die Gefahr an, der sie entgegenfuhren. Es gab nur einen kurzen Schreck, als sie im flachen Wasser auf Grund liefen und alle aussteigen und das Schiff anschieben mussten. Frédéric trieb die anderen an und packte auch kräftig zu. Als es so weit war, trug er seine Frau durch das Wasser aufs Schiff zurück. Mehrmals nahm er den Gang durchs knietiefe Wasser auf sich, um Alten und Kindern zu helfen.
    Die ersten Stromschnellen überwanden sie ohne größere Mühe, doch der Fluss wurde reißend. Mal drückte er sie ans Ufer, ein anderes Mal trieb die Strömung sie in die Mitte des Flusses, dorthin, wo starke Wirbel auf sie warteten, um sie in die Tiefe zu ziehen. Manchmal verloren sie im Nebel die Orientierung, bis sie plötzlich wieder aufs Ufer und auf die vielen Baumstämme, die sich dort angesammelt hatten, zusteuerten. Wer nicht ruderte, hielt sich an allem fest, was sich ihm bot, Kinder an ihren Müttern, Frauen an ihren Männern. Als das Schiff bedrohlich

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