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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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löste sie sich in Rauch auf.
    Er beobachtete sie eine Weile. Versuchte ihr noch einmal in die Augen zu sehen, aber sie hielt den Kopf gesenkt.
    Es war, als würde man ein Gespenst anschauen. Er fühlte sich an einen Comic erinnert, den er als Kind immer gelesen hatte. Einen amerikanischen Comic, den er eigentlich gar nicht hätte lesen dürfen, weil er dem Jungen gehörte, zu dem er Bruder sagen sollte. Deadman. So hieß die Hauptfigur des Comics. Deadman hatte einen kahlen Schädel, ein weißes Gesicht und schwarz umrandete Augen. Er trug das rote Trikot eines Zirkusakrobaten, und irgendetwas an ihm hatte Tyrell angesprochen. Deadman war tot, wie sein Name schon sagte, aber er konnte wieder lebendig werden, indem sein Geist von den Körpern anderer Menschen Besitz ergriff. Auf diese Weise erlebte er jede Menge Abenteuer. Als Tyrell Amy jetzt anschaute, sah er genau dasselbe: Deadman. Einen Geist, der in einem fremden Körper wohnte.
    Nur dass er nicht wusste, wessen Geist es war.
    Er blickte zu Josephina und dann zurück zu Amy. Jetzt. Lauf los.
    Doch er stand da wie angewurzelt.
    Immer wieder wanderte sein Blick zu Amy, und es lag nicht nur daran, dass sie wie Deadman war. Irgendetwas schien sie zu bedrücken. Sie benahm sich so seltsam und machte lauter seltsame Sachen, weil sie tief drinnen zutiefst unglücklich war. Bei ihr im Kopf stimmte etwas nicht. Er konnte nicht einfach verschwinden und sie sich selbst überlassen. Er musste wenigstens versuchen, ihr zu helfen.
    Vorsichtig näherte er sich ihr.
    »Amy …«
    Sie sah nicht auf, ließ nicht einmal erkennen, ob sie ihn gehört hatte. Sie ging einfach nur weiter im Kreis herum und redete mit ihrem unsichtbaren Gesprächspartner.
    Tyrell trat noch näher. »Amy …«
    Ruckartig hob sie den Kopf. Ihre Augen rollten wild in ihren Höhlen, so dass sie Mühe hatte, den Blick auf ihn zu richten und zu erkennen, wer da vor ihr stand.
    »Geht es … Geht es Ihnen gut?«
    Sie wandte sich ab, doch vorher sah er noch etwas in ihren Augen aufblitzen. Wahnsinn? Traurigkeit? Er wusste es nicht.
    »Lass mich in Frieden.«
    Er ließ sich nicht abwimmeln. »Ich dachte bloß …« Dann verstummte er jäh. Er wusste gar nicht, was er gedacht hatte.
    Erneut drehte sie sich zu ihm um, und diesmal gab es gar keinen Zweifel, was da aus ihren Augen leuchtete. Hass. Nackter, blanker Hass.
    »Ich hab gesagt, du sollst mich in Frieden lassen!«, zischte sie ihn an. »Ich wünschte … Gott, ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt. Ich wünschte, du wärst nie in mein Leben getreten, du … Freak. Du Schwachkopf … Das ist alles deine Schuld … Alles, was damals schiefgegangen ist, die ganze Scheiße, in der ich jetzt sitze, ist deine Schuld!«
    Er starrte sie an und war sprachlos.
    »Du hast alles kaputtgemacht. Du hast mein ganzes Leben zerstört!«
    Tyrell war gefühlsmäßig hin- und hergerissen. Er hatte keine Ahnung, was er sagen oder tun sollte. Er wusste nicht, wer Amy war und weshalb sie ihm solche Sachen an den Kopf warf. Er wusste, dass er sie oder zumindest einen Teil von ihr von früher kannte, aber …
    »Ich hab nie …«, begann er.
    »Was?«
    »Ich hab Ihr Leben nicht kaputtgemacht.«
    Sie lachte bitter. »Ach, nein?«
    »Nein. An so was würde ich mich doch erinnern.«
    Kaum hatte er das gesagt, riss sie die Waffe hoch und zielte auf seine Stirn.
    Zum zweiten Mal starrte er in den Lauf und fragte sich, ob er leben oder sterben würde. Doch diesmal empfand er dabei nicht dasselbe wie zuvor. Ihm war, als würde es nicht ihm widerfahren, sondern jemand anderem. Als wäre es sowieso alles egal. Als ginge ihn die ganze Sache nichts mehr an.
    Mit einem Wutschrei drehte Amy sich von ihm weg und ließ den zitternden Arm sinken.
    »Nein … Du musst am Leben bleiben … Ich kann’s nicht ertragen, aber du musst am Leben bleiben …«
    Tyrell starrte sie an. Sie war jenseits von Gut und Böse. Niemand konnte ihr noch helfen, das wurde ihm schlagartig bewusst.
    Er warf einen Blick zu Josephina, die ihn verwirrt ansah und sich zu fragen schien, warum er sie nicht wie versprochen zu ihrer Mami gebracht hatte.
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Hätte er sie sich doch bloß geschnappt und wäre mit ihr geflohen, als er Gelegenheit dazu gehabt hatte.
    72 »Wie geht es Ihnen? Entschuldigen Sie, bestimmt sind Sie die Frage schon leid.«
    Phil Brennan schenkte der Krankenschwester ein mattes Lächeln. »Noch nicht«, sagte er.
    Sie lächelte zurück. »Na

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