Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
kein Mörder …«
    Seine Gedanken kehrten in die Vergangenheit zurück. Er konnte nichts dagegen tun, er stand so sehr unter Druck, dass sie ihm einfach entwischt waren. Auf einmal befand er sich wieder in dem Haus, in dem Zimmer. An dem Tag. Mit dem Jagdgewehr im Arm.
    Er erinnerte sich. Es war der Tag nach der Hochzeit seiner Mutter gewesen. Er hatte sich so für sie gefreut. Er war im Park spazieren gegangen, hatte Ruhe von dem Haus und der Familie gesucht. Er hatte das Alleinsein genossen und Pläne für seine Zukunft geschmiedet. Und als er zurückgekommen war, hatte er sie vorgefunden …
    Die Leichen. Das Blut. Die Zerstörung. Den Mann, zu dem er Vater gesagt hatte. Alles war wie in einem schrecklichen Film. Und seine Mutter. Gott, seine Mutter … Sie lag neben ihm. Er hielt sie im Arm, als hätte er noch versucht, sie zu schützen. Beide waren tot.
    In dem Moment hatte er sich vor der Wirklichkeit zurückgezogen. Er hatte einen Ort in seinem Kopf gesucht, an dem er sich verstecken konnte. Und war seitdem nicht mehr herausgekommen.
    Aber da war noch etwas anderes, eine andere Erinnerung …
    Jiminy Grille. Wie er plötzlich vor ihm stand und ihm erklärte, was jetzt getan werden musste. Er war seinen Anweisungen gefolgt. Hatte alles gemacht, was Jiminy von ihm verlangt hatte. Nach dem, was er im Haus gesehen hatte, war sein Inneres so taub, so tot gewesen, dass er widerspruchslos gehorcht hatte.
    Und noch eine Erinnerung war da …
    Er schloss die Augen, wollte sich ihr nicht stellen, wusste aber, dass er es musste. Die Gedanken in seinem Kopf kreisten jetzt wie ein Karussell auf dem Jahrmarkt. Vielleicht wurde ihm schlecht davon, vielleicht bekam er Angst, vielleicht würde er sich sogar wünschen, tot zu sein. Aber da musste er jetzt durch. Er konnte erst absteigen, wenn es wieder anhielt.
    Wenn er alles gesehen hatte.
    Das andere Zimmer. Sein Bruder. Seine Schwester.
    Beziehungsweise die zwei Menschen, von denen seine Mutter gewollt hatte, dass er Bruder und Schwester zu ihnen sagte.
    Wie sie dalagen. Überall war Blut. Aber sie waren nicht tot. Sie bewegten sich noch. Schauten zu ihm hoch. Sie taten nur so, als ob. Als wäre alles bloß ein Spiel.
    Wie von selbst wanderte sein Blick erneut zu Amy. Und plötzlich war es, als würde er von einem Blitz getroffen. Er wusste es wieder. Er wusste genau, was los war.
    »Ich bin kein Mörder«, wiederholte er noch einmal laut. »Und ich bin auch nie einer gewesen …«
    Er starrte Amy an.
    »Ich kenne dich.«
    Sie lächelte. »Gratulation, Einstein. Und jetzt mach gefälligst, was ich dir sage.«
    »Ich bin kein Mörder«, beharrte er. »Ich würde niemals ein Kind töten. Nie im Leben.« Er drückte Josephina beschützend an sich. »Und ich lass nicht zu, dass du ihr was tust.«
    »Los jetzt! Mach, was ich dir sage. Und dann wird’s höchste Zeit, dass wir verschwinden.«
    »Ich würde niemals ein Kind töten. Nie im Leben.« Er riss die Waffe herum und zielte auf Amy. »Ich weiß, wer du bist.«
    Amy wollte ihm eine gehässige Erwiderung entgegenschleudern, doch als sie seine Augen sah, verstummte sie.
    »Ich weiß, wer du bist. Was du mir angetan hast. Was du aus meinem Leben gemacht hast.«
    Sie schwieg.
    »Du hast mir mein Leben genommen …«
    Sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    86 Er hatte den Arm um den Hals der Frau gelegt. Jeden Moment würde er ihr das Genick brechen. Doch dann hielt der Golem plötzlich inne. Dee Sloane hatte ihm warnend eine Hand auf den Arm gelegt. Beide blickten in die Richtung, aus der das Klingeln kam.
    Der Golem wollte jetzt nicht aufhören. Ihm war es egal, wer dort lauerte, sie würde er sich als Nächstes vornehmen. Er würde sich jeden vornehmen. Es gab nichts, wozu er nicht fähig gewesen wäre. Nichts …
    Dee Sloane nickte ihm lautlos zu und deutete dann mit einer Armbewegung hinter die Boote. Geh mit der Frau nach hinten. Bring es da zu Ende.
    Er nickte und wollte gerade losgehen, als die Frau erneut zu schreien anfing.
    »Hilfe, mein Gott, Hilfe … helfen Sie mir!«
    Der Golem schleifte sie mit sich, doch es war bereits zu spät. Durch ihr Geschrei hatte sie die Aufmerksamkeit der Person mit dem Handy erregt. Der Personen, vielmehr. Es waren zwei, und sie rannten direkt auf ihn zu.
    »Lass sie los!«, schrie Dee. »Kümmere dich um die beiden!«
    Er stieß die Frau von sich und stellte sich den Angreifern. Es waren ein Mann und eine Frau. Die Frau rief ihren Namen und einen Befehl. Womöglich fiel

Weitere Kostenlose Bücher