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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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selbst.«
    »Inwiefern?«
    »Nun ja …« Mickey konsultierte erneut den Text auf dem Bildschirm. »Michael Sloane hatte sich von der Schrotflinten-Attacke wieder vollständig erholt, seine Verletzungen waren nicht allzu gravierend gewesen. Seine Schwester allerdings hatte nicht so viel Glück gehabt. Dee Sloane musste immer wieder für kostspielige Behandlungen ins Ausland, und es ging das Gerücht um, dass sie seit der Tragödie nicht mehr ganz richtig im Kopf war. Dass sie nicht nur medizinisch, sondern auch psychologisch betreut werden musste.«
    »Wundert mich nicht, nach dem, was ihr passiert ist.«
    »Mich auch nicht. Anscheinend hat sie sich nie richtig davon erholt. Sie konnte nur noch völlig abgeschottet von der Außenwelt leben. Aber es gab auch noch ganz andere Geschichten. Über bizarre Sexpartys.«
    Anni grinste. »Wie bizarr?«
    »Keine schmutzigen Gedanken im Dienst, Hepburn. Ich weiß es nicht, aber Watts und Hibbert haben damals gewisse Andeutungen gemacht. Behaupteten sogar, selbst an diesen Partys teilgenommen zu haben. In dem Zusammenhang entstand das Gerücht, Watts und Dee Sloane hätten ein Verhältnis miteinander gehabt, was dem Bruder nicht gepasst hätte. Und dann geschah noch was anderes. Erinnerst du dich an den Fall mit den ertrunkenen Herzmuschelsuchern in Wrabness? Liegt erst ein paar Jahre zurück.«
    »Ach ja, die Wanderarbeiter. Sie wurden von der Flut überrascht. Der Prozess hat für ziemlich viel Wirbel gesorgt.«
    »Ja, es war ein Riesenskandal. Die Sloanes saßen damals auf der Anklagebank. Die Sache hätte ihnen das Genick brechen können, aber sie sind ungeschoren davongekommen.«
    »Wie kann das sein?«
    »Einige Zeugen haben ihre Aussagen zurückgezogen, von anderen fehlte plötzlich jede Spur. Es gab keine Anzeichen von Fahrlässigkeit. Tod ohne Fremdverschulden. Man konnte den Sloanes nichts nachweisen. Kurz danach haben sie dann angefangen, ihr Unternehmen noch weiter zu vergrößern.«
    Anni knüllte ihre leere Chipstüte zusammen und warf sie in den Abfallkorb. »Leute, mit denen man sich besser nicht anlegt.«
    »Du bringst es auf den Punkt. Wie es aussieht, sind auch immer mal wieder einige ihrer Geschäftspartner von der Bildfläche verschwunden.«
    »Du meinst, sie sind pleitegegangen?«
    »Nein, ich meine, sie sind verschwunden. Spurlos. Es wurden natürlich Ermittlungen eingeleitet …« Er zuckte die Achseln. »Nichts. Wie vom Erdboden verschluckt. Und niemand konnte den Sloanes was anhängen.«
    »Meine Güte. Und wie passt jetzt Stuart Sloane ins Bild? Ist der auch auf Rache aus?«
    »Da fragst du mich was.« Mickey zog sein Handy aus der Tasche. »Ich ruf mal Jessie an. Vielleicht hat sie noch was rausgefunden, schließlich arbeitet sie auch an dem Fall.«
    »Meinst du nicht, sie hätte sich gemeldet, wenn es Neuigkeiten gäbe?«
    »Mag sein.« Mickey grinste. »Aber vielleicht hat sie ja Angst vor dir und traut sich nicht anzurufen, für den Fall, dass du rangehst.«
    »Oder sie steht auf dich«, entgegnete Anni.
    »Oder das.«
    »Es gibt absolut keinen Grund, so ein Gesicht zu machen, Philips«, meinte sie lachend.
    Mickey wählte.
    82 Tyrell beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Amy das Handy wieder in die Tasche ihrer Jeans steckte. Sie ließ die Schultern hängen und hatte den Blick zu Boden gerichtet. Sie sah nicht gut aus.
    Die ganze Situation sah nicht gut aus.
    Tyrell blickte kurz zu Josephina, dann erneut zu Amy. Die schüttelte aufgebracht den Kopf. »Wir sind verarscht worden.«
    »Was?«
    »Josephinas Mami hängt wohl doch nicht so sehr an ihrem kleinen Töchterchen, wie sie die ganze Zeit über behauptet hat.«
    Tyrell konnte ihr nicht folgen. »Ich verstehe nicht …«, erwiderte er und forschte in Amys Gesicht nach Antworten. Er sah die altbekannten Gefühle in ihren Augen lodern. Zorn. Wahnsinn. Aber auch noch etwas anderes, etwas ganz Neues. Verzweiflung. In gewisser Weise war das viel besorgniserregender.
    Die Zuschauer auf den Strohtribünen nahmen nach wie vor keinerlei Notiz von ihnen. Er stand ganz hinten an der Scheunenwand zwischen zwei Tribünenflügeln und fühlte sich wie das Auge eines Sturms. Die Stelle im Zentrum, wo es ganz still und ruhig war.
    Dabei war er alles andere als ruhig. Sein Herz jagte, und Panik drohte ihn zu überwältigen. Er sah Josephinas Mutter in der Nähe des Rings stehen, zwischen ihnen die wogende Menschenmenge. Sie wirkte verzweifelt. Josephina stemmte sich gegen seinen Griff und schrie aus

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