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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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die her?
    »Ich sehe Frauen zu gern bluten.«
    Sie kniff die Augen ein wenig zusammen, weil ihr der fiese Atem des Kerls entgegenwehte. Große, nässende Pusteln bedeckten sein Gesicht und seine Arme. Er sah aus wie ein Speed-Junkie, der er wahrscheinlich auch war.
    »Ich schlitz dich auf, weide dich aus!« Erneut stürzte er sich auf sie, doch diesmal war Erin bereit. Sie hieb ihm die Krallen entgegen, durchschnitt Haut und Muskeln bis zu den Knochen. Seine blutunterlaufenen Augen flackerten auf, und ein würgendes Keuchen kam aus seinem Mund.
    »Oder ich schlitz dich auf«, murmelte sie und bemühte sich nach Kräften, nicht darüber nachzudenken, was sie tat. Nein, sie tötete nicht; nein, sie ermordete keine Dämonen. Die lebten noch, waren lediglich vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.
    Kämpfe.
    Rette Jude.
    Kämpfe!
    Nein, sie brachte sie nicht um, aber sollte es nötig sein, um Jude zu helfen, würde sie es tun.
    Sie zog ihre Krallen aus dem Widerling, der ächzend in sich zusammensackte.
    Ein weiterer landete auf ihm, der eine blutige, gebrochene Masse war – dank des messerschwingenden Zane.
    So viele zerfetzte Körper umgaben sie. Und der Tiger war zum tödlichen Schlag bereit. Sein kräftiger Körper wölbte sich, als er das Maul über seiner Beute aufriss.
    »Nein, nein!« Erin sprang auf ihn zu. »Zane, lass ihn das nicht tun!«
    Zane war schon bei ihm. Er packte den schlotternden Dämon und zerrte ihn unter dem Tigermaul fort, bevor er den Mistkerl beim Kragen nahm und in die Luft hob.
    Die Angreifer waren überwältigt. Der Einzige, der noch bei Bewusstsein war, war der, den Zane festhielt.
    Erin stockte der Atem, als sie den Tiger ansah. So viele Wunden. Zu viele. Er konnte nicht mehr lange in dieser Gestalt bleiben. Und auf keinen Fall könnte er …
    Die Wandlung setzte ein. Vor Erins Augen verschwamm das Fell, knackten Knochen. Stolpernd auf dem von Blut glitschigen Boden, eilte sie zu ihm und nahm ihn in die Arme. Sie konnte das langsame Pochen seines Herzens fühlen. »Alles ist okay.« Das war nicht gelogen, denn es würde alles wieder okay. Sie waren rechtzeitig hier gewesen. »Du bist in Sicherheit.«
    Er erschauderte, und als sie ihn streichelte, fühlte sie die zahllosen Wunden. Tiefe Schnitte und Risse zogen sich über seine Seiten, seinen Rücken und seine Brust.
    Erin schluckte. Nein, er schaffte das. Jude überlebte!
    »Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen.« Ihre Stimme klang kalt, weil ihr eisig war.
    Auch Jude war kalt, seine Haut klamm.
    Sein Blut floss auf sie, durchtränkte ihre Kleidung.
    In menschlicher Gestalt schien er noch schwächer. Erin umfing sein Gesicht mit beiden Händen und zwang ihn, sie anzusehen. »Jude? Jude, verdammt, bleib bei mir!« Seine blauen Augen wirkten stumpf, nicht strahlend, wie sie sein sollten.
    »Nein! Du bist stark! Kämpfe! « Es war ein Schrei voller Wut und Angst. Blut brannte in ihrer Nase, Trommeln dröhnten. Macht die verdammte Musik aus! »Bleib bei mir«, flehte sie flüsternd.
    Erin küsste ihn und schmeckte sein Blut – und ihn.
    Bleib bei mir!
    Sein Mund bewegte sich nicht. Er war zu schwach, zu kalt.
    »Was zur Hölle ist hier unten passiert?«, fragte eine scharfe, zornige Stimme.
    Erin hob ihre Lippen von Judes, blickte sich jedoch nicht um. Das war Dee. Zane hatte sie auf dem Weg hierher angerufen und ihr gesagt, sie solle kommen. Bewaffnet.
    »Das war eine Falle«, antwortete Zane wütend. »Als wir ankamen, waren sie dabei, ihn in Fetzen zu schneiden.«
    Und sie hätten es beinahe geschafft.
    »Jude.« Erin glaubte, ein leichtes Flattern der Augenlider zu sehen. »Ich weiß, dass du geschwächt bist.« Ihre Wangen waren nass. Blut oder Tränen? Beides? »Aber du musst durchhalten, okay? Du darfst nicht in Menschengestalt bleiben.«
    Wenn er sich nicht in einen Tiger zurückwandelte, würde er verbluten, bevor Hilfe hier war. Das wusste sie. Sie machte sich nichts vor.
    Ihre Lippen bebten, deshalb presste Erin sie zusammen. Jude hatte die Augen geöffnet und blickte sie an. Hörte er sie? Verstand er, was sie sagte?
    Sie strich ihm sanft übers Gesicht. »Versuch, dich zurückzuverwandeln.« Nur so konnte er sich retten. Mit der Kraft des Wandels. Das Tier besaß ungewöhnliche Heilkräfte, der Mann nicht.
    Jude könnte die Tigerform nicht lange beibehalten, wie Erin wusste. Voraussichtlich nur wenige Sekunden, aber wenn er sich verwandeln könnte, würden sich einige der Wunden verschließen. Die Heilung würde

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