Jäger der Dämmerung
…«
Erin trat die Tür ein. Holzsplitter stoben in alle Richtungen, und Erin stürmte hinein, ohne auf die langen Kratzer an ihren Armen und in ihrem Gesicht zu achten, die ihr das rissige Holz beibrachte.
»Hey, du Schnepfe, was soll der Sch…«
Ein großer schlaksiger Kerl mit pechschwarzen Augen, dem Speicheltropfen aus dem Mund flogen, rannte auf sie zu.
Erin knallte ihm die Krallen gegen die Brust und schleuderte ihn einfach weg. Er krachte gegen die Wand, dass Putzbrocken abbrökelten, und sank zu Boden.
Er stand nicht wieder auf.
Ein leises gedehntes Pfeifen ertönte hinter ihr. »Wow, du bist unheimlich«, sagte Zane. »Und dir stellt jemand nach?«
Sie blickte sich nach allen Seiten um. Sperrmüllmöbel, zwischen denen Ratten umherhuschten, und genug Staub, um ihr die Nase zu verstopfen und ihren Geruchssinn zu behindern. »Wo ist er? Du hast gesagt, wir sind hier richtig. Wo ist er? « Sie klang hysterisch, aber wenn es einen Moment gab, in dem man rechtmäßig ausflippen durfte, dann ja wohl jetzt.
Zanes Blick wanderte durch den Raum, dann zum Fußboden. »Was ist das?«
Zwei tiefe Kerben im alten Dielenholz. Erin folgte den Markierungen, die neben der Wand hinten begannen und bei einer großen zerkratzten Kommode auf der gegenüberliegenden Seite endeten.
»Da ist was hinter der Kommode!«
Erin lief hin. Die Kommode war ungefähr zwei Meter hoch und anderthalb Meter breit. Erin rieb sich die verschwitzten Hände an ihrem Rock, dann stemmte sie das Ungetüm zur Seite.
Die Kommode schlitterte weg.
»Alle Achtung!«
Eine Tür.
»Die haben sie blockiert. Wieso machen die …«
»Weil Jude da unten ist!« Erin drehte den Türknauf. »Und sie wollen nicht, dass er rauskommt.« Nicht ehe sie mit ihm fertig sind.
Erin knackte das Schloss und stieß die Tür auf. Vor ihr klaffte ein schwarzer Abgrund. Das schwache Wummern von Trommeln war zu hören – oder war das ihr Herz? »Jude!«
»Nein, Erin, du musst vorsichtig sein«, flüsterte Zane. »Falls jemand Jude da unten festhält …«
Zum Teufel mit Vorsicht! Er brauchte sie.
Und sie brauchte ihn. Mehr als ihr bewusst gewesen war.
Ich wusste es nicht, begriff es nicht, bis ich ihn sterben sah.
Erin rannte in die Dunkelheit.
Er soll ja nicht wagen zu sterben!
Achtzehntes Kapitel
Schwache, flackernde Kerzen erhellten das Untergeschoss und beleuchteten ein Massaker. Eine Spur von blutigen Leibern zog sich über den Boden. Die stöhnenden Männer waren von Krallenmalen übersät.
Aber nicht alle von den Schweinehunden waren stöhnende Haufen auf dem Boden. Noch mehr allerdings waren nach wie vor auf den Beinen und kämpften. Fünf, nein, sechs von ihnen attackierten den Tiger. Sie hatten ihn an eine Wand gedrängt und stachen und hieben auf ihn ein.
Sie brachten ihn um!
Eine Messerklinge rammte in seine Seite, wo das Fell bereits blutrot war, und der Tiger zuckte mit einem Jaulen zurück.
Erin knurrte.
»Oh nein, das läuft nicht«, fauchte Zane hinter ihr.
Nein, auf keinen Fall. Erin und Zane griffen gleichzeitig an.
Sie packte den Erstbesten, den sie kriegen konnte, und riss ihn herum.
»Was soll das?« Schwarze Augen, dunkler als die Nacht, kälter als die Hölle, starrten sie an. Ein Dämon. Alle hier waren Dämonen. »Hey, Schlampe, was willst du?«
Ihre Krallen schlugen ihm in die Brust. Seine Kinnlade fiel herunter, während das Blut sein Hemd durchtränkte, dann sank er schreiend auf die Knie.
»Ich will, dass du mir Platz machst«, murmelte sie wütend und trat ihn beiseite.
Der Nächste. Sie hob die Krallen, bereit zum Kampf.
Doch Zane schnappte sich den nächsten Dämon und brach ihm das Handgelenk, als der Mistkerl mit dem Messer ausholte. Lächelnd boxte Zane ihm ins Gesicht. Blut spritzte, es folgte ein ekliges Schmatzen, und dann war auch dieser Dämon am Boden.
Ein Schmerzensschrei hallte durch den Raum. Erin blickte auf. Der Tiger hatte einen der Dämonen unter sich und erledigte ihn binnen Sekunden.
Ein weiterer Dämon stürzte sich auf Erin: ein Glatzkopf mit leblosen Augen und zu bleicher Haut. Wie die anderen, war auch der Kerl bewaffnet. Er grinste und raunte: »Komm, spiel mit mir …«
Das musste er nicht zweimal sagen. Erin atmete ein, schmeckte Blut und preschte vorwärts.
Aber der Dämon war schnell. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte er ihr mit seiner Klinge einen langen Schnitt auf dem Arm verpasst. Brennender Schmerz strahlte bis in ihre Schulter.
Die Musik wummerte um sie herum. Wo kam
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