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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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erklang, kaum dass sie die Zahnspitzen an ihrem Hals spürte. Ein Brüllen, das ihre Ohren füllte und bei dem die Straße zu vibrieren schien.
    Dann wurde der Wolf von ihr heruntergerissen. Seine Zähne kratzten über ihren Hals, schnitten ihr in die Haut.
    Sie rollte sich weg, eine Hand an ihrer Kehle, wo sie das warme Blut fühlte.
    Jude!
    Der Tiger war hier, bebend vor Zorn. Er kämpfte mit Klauen und Zähnen; schlug seine Reißzähne in den Wolf, riss das kleinere Tier nach oben und schleuderte es in die Luft.
    Er ist dem Wolf gewachsen.
    Wölfe waren stark, keine Frage, aber ein Tigerwandler ließ sich nicht so leicht unterkriegen.
    Erin rappelte sich auf. Der Blutfluss versiegte bereits, denn dank Jude waren die Wunden nicht besonders tief. Alle pochten, aber sie heilten auch schnell.
    Knurren und Fauchen hallten durch die Nacht. Der Tiger und der Wolf griffen an, verkeilten sich ineinander, brüllten und heulten.
    Blut tränkte ihrer beider Fell, und Knochen brachen geräuschvoll.
    Der Wolf biss in den Tigerrücken. Jude zuckte zur Seite und hieb mit den Vorderpfoten aus.
    Ich muss ihm helfen. Ich kann nicht hier rumstehen und zugucken!
    »Erin!«, rief Dee.
    Die Waffe.
    Erin rannte zu ihr und nahm sich die Waffe, die in ihren blutverschmierten Fingern glitschte.
    »Nein, warte, du musst …«
    Keine Zeit. Der Wolf hatte Jude eben die Seite aufgerissen.
    Und der Tiger bewegte sich so schnell, dass Erin seine Konturen nur verschwommen sah, als er sich mit offenem Maul auf den Wolf stürzte.
    Sie hob die Waffe und zielte. Beweg dich, Jude, weg da, nur ein Stück, damit ich eine klare Schusslinie habe! Eine Chance, den Alptraum zu beenden.
    Sein Maul schloss sich auf der Kehle des Wolfs. Jude riss ihn herum, und Erin hatte ein ideales Ziel.
    Sie drückte den Abzug.
    Die Kugel donnerte in den Wolf.
    Und der Tiger biss fester zu.
    Sie zielte erneut. Und wartete. Es war schwierig, die Waffe ruhig zu halten. Hätte sie nur nicht so viel Blut an den Händen!
    Der Tiger ließ seine Beute fallen. Und der Wolf rührte sich nicht mehr.
    Jude warf seinen Kopf in den Nacken und brüllte seine Wut in die Nacht hinaus.
    War es vorbei? Bitte, lass es vorbei sein!
    Jude sprang über den Wolf hinweg. Noch während er auf sie zulief, verschmolz das Fell auf seinem Körper. Dann fiel er vor sie. Seine Knochen verbogen sich geräuschvoll, was gar nicht schön klang. Im nächsten Moment waren seine Reißzähne fort, und aus dem Tigergesicht wurde das eines Mannes.
    Nackt kniete er vor ihr.
    Und er blickte zu ihr auf. Jude sprach nicht, er sah sie einfach nur an.
    Erins Hände fielen auf seine Schultern. Es ist vorbei! Sie sah ihm in die Augen. Endlich war der Mistkerl tot.
    Und Jude lebte. Er kniete stark und lebendig vor ihr.
    »Erin, alles okay?« Seine Stimme klang schroff, belegt, als siedelte sie irgendwo zwischen dem Raunen eines Mannes und dem Knurren eines Tiers.
    Sie schaffte es immerhin, stumm zu nicken. Es war zu viel Blut an ihr. »Ich heile schnell.«
    Sein Blick wanderte über ihren blutigen Körper und kehrte zu ihrem Gesicht zurück. »Damit das klar ist«, sagte er, und nun hörte er sich deutlich menschlicher an, »du bist nicht seine Gefährtin. Die warst du nie.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, du …«
    »Du bist mein, Süße. Das warst du von Anfang an, genau wie ich dein bin.« Er umfing sie und drückte sie an sich.
    Mein.
    Eine Träne stahl sich aus ihrem Auge, rann ihre Wange hinunter und tropfte auf ihre Schulter. Sie wünschte sich inständig, dass er Recht hatte, denn sie wollte ihn so sehr!
    Sein Kopf neigte sich noch etwas weiter nach hinten. »Mein«, wiederholte er leise.
    Dann stand er auf. Er hielt sie sehr fest, aber das war gut so, und sein Mund auf ihrem erst recht, als er sie küsste, wie er sie immerzu küsste …
    Voller Begehren und Lust.
    Und Liebe?
    Sie wollte in ihn hineinfallen, die Welt wegstoßen, aber da war zu viel Schmerz um sie herum. Zu viel Blut.
    Sie entwand sich ihm. »Jude, meine Mutter …«
    Seine Nasenflügel bebten. Gleich darauf sah er hinter sie und fluchte. Zusammen liefen sie zu Theresa.
    Die Augen ihrer Mutter waren weit offen, allerdings war sie nicht mehr so totenbleich wie zuvor. Nein, da war eine Andeutung von Farbe auf ihren Wangen. »Hast du … es getan?«, fragte sie, den Blick auf Jude gerichtet.
    Gestaltwandler waren immer so stark. Theresas Beine waren nach wie vor eine grausam zertrümmerte Masse, aber die Blutungen hatten aufgehört. Ihre Mutter

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