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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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    Erins Brustspitzen richteten sich hart auf.
    Sie drehte sich um und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Offensichtlich brauchte sie noch eine kalte Dusche. Oder …
    Donner erschütterte das Haus, und Erin zuckte zusammen. Das war ein ziemlich heftiger Schlag gewesen, zu laut, bei dem ihr Bett wackelte.
    Erschrocken fuhr sie auf. Der Donner war nicht von draußen gekommen!
    Wieder hörte sie es, aber das war kein Gewitter!
    Erin stieg aus dem Bett und wäre fast hingefallen, so eilig lief sie los. Das war ein Brüllen!
    Das wütende Brüllen eines Tieres, das von unten kam.
    Sie rannte zur Tür.
    Die Wandlung strömte durch seinen Körper, schnell, angetrieben von seinem Zorn. Die Wut brachte sein Blut zum Kochen und sog den Mann zurück in das Tier.
    Er hatte das Rütteln an der Tür gehört, das Schaben von Krallen, und das schrille Piepen der Alarmanlage war unnötig gewesen. Jude hatte gewusst, dass der Eindringling hier war.
    Nun würde er den Schweinehund vernichten.
    Knochen knackten, verbogen sich. Weißes Fell spross aus seiner Haut, während Krallen aus seinen Fingerspitzen wuchsen. Das Knurren auf Judes Lippen wurde zu einem wütenden Brüllen, sowie das Tier übernahm.
    Der Schmerz machte ihm nichts, nicht mehr. Er war nichts, gemessen an dem Kribbel der Macht.
    Sein Sehen wurde schärfer, sein Gehör besser. In diesen kurzen Momenten der Wandlung erschien die Welt vollkommen neu. Eine Welt, in der er herrschte.
    Sein Mund öffnete sich, und noch ein Brüllen ertönte.
    Der Mistkerl rannte. Jude konnte die Laufschritte hören. Das war sein Lieblingsteil: die Beute jagen.
    Sämtliche Muskeln angespannt, machte er sich bereit für die Jagd.
    »Jude, was ist los? Jude!«
    Er drehte sich zu ihr um. Lange, schmale Glieder in sexy Seide gehüllt. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Mund offen. Sie stand an der Treppe, nur wenige Stufen vom Erdgeschoss entfernt, und klammerte sich ans Geländer. »Jude?«
    Er knurrte sie an. Das war hoffentlich keine Angst, was er in ihrem Gesicht sah. Er würde ihr nie etwas tun. Niemals. Egal in welcher Gestalt.
    Das Tier würde die Frau nicht einmal sachte kratzen, die der Mann begehrte.
    Sie trat auf ihn zu. »B-bist du das? Wieso h-hast du dich verwandelt? Was ist …«
    Keine Zeit. Er wandte sich von ihr weg und sprang auf die offene Tür zu.
    Sie eilte ihm nach, worauf er noch einmal den Kopf zu ihr drehte und brüllte, sie solle bleiben, wo sie war. In menschlicher Gestalt war sie ein zu leichtes Ziel.
    Und er wollte sie nicht gefährden. Nicht jetzt. Nie.
    Er stürmte in die Nacht hinaus.
    Ach du Schande!
    Erin starrte Jude nach. Ihr Herz raste so schnell, dass ihr die Brust wehtat.
    Jude – ein Tiger. Ein weißer Tiger. Groß, wunderschön und tödlich.
    Tiger, Tiger, hell entfacht … Das Gedicht von William Blake ging ihr durch den Kopf, während sie zusah, wie Jude von der Veranda sprang und in der Dunkelheit verschwand.
    Was für eine Eleganz und Kraft!
    Und sehr, sehr gefährlich.
    Ein weißer Tiger.
    Dichtes, schneeweißes Fell mit rabenschwarzen Streifen. Der Tiger war riesig. Er musste mindestens zwei Meter siebzig lang sein, ohne den dicken Schwanz. Sein Maul – als er brüllte, hatte er es weit aufgerissen – war voller furchteinflößender Zähne. Mit diesen rasiermesserscharfen Zähnen hätte er ihr in weniger als einer Sekunde die Kehle zerfetzen können.
    Aber er hatte sie nicht angegriffen. Und in seinen blauen Augen hatte sie den Mann erkannt, der sie ansah. Jude beherrschte seine Bestie vollkommen. Das traf nicht auf alle Gestaltwandler zu.
    »Ein weißer Tiger«, flüsterte Erin in die Nacht. Jude war dort draußen und jagte, für sie.
    Es gab einen Grund, weshalb die weißen Tiger das chinesische Symbol für »König« auf ihren Köpfen trugen. Manche sagten, die seltenen weißen Tiger zählten zu den stärksten Gestaltwandlern, einzig von den Drachen übertroffen. Die Drachen hingegen, nun, keiner war sich ganz sicher, dass die überhaupt noch existierten.
    Tiger gegen Wolf. Beide waren starke, gnadenlose Tötungsmaschinen. Erin würde allerdings eher auf die Überlegenheit des Tigers setzen. Trotzdem sollte er lieber vorsichtig sein, und er kam lieber wieder zu ihr zurück.
    Erin trat an die Verandabrüstung. Ihnen nachzulaufen wäre dumm. Sie stünde Jude höchstens im Weg, und sie konnte nicht mit ihm jagen. Keine Wandlung, keine Jagd.
    So sehr sie es hasste, zurückzubleiben, durfte sie ihn nicht in Gefahr bringen.
    Außerdem konnte ein

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