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Jäger der Dämmerung

Jäger der Dämmerung

Titel: Jäger der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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Andersartigen. Wölfe kämpften hinterhältig, verbissen und gewöhnlich so lange, bis einer der Kontrahenten tot war.
    Was er über einsame Wölfe sagte, war kein Scherz gewesen. Diejenigen, die sich von ihrem Rudel abwandten oder von ihm ausgestoßen wurden, waren die richtig üblen, von denen sich alle Anderen fernhielten – wenn sie schlau waren. Denn von denen waren einige zu höchst fragwürdiger Berühmtheit gelangt.
    Einem wahnsinnigen Wolf ging man lieber weiträumig aus dem Weg.
    Jude hielt sich gern für einen schlauen Burschen. Kein Genie, nein, aber hinreichend klug. Dennoch würde er dem Wolf nicht aus dem Weg gehen. Stattdessen wollte er ihn jagen, und er würde den Mistkerl zur Strecke bringen.
    Der Hund sollte lernen, wie es sich anfühlte, wegrennen zu müssen.
    Die Jagd war eröffnet.
    »Hey, Jude!«, brüllte Dee ihm in dem Moment entgegen, in dem er das Büro von Night Watch betrat. »Ich hatte mich schon gefragt, wann du endlich deinen erbärmlichen Hintern herbewegst.« Sie bedachte ihn mit einem Grinsen und beugte sich über ihren Schreibtisch, wo sie in einem Stapel Papiere herumwühlte. »Ich habe ein bisschen in der Vergangenheit deiner Kleinen gegraben, und, Mann, die hat einen ziemlich üblen Ruf!«
    Jude räusperte sich.
    Daraufhin sah Dee fragend auf. »Was? Hast du was im …«
    Er ging einen Schritt beiseite.
    Hinter ihm stand Erin, die der anderen Frau ein scharfes Lächeln zuwarf.
    »… Hals?«, beendete Dee ihre Frage. »Ach so.« Nun war es an ihr, ein seltsames Kehlgeräusch von sich zu geben. »Ähm, ich schätze, Sie sind die neue Staatsanwältin, hmm?« Dee wurde nicht rot. Genau genommen hatte Jude sie noch nie erröten gesehen. Aber ihre Augen verengten sich, als sie Erin musterte.
    »Ich schätze, da haben Sie Recht«, murmelte Erin, deren Finger sich um ihren Handtaschengurt krümmten. »Die Frau mit dem üblen Ruf.«
    Dee blinzelte und legte ein gekünsteltes Grinsen auf, während sie nach links zeigte. »Für Klienten haben wir einen Warteraum gleich da lang. Sie dürfen dort Platz nehmen, solange ich kurz mit Jude über …«
    »Mein Leben rede?« Erin trat kopfschüttelnd vor. »Danke, aber da möchte ich lieber mithören.«
    Dee sah zu Jude, der mit den Schultern zuckte. Er hatte keine Ahnung, was Dee ihm erzählen wollte. Sie war mit ihrem Hacker-Freund Jasper am Computer gewesen, und das die letzten vierundzwanzig Stunden lang. Falls es Geheimnisse zu enthüllen gab, hatten die beiden sie garantiert gefunden.
    Also, was für einen Ruf hatte seine kleine Hybride?
    Er ging zu Dees Schreibtisch. Von Zane war weit und breit nichts zu entdecken, was wohl auch besser so war. Seine Kollegen schienen sich derzeit alle Mühe zu geben, Erins Herz zu erobern.
    »Arschloch«, flüsterte Dee, sobald er in Hörweite war. Ihre Haut wirkte blass. Offenbar hatte sie einige nächtliche Jagden hinter sich. Wenn sie nicht aufpasste, sah sie bald selbst wie ein Vampir aus. »Du wusstest, dass ich sie nicht sehen konnte. Verflucht, ich bin nicht du! Ich kann Leute nicht auf zehn Meter Entfernung riechen.«
    »Sie haben also in meiner Vergangenheit gegraben«, sagte Erin, die ebenfalls zum Schreibtisch kam. Neben Erins bronzenem Teint nahm sich Dee noch blasser aus. »Und was haben Sie gefunden?«
    Dee bedeutete Jude mit einem Seitenblick, dass er hierfür bezahlen würde. Dann zog sie sich den schiefen Papierstapel heran. »Ich fand heraus, dass Sie eine reichlich heftige Gegnerin sein können.«
    Erin verzog keine Miene.
    »Kann ich auch«, sagte Dee mit einem echten Lächeln. »Deshalb mag ich Frauen wie Sie normalerweise.«
    Erins Maske bekam ein paar Risse, und für einen Sekundenbruchteil schien sie verwirrt.
    »Es gab ein paar Geschichten, dass Sie auf der Highschool und am College bei den Jungs gelegentlich ein bisschen grob wurden.«
    Erin sah erschrocken zu Jude.
    »Nichts Schlimmes. Ein Bursche hat sich das Handgelenk gestaucht, der andere hatte harmlose Schnittwunden.«
    Hierauf zuckte Erin zusammen. »Das kann ich erklären.«
    Dee winkte ab. »Sie sind eine Andere . Sie haben’s gern ein bisschen grob.« Ihre Hand verharrte, und sie zeigte mit dem Finger auf Erin. »Sie haben allerdings aufgehört, mit Menschen herumzumachen, als Ihnen klar wurde, dass sie jemanden verletzen könnten.«
    »Habe ich das?«, fragte Erin leise.
    Nein, hatte sie nicht. Jude wusste, dass sie lediglich lernte, vorsichtiger zu sein. Das Tier in sich zurückzuhalten . Was für Leute ihrer Art

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