Jäger der Dämmerung
»Das können Sie einen Dämon nicht fragen! Ich meine, das ist so, als würden Sie einen Mann fragen, wie lang sein Schw…«
»Verflucht mächtig genug!«, fiel Zane ihr ins Wort und wurde rot.
Aber Erin blieb ungerührt. »Das bezweifle ich. Wenn die Geschichten stimmen, kann ein Wolfswandler sogar einen Meisterdämon besiegen. Bist du dem wirklich gewachsen?«
»Ja, klar, ich …«
» Ich fahre mit Jude. « Ihre Worte waren wie ein Eisregen. »Daher ist alles andere unerheblich. Mein Leben, meine Entscheidung.« Ihre Augen begannen zu glühen.
Jude sah sie immer noch an. Abwägend. »Ich kann deine Sicherheit nicht aufs Spiel setzen.«
»Was du tust, solltest du mich hier lassen.«
»Das ist nicht …«, begann Zane empört.
Erin brachte ihn mit einem einzigen Blick zum Schweigen.
»Nimmst du mich mit, bin ich in Gefahr, nimmst du mich nicht mit, bin ich es auch«, resümierte Erin achselzuckend. »Da haben wir wohl eine Pattsituation.«
Und Pattsituationen konnte Jude nicht ausstehen.
»Es ist mein Leben«, sagte sie nochmals. »Und ich bin es leid, wegzurennen. Es wird Zeit, zurückzugehen. Flucht hat nicht funktioniert. Glaub mir, ich habe es begriffen. Er wird nicht aufhören, bis ich ihn stoppe.«
»Oder bis Sie tot sind.« Eine unterirdische Bemerkung von Dee.
Jude sah sie wütend an. Das würde nicht passieren.
»Wenn ich muss, folge ich dir einfach nach Lillian. Aber ich fahre hin«, erklärte Erin trotzig.
»Äh, hast du nicht einen Job?«, fragte Zane. »Fälle, an denen du arbeitest?«
»Bis Montag habe ich frei.« Sie wartete, bis Jude sie wieder ansah, und fragte: »Also, wie soll es laufen, Tiger? Komme ich mit dir?«
Wieder und wieder, Süße. Diese Worte sprach er nicht aus. »Du kommst mit, aber es gelten meine Regeln.«
»Oh, Mann, und der dritte Idiot in der Schusslinie.« Dee verdrehte die Augen. »Traut denn heute keiner mehr einem Profi?«
Jude beachtete sie nicht. »Beim ersten Anzeichen von Ärger machst du, dass du wegkommst, und lässt mich alles regeln.«
Ein Nicken.
Fehler! Oh, das war ein solcher Fehler, aber …
Aber wenn er sie hier ließ, würde er sich ununterbrochen Sorgen um sie machen. Denn die Wahrheit war, dass Jude fast fühlte, wie der Mistkerl sie beobachtete.
Und abwartete.
Allein wenn er an Lee Givens, das arme Schwein, dachte. Er lag immer noch auf der Intensivstation und war bisher nicht zu sich gekommen. Ein Polizist bewachte ihn, dank Tony. Erin hatte gleich morgens nach ihm gesehen, aber sein Zustand war unverändert.
Die Ärzte meinten, es wäre ein Wunder, dass er noch atmete. Nun ja, atmete mit Hilfe der ganzen piependen und surrenden Maschinen.
Der Typ, der hinter Erin her war, machte keine halben Sachen. Er war bösartig, wahnsinnig und skrupellos.
Nicht unbedingt das Traumdate.
Nein, Erin in Baton Rouge zu lassen, selbst mit Zane als Schutz, gefiel Jude nicht.
Widerwillig nickte er. Verdammt!
Der Tiger brachte sie zurück. Wurde aber auch Zeit! Seine Muskeln spannten sich, als er den Pick-up sah. Dann erschien Erin, deren mitternachtsschwarzes Haar schimmerte, und beide eilten zu ihrem Haus.
Der Gestaltwandler legte eine Hand auf ihren Rücken, bevor sie drinnen verschwanden.
Eine vertrauliche Geste. Zu vertraulich.
Er wartete, ohne den Truck eines weiteren Blickes zu würdigen. Die Nummer hatte er sich schon vor Tagen notiert.
Keine fünf Minuten später war der Gestaltwandler wieder an der Tür und blickte die Einfahrt hinunter. Er hatte einen Koffer in der einen Hand, die Finger der anderen mit Erins verwoben.
Viel zu vertraut!
Sie verließen eilig das Haus. Erin stieg auf der Beifahrerseite ein, aber der Gestaltwandler zögerte und schaute sich um. Er schien ihn direkt anzusehen.
Dann lächelte der Tiger.
Er beugte sich in den Truck, legte eine Hand in Erins Nacken und küsste sie.
Nein!
Ein Knurren entfuhr ihm. Sofort richtete der Tiger sich auf und blickte an den Azaleen vorbei.
Er zwang sich, Ruhe zu bewahren, auch wenn er fast an seiner Wut erstickte.
Erins schmale Hand griff nach oben und berührte die Brust des Gestaltwandlers. »Jude, was ist?«
Der Wind trug ihm ihre Stimme herbei: süß und rauchig. Sexy.
Und sie sprach den Namen eines anderen aus.
Du bist der Nächste, Scheißkerl. Du wirst betteln.
Der Tiger nahm ihre Hand. »Ich dachte, ich hätte einen dämlichen Köter gehört«, sagte er sehr laut.
Zu laut. Absichtlich.
Die Katze wollte also spielen.
Der Idiot hatte keine Ahnung, womit er es
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