Jäger der Dämmerung
nicht sonderlich viel Spaß versprach, vor allem nicht beim Sex.
Wandler waren nicht grundlos wild.
Dee neigte den Kopf nach rechts. »Ich weiß nicht, vielleicht haben Sie auch bloß besser aufgepasst. So oder so, nach ihrem einundzwanzigsten Geburtstag gibt es keine Geschichten mehr über die etwas zu handfest herummachende Erin.«
Die handfest herummachende Erin? Jude merkte auf.
»Sie haben Ihre Abschlüsse an der Tulane mit Auszeichnung gemacht, sowohl das erste als auch das zweite juristische Examen. Ich gehe davon aus, dass sie sich in New Orleans hauptsächlich mit anderen Paranormalen abgaben. In Großstädten ist das die Regel. Und die interessierte wohl nicht weiter, dass Sie im Schlafzimmer schon mal die Beherrschung verlieren – oder aber sie brachten Ihnen bei, wie Sie genau das vermeiden.«
Erin nickte, und Jude fragte sich, welches von beidem sie bestätigte. Und warum krampfte sich ihm bei dem Gedanken an Erin mit anderen im Bett der Magen zusammen?
»Ey, Mann, nimm die Krallen von meinem Tisch!«, fuhr Dee ihn verärgert an. »Der ist ganz neu, und du markierst mir den gefälligst nicht so, wie ihr Idioten dauernd alles markiert!«
Rasch zog er seine Krallen aus dem Holz. »Entschuldige.« Verdammt, das musste er wieder reparieren. Er wollte nicht …
»Gestaltwandler haben die Angewohnheit, Dinge zu markieren, die ihnen nicht gehören.« Erin wirkte viel zu ruhig, als sie das sagte. »Ein genetischer Fehler, glaube ich.«
»Ich bin nicht wie er, Süße«, platzte es unwillkürlich aus ihm heraus. Aber er hätte es sowieso gesagt, denn Erin hatte seit letzter Nacht eine Eismauer zwischen ihnen errichtet, und er war diese Distanz leid.
Er war nicht wie dieses Arschloch, was Erin mittlerweile wissen sollte.
»Nein, bist du nicht«, bestätigte sie und sah ihn an. Was für wunderschöne Augen sie hatte!
War das ein erstes Anzeichen von Tauwetter? Wollte sie sich ihm wieder öffnen? Der gestrige Abend war hart für sie gewesen, keine Frage, aber er wollte nicht, dass sie sich von ihm abwandte.
Nein, sie sollte sich ihm erst recht zuwenden.
»Ähm, ja, prima. Was auch immer da zwischen euch läuft, behaltet es im Schlafzimmer, okay?«, mischte Dee sich ein. »Ich bin seit zwei Monaten nicht mehr flachgelegt worden, und diese Spannung zwischen euch macht mich neidisch.«
Nun lächelte Erin.
Und Judes Herz schlug schneller.
»Krieg dich ein, Romeo.« Dee rammte ihm den Ellbogen in die Brust. »Zurück zum Geschäft.«
Richtig.
»Nach dem Studium haben Sie in verschiedenen Bezirken gearbeitet, ehe Sie sich einige Jahre später in Lillian niederließen. Sie fingen bei der Staatsanwaltschaft an und wurden schnell bekannt dafür, dass Sie sich die Monster vorknöpfen.« Sie blickte kurz zu Jude. »Nicht deine Art. Vergewaltiger, Frauenprügler, solche Schweine, bei denen ich selbst zuschlagen möchte.«
»Dee, wir haben schon über deine Auge-um-Auge-Einstellung gesprochen«, murmelte er.
»Ja, wir haben darüber geredet, wie gut sie funktioniert.«
Im Hintergrund bimmelten Telefone. Jude hörte Zanes Stimme. Er sprach mit Pak. »Machen wir’s kurz. Hast du was gefunden, das uns bei diesem Kerl hilft?«
Dee kniff die Lippen zusammen und sah wieder zu Erin. »Ich habe herausgefunden, dass Sie an dem größten Fall Ihrer Karriere arbeiteten und aus heiterem Himmel die Nerven verloren.«
»Was? Ich habe ganz bestimmt nicht die Nerven verloren!«
»Zwei versäumte Gerichtstermine. Fünf Verspätungen. Zeugen, die nicht erschienen, und als Sie im Trent-Fall Ihr Plädoyer halten sollten, stiegen Sie aus.«
Dee konnte eine böse Kämpferin sein, die ohne Umschweife auf den Solar plexus zielte, wenn man es am wenigsten erwartete.
Er hob eine Hand zu Erin, denn sie wirkte …
»Sie kennen mich nicht!«, fuhr sie Dee an. »Sie setzen sich an Ihren Computer, schnüffeln ein bisschen herum und bilden sich ein, Sie sähen das Leben von jemandem und erfahren alles über denjenigen. Da liegen Sie falsch! Ich habe mir die Finger wundgearbeitet an dem Fall, alles getan, was ich konnte, aber Trent steckte mit Richter Harper unter einer Decke. Dauernd wurden Prozesstermine geändert, ohne dass man mich informierte. Zeugen verschwanden, und obwohl ich meinen Job gemacht habe, wurde der Kerl freigesprochen.«
Dee schrak nicht zurück. Was Jude auch noch nie erlebt hatte. »Und als Sie mitten in dem Fall steckten, darum kämpften, dass der Frauenschänder hinter Gitter kam, nahm der Bastard erstmals
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