Jäger der Dämmerung
sie ist!«
Es wäre so leicht, ihm den Kopf abzureißen! »Was sie immer schon war! Sie ist eine Frau, stark und wunderschön. Sie ist dieselbe wie früher.«
»Das ist alles ein bisschen viel, klar? Mir schwirrt der Schädel, ich habe eine Leiche, mit der ich klarkommen muss …«
»Und Sie hatten keinen Grund, Erin zu behandeln, als wäre sie minderwertig!« Würde Erin sehr sauer, wenn er den Kerl ein wenig kratzte? Sie müsste es ja nicht unbedingt erfahren.
»Ich mag sie«, murmelte der Cop und senkte den Blick.
Wie? Mag, nicht mochte ? »Davon hat man verdammt wenig gemerkt.«
»Weil ich gesehen habe, wie sie Sie ansieht!« Ben hob die Fäuste und stemmte sie gegen Judes Brust.
Jude rührte sich nicht vom Fleck. »Und das heißt?« Vielleicht fuhr er die Krallen doch noch nicht gleich aus.
»Ich wusste immer, dass Erin Geheimnisse hatte.« Wieder stemmte er die Fäuste gegen Jude. Hmmm. Der Kerl war wirklich kräftiger als er aussah.
Dennoch bewegte Jude sich nicht.
»Ich habe alles versucht, ihr nahe zu sein, aber sie schottete sich von mir ab. Das macht sie bei Ihnen nicht, stimmt’s?«
Jude lächelte. »Sie hat’s probiert.« Eine Wölfin. Wer hätte gedacht …
»Aber Sie sind ihr nähergekommen. Das habe ich an der Art gesehen, wie Erin Sie anguckt.« Noch ein Schubsen. Okay, das war wohl eher ein beidhändiger Fausthieb.
Jude gab nach und wich ein Stück zurück.
»Sie schlafen mit ihr, und geben Sie sich keine Mühe, mir was vorzuspinnen, denn auch das konnte ich deutlich sehen. An Ihrem Gesicht!«
»Und Erin denkt, ich wäre nicht besitzergreifend«, murmelte Jude.
»Sie mochte mich genug, um mich beschützen zu wollen, aber sie hat mir nie so vertraut wie Ihnen«, sagte der Cop verbittert.
Jude war klar, wäre die Situation andersherum, würde er auch verbittert sein. Ein Glück, dass sie es nicht war!
Nun, er wäre wohl mehr als verbittert.
Bens Wangenmuskel zuckte. »Sie ließ mich zurück. Glauben Sie, das könnte Ihnen auch passieren?«
Nicht wenn er ein Wörtchen mitzureden hatte. Er plante etwas Dauerhaftes.
»Würden Sie damit klarkommen, wenn sie Ihnen einfach wegläuft?«
Jude sah ihn stumm an.
»Tja, wir werden sehen«, sagte der Cop schließlich, und Jude hätte ihm gern einen Kinnhaken verpasst. Ben richtete sein zerknautschtes Hemd. »Ich bleibe fürs Erste in der Gegend, falls Erin mich braucht.«
»Dieser Fall ist nicht Ihre Liga«, wiederholte Jude, was als Warnung gemeint war. Es wäre ein Jammer, sollte der Cop umgebracht werden, denn dann müsste Jude es Erin irgendwie beibringen.
»Mag sein, aber vielleicht ist es Zeit, dass ich in eine neue Liga aufsteige.« Er drängte sich an Jude vorbei und ging zur Tür.
Jude blickte ihm nach. Leichte Beute, aber …
Ben drehte sich zu ihm um. »Sollten Sie zulassen, dass ihr wehgetan wird, kriegen Sie’s mit mir zu tun, Tiger. Auch wenn sie nicht mehr meine Freundin ist, ist sie doch …«
Er verstummte kopfschüttelnd, aber Jude hatte ihn schon verstanden.
Ist sie immer noch Erin.
»Endlich haben Sie’s kapiert«, sagte Jude leise.
Der Mensch grummelte etwas und riss die Tür auf.
Draußen stand Gomez, eine Hand erhoben. »Ah … Jude.« Er nahm die Hand herunter. »Anruf für dich. Ein Mickey.«
Er hatte bereits gemerkt, dass Gomez vor der Tür stand, aber, Moment mal, Mickey? Hyänen-Arschloch-Mickey?
Ben ging an Gomez vorbei.
»Der Typ sagt, er hat einen Tipp, aber nur für dich.«
Wenn das nicht gleich der nächste Bockmist war! Mickey bot ihm Hilfe bei einem Fall an?
Jude ging zu ihr zurück.
Mit einer Handbewegung scheuchte er Zane ins Vorzimmer und schloss die Tür.
Dann verriegelte er.
Erst als das Schloss klickte, sah Erin zu ihm auf.
»Ich bin ihn losgeworden«, sagte er und ging zu ihrem Schreibtisch. Dort stapelten sich zu viele Papierberge, und dabei sah das Ding nicht mal besonders stabil aus. Er konnte ja stehen, aber …
Ah, der Stuhl links mit dem abgewetzten Lederpolster müsste es tun.
»Ist Ben unterwegs nach Lillian?«
Jude wollte sie nicht belügen. »Zumindest hält er sich raus.« Was Jude hoffen wollte. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, dass er während der Jagd über den Mann stolperte.
Und er würde sehr bald wieder jagen.
Erin stand auf und kam zu ihm. »Jude, was ist? Wieso …«
Er nahm ihre Hand, hob sie an seine Lippen und küsste die Innenfläche.
Sogleich bebten ihre Nasenflügel, und ihre Pupillen weiteten sich.
»Ich habe nicht viel Zeit«,
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