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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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erbebte unter seinem plötzlichen Drücken, während die alten, rostigen Nägel ächzten. Sein Drücken schob ihn zur Seite, dann rollte er über den Boden. Einen Augenblick lang erschien eine blaue Linie – es war die Kugel, die genau dort auf den Boden traf, wo er vorhin noch gestanden hatte. Als er wieder aufstand, folgte ein zweiter Schuss. Diese Kugel kam ihm näher und wurde nur um Haaresbreite abgelenkt.
    Sie zischte an seinem Ohr vorbei. Wäre sie etwas weiter nach rechts geflogen, hätte sie ihn mitten in die Stirn getroffen, ob er nun in einer Stahlblase steckte oder nicht. Er atmete ruhig, hob seinen Sterrion und beobachtete den Balkon des alten Hotels auf der anderen Straßenseite, von wo der Schuss gekommen sein musste. Vor dem Balkon hing das Reklameschild des Hotels, hinter dem sich ein Schütze gut verstecken konnte.
    Wax feuerte, drückte gegen die Kugel und trieb sie mit zusätzlichem Schwung vorwärts, damit sie schneller flog und eine größere Durchschlagskraft bekam. Er verwendete nicht die üblichen Blei- oder Kupferkugeln; er brauchte etwas Stärkeres.
    Die großkalibrige Stahlkugel knallte gegen den Balkon, und aufgrund der zusätzlichen Kraft durchschlug sie das Holz und traf den Mann dahinter. Die blaue Linie, die zum Revolver des Mannes führte, zitterte, als er zu Boden sackte. Wax stand langsam auf und rieb sich den Staub von der Kleidung. In diesem Augenblick peitschte ein weiterer Schuss durch die Luft.
    Er fluchte und drückte wieder gegen die Nägel, obwohl ihm sein Instinkt sagte, dass es zu spät war. Wenn er einen Schuss hörte, half ihm kein Drücken mehr.
    Diesmal wurde er zu Boden geschleudert. Die Kraft musste irgendwo bleiben, und wenn sich die Nägel nicht bewegen konnten, dann musste er selbst es tun. Er ächzte auf, als er hinfiel, und hob seinen Revolver. Schweiß verklebte den Staub mit seiner Hand. Rasch suchte er nach dem Schützen. Er hatte Wax nicht getroffen. Vielleicht war die Stahlblase …
    Ein Körper rollte vom Dach der Schmiede herunter und fiel auf den Boden. Eine rote Staubwolke stieg auf. Wax blinzelte, hob den Revolver in Brusthöhe und hastete wieder zum Zaun, hinter dem er in gebückter Haltung Deckung suchte. Er behielt die blauen allomantischen Linien im Auge. Sie warnten ihn, wenn sich jemand näherte – aber nur dann, wenn derjenige auch Metall bei sich hatte.
    Auf den Leichnam, der neben das Gebäude gefallen war, deutete keine einzige Linie hin. Einige andere zitternde Linien wiesen allerdings auf etwas, das sich im hinteren Teil der Schmiede bewegte. Wax zielte mit seinem Revolver, als eine Gestalt um die Ecke des Gebäudes bog und auf ihn zulief.
    Die Frau trug einen weißen Staubmantel, der am Saum gerötet war. Sie hatte das schwarze Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, war in eine Hose mit einem breiten Gürtel gekleidet und trug dazu klobige Stiefel. Ihr Gesicht war kantig. Es wirkte stark; die Lippen hoben sich an der rechten Seite zu einem schwachen Grinsen.
    Wax stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und senkte seine Waffe. » Lessie.«
    » Wirfst du dich wieder selbst zu Boden?«, fragte sie, als sie sich neben ihn hockte, in den Schutz des Zauns. » Du hast mehr Staub auf deinem Gesicht, als Miles Runzeln hat. Vielleicht ist es an der Zeit, dich zur Ruhe zu setzen, alter Mann.«
    » Lessie, ich bin drei Monate älter als du.«
    » Es sind drei lange Monate.« Sie spähte über den Zaun. » Hast du sonst noch jemanden gesehen?«
    » Ich habe einen Mann auf dem Balkon da oben getroffen«, sagte Wax. » Ich konnte nicht erkennen, ob es der verdammte Tan war oder nicht.«
    » Er war es nicht«, sagte sie. » Er hätte nicht versucht, dich aus einer so großen Entfernung zu erschießen.«
    Wax nickte. Tan mochte es eher persönlich. Ganz nah. Dieser Psychopath bedauerte es jedes Mal, wenn er einen Revolver benutzen musste, und er erschoss nie jemanden, ohne dabei in die Lage zu kommen, die Angst in seinen Augen zu sehen.
    Lessie beobachtete die stille Stadt und sah dann Wax an. Sie war bereit und schaute kurz nach unten. Auf seine Hemdtasche.
    Wax folgte ihrem Blick. Ein Brief lugte aus seiner Tasche hervor, der ihm früher am Tag zugestellt worden war. Er kam aus der großen Stadt Elantel und war an den Herrn Waxillium Ladrian adressiert. Diesen Namen hatte Wax schon seit Jahren nicht mehr benutzt; er erschien ihm irgendwie falsch.
    Er steckte den Brief tiefer in die Tasche. Lessie hielt ihn gewiss für bedeutender, als er in

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