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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Wirklichkeit war. Die Stadt hatte ihm jetzt nichts mehr zu bieten, und das Haus Ladrian kam auch ohne ihn zurecht. Er hätte diesen Brief verbrennen sollen.
    Um sie von dem Brief abzulenken, deutete Wax mit dem Kopf auf den Leichnam des Mannes, der neben dem Gebäude lag. » Ist das dein Werk?«
    » Er hatte einen Bogen«, sagte sie. » Und Steinspitzen an den Pfeilen. Fast hätte er dich von oben erledigt.«
    » Danke.«
    Sie zuckte die Achseln, doch in ihren Augen glitzerte Befriedigung. Um diese Augen hatten sich inzwischen Runzeln gebildet, die das grelle Sonnenlicht im Rauland noch vertieft hatte. Es hatte eine Zeit gegeben, als sie und Wax einander nachgerechnet hatten, wer dem anderen öfter das Leben gerettet hatte. Aber jetzt hatten sie schon vor Jahren den Überblick verloren.
    » Gib mir Deckung«, sagte Wax leise.
    » Was für eine Deckung?«, fragte sie. » Etwa Kontodeckung? So ärmlich siehst du nun auch wieder nicht aus.«
    Wax hob eine Braue und sah sie an.
    » Verzeihung«, meinte sie und zog eine Grimasse. » In letzter Zeit bin ich zu oft mit Wayne zusammen gewesen.«
    Er schnaubte, rannte geduckt zu der Leiche, die vom Dach gefallen war, und drehte sie um. Es war ein Mann mit einem grausamen Gesicht, der sich seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert hatte. Blut tropfte aus seiner Schusswunde an der rechten Flanke. Ich glaube, ich kenne ihn, dachte Wax, als er die Taschen des Mannes durchsuchte und einen kleinen Splitter aus rotem Glas hervorzog, der die Farbe von Blut hatte.
    Er eilte zum Zaun zurück.
    » Na?«, fragte Lessie.
    » Donals Leute«, sagte Wax und hob den Glassplitter hoch.
    » Diese Bastarde«, sagte Lessie. » Sie konnten die Sache einfach nicht auf sich beruhen lassen.«
    » Du hast auf seinen Sohn geschossen, Lessie.«
    » Und du auf seinen Bruder.«
    » Bei mir war es Notwehr.«
    » Bei mir auch«, meinte sie. » Dieser Knabe war einfach lästig. Außerdem hat er überlebt.«
    » Mit einem Zeh weniger.«
    » Man braucht doch keine zehn«, sagte sie. » Eine meiner Cousinen hat nur vier. Sie kommt gut damit zurecht.« Lessie hob den Revolver und warf einen Blick auf die Geisterstadt. » Natürlich sieht sie etwas lächerlich aus, wenn sie geht. Gib mir Deckung.«
    » Wie viel?«
    Sie grinste bloß, kam hinter dem Zaun hervor und huschte dicht über den Boden auf die Schmiede zu.
    Heiliger Einträchtiger, dachte Wax und lächelte, ich liebe diese Frau.
    Er hielt nach anderen Schützen Ausschau, aber Lessie erreichte das Gebäude, ohne dass weitere Schüsse abgefeuert wurden. Wax nickte ihr zu und rannte quer über die Straße auf das Hotel zu. Er huschte ins Innere und suchte in allen Ecken nach ihren Feinden. Der Schankraum war aber völlig leer, und so stellte er sich neben die Tür und winkte Lessie zu. Sie rannte zum nächsten Haus auf ihrer Seite und überprüfte es.
    Donals Männer. Ja, Wax hatte seinen Bruder erschossen – den Mann, der einen Eisenbahnwaggon nach dem anderen ausgeraubt hatte. Soweit er wusste, hatte Donal nicht einmal etwas um seinen Bruder gegeben. Nein, Donal geriet nur dann in Wut, wenn er Geld verlor. Und das war vermutlich auch der Grund, warum er hier war. Er hatte ein Kopfgeld auf den Verdammten Tan ausgesetzt, weil dieser ihm eine Ladung Biegmetall gestohlen hatte. Vermutlich hatte Donal nicht erwartet, dass Wax Tan am selben Tag jagen würde wie er selbst, aber seine Männer hatten den Befehl, Wax und Lessie sofort zu erschießen, sollten sie ihnen über den Weg laufen.
    Wax reizte der Gedanke, diese Geisterstadt einfach zu verlassen und Tan Donal zu überlassen. Doch dieser Gedanke war ihm unangenehm. Er hatte versprochen, Tan persönlich zur Strecke zu bringen.
    Lessie winkte aus ihrem Gebäude heraus und deutete dann auf den hinteren Teil. Sie würde es dort wieder verlassen und sich dann von der Rückseite an die nächsten Häuser anschleichen. Wax nickte und machte eine knappe Geste. Er würde versuchen, sich Wayne und Barl anzuschließen, die die andere Seite des Ortes durchkämmten.
    Lessie verschwand, und Wax durchquerte das alte Hotel bis zu einer Seitentür. Dabei kam er an alten, schmutzigen Nestern von Ratten und Menschen vorbei. Diese Stadt fing die Schurken ebenso ein, wie ein Hund zu Flöhen kam. Er ging sogar an einer Feuerstelle vorbei, die sich ein Wandersmann auf einem Stück Metall innerhalb eines kleinen Steinkreises geschaffen hatte. Es war ein Wunder, dass der Narr nicht das ganze Haus niedergebrannt hatte.
    Vorsichtig zog

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