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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Dann biss er herzhaft hinein. » Aber keiner schenkt mir dafür die geringste Anerkennung. Ich sag’ euch, ich werde andauernd missverstanden.« Sein Terris-Akzent war verschwunden.
    Marasi wirkte verwirrt. » Sollte ich von seinem Verhalten entsetzt sein?«, fragte sie Waxillium mit gedämpfter Stimme.
    » Er hat bemerkt, dass Sie ihn wiedererkannt haben«, erklärte Waxillium. » Und jetzt ist er eingeschnappt.«
    » Eingeschnappt?« Wayne machte sich daran, Waxilliums Suppe zu essen. » Das ist sehr unfreundlich, Wax. Brr. Das Zeug hier ist noch schlechter, als ich euch gesagt habe. Tut mir leid.«
    » Ich werde es beim Trinkgeld berücksichtigen«, bemerkte Waxillium trocken. » Herrin Marasi, meine Anfrage war ernst gemeint. Um ehrlich zu sein, es scheint mir, dass Sie versucht haben, übertrieben schüchtern zu wirken.«
    » Sie haben immer den Blick gesenkt, nachdem Sie etwas gesagt haben«, stimmte Wayne zu. » Und beim Fragen haben Sie die Stimme immer ein wenig zu sehr erhoben.«
    » Sie sind eigentlich nicht der Typ, der auf eigenen Wunsch ein Universitätsstudium betreibt«, sagte Waxillium. » Was soll dieses Schauspiel?«
    » Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    » Möchten Sie es nicht sagen«, meinte Waxillium, » oder möchten Großherr Harms und seine Tochter nicht, dass Sie es sagen?«
    Sie errötete. » Das Letztere. Aber ich würde das Thema gern wechseln.«
    » Du bist so charmant wie immer, Wax«, sagte Wayne und biss noch einmal in den Brotlaib. » Siehst du? Du hast die Dame fast zum Weinen gebracht.«
    » Ich weine nicht …«, begann Marasi.
    » Beachten Sie ihn nicht weiter«, sagte Waxillium. » Vertrauen Sie mir. Er ist wie ein Hautausschlag. Je mehr Sie daran reiben, desto störender wird es.«
    » Au«, sagte Wayne, grinste aber.
    » Haben Sie keine Angst?«, fragte Marasi Wayne leise. » Sie tragen die Livree eines Kellners. Wenn man Sie an diesem Tisch sitzen und essen sieht …«
    » Das ist ein gutes Argument«, sagte Wayne und kippte seinen Stuhl ein wenig nach hinten. Die Person in seinem Rücken hatte ihren Tisch verlassen, und da auch Großherr Harms gegangen war, hatte Wayne gerade genug Platz, um …
    … und da war sie. Er lehnte sich mit dem Stuhl wieder nach vorn, trug erneut seinen Staubmantel und ein lockeres, geknöpftes Hemd sowie die typische grobe Hose des Raulandes. Seinen Hut wirbelte er auf dem Finger herum. Die Ohrringe waren verschwunden.
    Marasi zuckte zusammen. » Eine Zeitblase«, flüsterte sie. Es klang beeindruckt. » Ich war der Meinung, dass man sie von außen erkennen könnte!«
    » Das können Sie auch, wenn Sie genau hinsehen«, sagte Waxillium. » Dann bemerken Sie etwas Verschwommenes. Wenn Sie zum nächsten Tisch schauen, erkennen Sie den Ärmel seiner Livree dort, wo er sie hingeworfen hat. Sein Hut ist zusammenfaltbar. Die Seiten sind zwar steif, man kann ihn aber zwischen den Händen zusammendrücken. Allerdings weiß ich noch nicht, wo er den Mantel gehabt hat.«
    » Unter deinem Tisch«, sagte Wayne, der sehr selbstzufrieden klang.
    » Ah, natürlich«, meinte Waxillium. » Er wusste von vornherein, welcher Tisch der unsere sein würde, und so konnte er sich uns als Kellner zuordnen lassen.« Ich hätte unter dem Tisch nachschauen müssen, bevor wir uns gesetzt haben, dachte Waxillium. Oder hätte das nach Verfolgungswahn ausgesehen? Er glaubte nicht, dass er unter Verfolgungswahn litt. Er lag doch nachts nicht wach und befürchtete, erschossen zu werden, und er glaubte auch nicht, dass es eine Verschwörung gegen ihn gab, die ihn vernichten wollte. Er war bloß gern vorsichtig.
    Marasi sah noch immer Wayne an; sie schien verwirrt zu sein.
    » Wir sind nicht das, was Sie erwartet haben«, sagte Waxillium. » Zumindest sind wir nicht so, wie es in den Berichten steht, oder?«
    » Nein«, gab sie zu. » Dort werden persönliche Dinge zumeist beiseite gelassen.«
    » Es gibt Geschichten über uns?«, fragte Wayne.
    » Ja. Viele.«
    » Verdammt.« Er klang beeindruckt. » Bekommen wir denn kein Honorar dafür? Wenn ja, dann will ich auch Wax’ Anteil haben, denn schließlich habe ich all das getan, was ihm angeblich zugeschrieben wird. Außerdem ist er schon reich genug.«
    » Es sind Zeitungsberichte«, sagte Marasi. » Und die Zeitungen zahlen denjenigen, über die sie schreiben, kein Honorar.«
    » Dreckige Betrüger.« Wayne hielt kurz inne und fuhr dann fort: » Ich frage mich, ob noch andere feine Damen in diesem Saal von meinen

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