Jäger der Macht: Roman (German Edition)
Marasi. » Und wie viele von Ihrer Sorte hat es gegeben? Wie viele Männer haben bei der Einhaltung des Gesetzes geholfen?«
» Fünf oder sechs, je nachdem, wie man es sehen möchte«, antwortete er. » Da waren Wayne und ich, und meistens auch Barl sowie ein paar andere in wechselnder Besetzung.«
Und Lessie, dachte er.
» Nehmen wir also an, es sind sechs gegen dreitausend«, sagte sie. » Dann haben wir Zahlen, mit denen wir gut arbeiten können. Das heißt, es kam ein Gesetzeshüter auf fünfhundert Menschen.«
» Was soll das alles?«, fragte Großherr Harms leidvoll.
» Die Bevölkerungszahl in unserem Oktanten beträgt etwa sechshunderttausend«, erklärte sie. » Beim gleichen Zahlenverhältnis, das Großherr Ladrian beschrieben hat, sollten wir also ungefähr zweitausend Polizisten haben. Aber die haben wir nicht. Als ich mir die Zahlen das letzte Mal angesehen habe, waren es eher tausend. Das heißt, Großherr Ladrian, dass Ihr angeblich so wildes Land über doppelt so viele Gesetzeshüter verfügt wie die Stadt.«
» Hui«, meinte er. Seltsame Informationen für eine junge Frau von Stand.
» Ich will Ihre Verdienste damit nicht schmälern«, warf sie rasch ein. » Vermutlich hatten Sie auch eine größere Zahl von Gesetzesbrechern, da der Ruf des Raulandes solche Personen stark anzieht. Aber ich glaube, alles ist eine Sache der Wahrnehmung. Wie Sie sagten, erwarten die Leute außerhalb der Stadt, mit ihren Verbrechen davonzukommen.
Hier aber sind sie vorsichtiger, und viele Verbrechen haben einen kleineren Umfang. Statt eines Bankraubs werden hier ein Dutzend verschiedener Leute auf dem nächtlichen Weg nach Hause ausgeraubt. Die Art des städtischen Umfelds erleichtert es, die Verbrechen zu verstecken. Aber ich würde dennoch nicht sagen, dass das Leben in der Stadt wirklich sicherer ist, egal wie die Leute darüber denken mögen.
Ich wette darauf, dass hier mehr Menschen ermordet werden als im Rauland, wenn man es auf die Gesamtbevölkerung hochrechnet. Doch es passiert so vieles in der Stadt, dass die Einwohner weniger aufmerksam sind. Wenn aber ein Mensch in einer Kleinstadt ermordet wird, ist das ein sehr aufwühlendes Ereignis – selbst wenn es der erste Mord seit vielen Jahren sein sollte.
Und all das berücksichtigt noch nicht den Umstand, dass der größte Teil des Reichtums dieser Welt an wenigen Orten innerhalb der Stadt konzentriert ist. Reichtum zieht Menschen an, die nach einer Gelegenheit suchen, selbst reich zu werden. Es gibt ein ganzes Bündel von Gründen, warum es in der Stadt gefährlicher ist als im Rauland. Wir tun aber einfach so, als wäre dem nicht so.«
Waxillium legte die Arme überkreuz auf den Tisch. Merkwürdig. Sobald sie redete, schien sie gar nicht mehr schüchtern zu sein.
» Sehen Sie, Herr«, sagte Harms, » das ist der Grund, warum ich versucht habe, sie zum Schweigen zu bringen.«
» Es wäre eine Schande gewesen, wenn es Ihnen gelungen wäre«, entgegnete Waxillium, » denn ich glaube, das war das Interessanteste, das ich seit meiner Rückkehr nach Elantel gehört habe.«
Marasi lächelte, doch Steris rollte nur mit den Augen. Wayne kehrte mit der Suppe zurück. Leider war der Raum unmittelbar um sie herum so mit Leuten vollgestopft, dass Wayne keine Zeitblase um ihn und Waxillium herum erschaffen konnte. Sie würde unweigerlich auch andere Personen einschließen, für die die Zeit dann ebenfalls schneller verging. Es war Wayne nicht möglich, die genauen Umrisse einer solchen Blase zu bestimmen.
Während die anderen von der Suppe abgelenkt waren, brach Waxillium das Wachs auf, das die Patronenhülse versiegelte, und fand einen kleinen, aufgerollten Papierfetzen darin. Er warf Wayne einen raschen Blick zu und entrollte das Blatt.
Du hattest Recht, stand darauf.
» Wie immer«, murmelte er, als Wayne den Suppenteller vor ihn stellte. » Was führst du im Schilde, Wayne?«
» Zwei gekreuzte Knochen«, flüsterte Wayne, » von meinen adligen Vorfahren.«
Waxillium sah ihn verständnislos an, wurde von Wayne aber nicht weiter beachtet, als dieser in seinem leichten Terris-Akzent verkündete, er komme gleich mit einem Brotkorb und mehr Wein zurück.
» Großherr Ladrian«, sagte Steris, als sie sich dem Essen zuwandten, » ich schlage vor, wir stellen eine Liste von Gesprächsthemen zusammen, die wir in der Gesellschaft von anderen ansprechen können. Sie sollten sich nicht auf Politik oder Religion beziehen, aber dennoch bemerkenswert sein und uns
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