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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Steris zu der Person gemacht, die sie dann geworden war, aber nun hatte es eher den Anschein, dass er unter ihrer Fuchtel stand und von ihr beeinflusst wurde. Eine weitere Seltsamkeit, dachte er.
    » Danke, dass Sie mich verteidigt haben, Großherr Ladrian«, sagte Marasi. » Anscheinend kommen Sie einer Dame mit Worten genauso schnell zu Hilfe wie mit der Waffe.«
    » Ich habe nur die Wahrheit gesagt, wie sie sich mir darstellt, Herrin.«
    » Haben Sie wirklich einem Hund den Schwanz abgeschossen, während sie auf seine … äh …«
    » Ja«, sagte Waxillium und zog eine Grimasse. » Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass dieser verdammte Köter mich angegriffen hat. Er gehörte einem Mann, den ich zur Strecke gebracht hatte. Dass der Hund so angriffslustig war, war nicht seine Schuld; er wirkte so, als sei er seit Tagen nicht mehr gefüttert worden. Ich hatte vor, ihn an einer Stelle zu treffen, die für ihn nicht tödlich war, und ihn dadurch zu verscheuchen. Aber der andere Teil der Geschichte – über den Mann, den ich ins Auge getroffen habe – war erfunden. Ich hatte auf keinen bestimmten Körperteil gezielt, sondern nur gehofft, irgendetwas zu treffen.«
    Sie lächelte. » Darf ich Sie etwas fragen?«
    » Bitte.«
    » Sie wirkten niedergeschlagen, als ich von den Statistiken über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Gesetzeshütern und Einwohnern gesprochen habe. Ich wollte Ihre Heldentaten damit keineswegs herunterspielen.«
    » Das ist schon in Ordnung«, sagte er.
    » Aber?«
    Er schüttelte den Kopf. » Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Als ich ins Rauland gegangen bin und Verbrecher gefangen habe, da war ich … nun ja, ich war der Meinung, einen Platz gefunden zu haben, an dem ich gebraucht wurde. Ich dachte, ich hätte eine Möglichkeit entdeckt, etwas zu tun, das sonst niemand tun wollte oder konnte.«
    » Genau das haben Sie getan.«
    » Dennoch«, sagte er und rührte in seiner Suppe herum, » hat es für mich den Anschein, dass mich der Ort, den ich verlassen hatte, dringender gebraucht hätte. Das war mir damals nicht bewusst gewesen.«
    » Sie haben eine wichtige Arbeit geleistet, Großherr Ladrian. Eine unverzichtbare Arbeit. Soweit ich weiß, hat vor Ihrer Ankunft niemand in diesem Gebiet für Recht und Ordnung gesorgt.«
    » Da gab es Arbitan«, sagte er und musste lächeln, als er an den alten Mann dachte. » Und natürlich die Gesetzeshüter drüben in Ferndorest.«
    » Eine weit entfernte Stadt mit einem kleinen Einzugsgebiet«, sagte sie, » die nur über einen einzigen fähigen Gesetzeshüter für eine ziemlich zahlreiche Bevölkerung verfügte. Jon Totfinger hatte seine eigenen Schwierigkeiten. Als Sie die Sache in die Hand genommen haben, war Wettering besser geschützt als die Stadt, am Anfang aber war es anders gewesen.«
    Er nickte und wunderte sich wieder einmal darüber, wie viel sie wusste. Erzählten die Leute hier in der Stadt wirklich Geschichten über ihn und Wayne? Warum hatte er bis jetzt noch nichts davon gehört?
    Marasis Statistiken beunruhigten ihn. Er hätte nie geglaubt, dass es in der Stadt so gefährlich zuginge. Es war das wilde und ungezähmte Rauland, das Rettung brauchte. Die Stadt war das Land des Überflusses, das der Einträchtige zum Schutz für die Menschheit geschaffen hatte. Hier trugen die Bäume Früchte zuhauf, und die Äcker benötigten keine Bewässerungssysteme. Der Boden war immer fruchtbar und wurde offenbar niemals ausgelaugt.
    Dieses Land sollte anders sein. Geschützt. Er hatte seine Waffen auch deshalb abgelegt, weil er der Meinung gewesen war, dass die Polizisten ihre Arbeit ohne fremde Hilfe tun konnten. Aber haben die Verschwinder nicht das Gegenteil bewiesen?
    Wayne kehrte mit dem Brot und einer Flasche Wein zurück, blieb stehen und sah die beiden leeren Stühle an. » O je«, sagte er. » Habt ihr so lange warten müssen, dass ihr eure beiden Gefährten verspeist habt?«
    Marasi sah ihn an und lächelte.
    Sie weiß es, erkannte Waxillium. Sie hat ihn wiedererkannt.
    » Wenn ich eine Bemerkung machen darf, Herrin«, sagte Waxillium und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, » Sie sind wesentlich gesprächiger als bei unserer ersten Begegnung.«
    Sie zuckte zusammen. » Ich bin sehr geübt darin, die Schüchterne zu spielen, oder?«
    » Ich wusste gar nicht, dass man das üben kann!«
    » Ich versuche es die ganze Zeit zu sein«, meinte Wayne, setzte sich an den Tisch und nahm ein Baguette aus seinem Korb.

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