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Jäger der Nacht (German Edition)

Jäger der Nacht (German Edition)

Titel: Jäger der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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aus.“
    Vaughn trug Faith in die Hütte. Sie war leicht, ihr Körper war schmal. Aber er hatte die Kraft in ihren Augen gespürt, als sie ihn angesehen hatte, hatte wahrgenommen, welche ungeheure Stärke in diesen zarten Knochen steckte. Sie war stark, und wenn sie überleben wollte, musste sie einen Zugang zu dieser Stärke finden. Für die Katze stand das fest. Und manchmal begriff der Jaguar etwas besser als der Mann.
    Drinnen setzte er sich mit ihr in den Armen auf ein Sofa, ohne auf Saschas finstere Miene zu achten. Sie kniff die Augen zusammen, die denen von Faith so ähnlich sahen und doch ganz anders waren. Nie zuvor war ihm aufgefallen, dass die Augen jedes Kardinalmedialen einzigartig waren, nie war er ihnen nahe genug gekommen, um Vergleiche anzustellen. Doch er wusste, dass er Saschas Augen nie mit denen von Faith verwechseln würde.
    Sascha drehte sich zu Lucas um und hob die Hände. „Sprich du mit ihm.“
    Lucas sah Vaughn an. „Er weiß schon, was er tut.“
    Vaughn war sich da nicht ganz so sicher. Er wusste nur, dass Faith keine Angst vor Berührung haben durfte. Sie durfte einfach nicht. Und wenn er sich etwas an dieser Reaktion nicht ganz erklären konnte, dann lag das sicher nur daran, dass er eben kein Medialer war.
    Sascha hielt Lucas in der kleinen Küche fest. „Warum verhält sich Vaughn so völlig unvernünftig?“, flüsterte sie, wohl wissend, dass Katzen außerordentlich gut hören können.
    Ihr Mann lächelte und sie spürte ein Kribbeln in der Magengegend. Diese Reaktion war noch immer neu für sie und hatte nichts von ihrer Kraft eingebüßt. Sie fragte sich, ob sich das jemals ändern würde – wahrscheinlich nicht, solange sie mit diesem Mann zusammen war.
    Sein Lächeln wich jetzt einem wissenden Blick – die Katze hatte ihre Wirkung bemerkt und war zufrieden. „Ich kann keine Gedanken lesen.“
    „Lucas.“ Sie hatte ein Glas gefunden und spülte es aus. „Ich spüre nichts bei Faith. Rein gar nichts.“
    Sein Körper wurde starr wie auf der Lauer. „Wie damals?“
    Sascha erinnerte sich nicht gern an ihre erste Begegnung, ihre aalglatte Kälte, ihr Gehirn, das zu keinerlei emotionalem Feedback in der Lage gewesen war. Die Gefühle der Medialen waren zwar begraben, aber dennoch waren sie vorhanden, ein leises Summen im Unbewussten. Sie hatte es immer gespürt, auch wenn die meisten ihrer Rasse noch nicht einmal wussten, dass es existierte.
    Aber es gab einige, die wirklich keinerlei Gefühle ausstrahlte n – weil sie niemals welche gehabt hatten, die sie hätten unterdrücken müssen – Psychopathen, denen Silentium einen Freibrief gegeben hatte. „Nein“, sagte sie rasch, „nicht wie damals.“
    Lucas sah aus der Küche auf das Sofa, wo Vaughn immer noch Faith in den Armen hielt. „Aber?“
    Sascha ging zu ihm hinüber und ließ sich umarmen. „Es ist, als sei sie mehr als andere Mediale in ihrer Schale gefangen. Alles ist so festgehalten, schneidet sie so sehr von allem ab, dass ich es mir kaum vorstellen kann.“ Sie spürte seinen stetigen Herzschlag unter ihrer Hand; für sie bedeutete es Sicherheit, aber Faith konnte es den Tod bringen.
    „Diese Frau hatte bisher ausschließlich Kontakt zu ihrer Rasse und du hast selbst gehört, wie begrenzt dieser Kontakt war. Ihre Sinne werden durch uns mit Reizen überflutet und ihr Körper kann nur noch dichtmachen.“
    „Diese Anfälle – glaubst du, sie könnten wirklich auftreten?“
    Sascha überlegte einen Augenblick. „Ich bin mir nicht sicher. Als ich noch im Medialnet war, haben die V-Medialen nur selten Informationen eingespeist, denn in der Regel musste man sie bezahlen. Mein Instinkt sagt mir allerdings, dass es nur eine Vorstellung ist, die man ihr eingetrichtert hat.“
    „Also könnte sie unbewusst einen herbeiführen?“
    „Ja.“ Sascha hatte einst geglaubt, sie hätte keinerlei Kräfte – wenn man nur lange genug mit einer Lüge lebte, wurde sie zu Wahrheit, das hatte sie selbst erfahren. „Faith kann sich ein Leben außerhalb der Welt, in der sie aufgewachsen ist, gar nicht vorstellen. Dass sie überhaupt hier ist, zeigt, wie viel Stärke in ihr steckt.“
    „Gut so. Die Schwachen überleben nicht.“
    Vaughn spürte, wie die Frau in seinen Armen sich rührte. Sie schlug die Augen auf. „Tief einatmen“, sagte er, als sie wieder anfing, starr zu werden. „Wenn Sie wieder ohnmächtig werden, müssen wir noch einmal von vorne anfangen.“
    „Bitte, lassen Sie mich los.“
    Ihr Ton klang nicht

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