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Jäger der Nacht (German Edition)

Jäger der Nacht (German Edition)

Titel: Jäger der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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habe das Gelände während meiner Kindheit kaum verlassen.“
    „Von diesen Dingen wusste ich gar nichts“, flüsterte Sascha. „Wie haben Sie das nur überlebt?“
    „Es war zu meinem eigenen Besten.“ Es lag etwas Kindliches in den abgehackten Worten, als wiederhole Faith einen Satz, den man ihr eingetrichtert hatte.
    Vaughn hätte sie gern in den Arm genommen, aber er bremste sich innerlich ab, zog sich in seine Ecke des Wagens zurück und rief sich ins Gedächtnis, dass Faith immer noch eine Kardinalmediale war, auch wenn sie eine Augenbinde trug. Kardinalmediale mussten keinen Finger krumm machen, um ihre Beute zu erlegen. Mit einem einzigen Gedanken konnten sie jemanden beeinflussen oder sogar töten.

5
    Faith spürte, wie Vaughn sich zurückzog, und seufzte leise, fast erleichtert. Er war einfach zu groß und schüchterte sie viel zu sehr ein, obwohl sie das nie offen zugegeben hätte. Auch ohne dass sie ihn gesehen hatte, wusste sie genau, dass er nur aus Muskeln und reiner Kraft bestand. Er faszinierte sie, zumindest den Teil von ihr, der ohne Zögern in den Wald gefahren und in Gegenwart einer großen Raubkatze aus dem Wagen gestiegen war.
    Natürlich war diese Anziehung rein intellektueller Natur, dafür aber nicht weniger unerwünscht. Offensichtlich hatte dieser dumme Zug in ihrem Geist die Konditionierung unbeschadet überstanden und ließ sie beherzt ins Feuer greifen, bis sie sich die Finger verbrennen würde.
    Zusammen mit diesen Fragen über ihre Kindheit war das einfach zu viel. Sie war an ihren Grenzen angelangt. So viel Kontakt hatte sie noch nie gehabt, vor allem nicht mit Wesen, die ihre Gefühle nicht verbargen und mit absolut unzumutbarer Emotionalität mit einem sprachen und einen berührten.
    Was, wenn ihre Schilde nun zerbrachen? Ein Anfall konnte großen Schaden in ihrem Gehirn anrichten und sie wäre dem schutzlos ausgeliefert. Sie hatte gesehen, wie sich eine V-Mediale dabei fast die Zunge abgebissen hatte. Während des Anfalls hatte diese Frau auch jegliche Kontrolle über ihre Gedanken verloren – selbst ihre Schutzschilde im öffentlichen Bereich des Medialnets waren zusammengebrochen. Faith konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen. Ihr ganzes Leben lang waren Visionen in ihren Kopf eingedrungen; sie brauchte ein wenig Kontrolle, ein wenig Sicherheit, wenigstens einen Ort in ihrem Kopf, wo sie allein war.
    Saschas Stimme unterbrach die Stille. „Warum haben Ihre Eltern zugelassen, dass man Sie ihnen fortnahm?“
    Faith wollte nicht mehr über die Vergangenheit reden. Doch das war ein unvernünftiger Wunsch und sie war ein vernünftiges Wesen. „Der NightStar-Clan hat Erfahrung mit V-Medialen. Sie wussten, dass ich in einer normalen Umgebung nicht überlebt hätte.“
    „Könnte aber auch nur sehr nützlich gewesen sein, Ihnen das weiszumachen.“ Vaughns Stimme kratzte rau über ihre Haut. Völlig unmöglich. Eine solche körperliche Reaktion gab es nicht bei den menschlichen Gattungen.
    „Es brachte und bringt meiner Familie keinerlei Vorteil, mich zu belügen.“
    „Sagen Sie, Faith, wie viel verdient der Clan mit Ihnen?“ Saschas Stimme klang nicht so wie die anderer Medialer. Sie schien einen zu beruhigen, ohne irgendwelchen Druck auszuüben.
    „Ich führe nicht darüber Buch.“ Aber sie wusste es trotzdem. „Die Familie sorgt dafür, dass ich alles bekomme, was ich brauche.“
    „Ich kann es mir auch so denken“, sagte Sascha. „Sie sind sicher Millionen wert. Und zwar schon seit dem ersten Tag Ihrer Ausbildung, damit Sie die notwendigen Informationen zur Verfügung stellen – Vorhersagen über lukrative Geschäfte.“
    „Man kann den Visionen nicht Einhalt gebieten.“
    „Das stimmt. Aber, wie schon gesagt, man kann sie vielleicht in bestimmte Bahnen lenken.“
    Faith antwortete nicht und auch kein anderer sagte etwas. Aber das Schweigen klang Faith in den Ohren, obwohl sie versuchte, ihre Sinne zu verschließen.
    Vaughn war gereizt, als würde sein Fell gegen den Strich gebürstet. Er wusste, dass diese Frau daran schuld war, die mit verbundenen Augen nur eine Armeslänge von ihm entfernt saß. Aber nachdem er in seinem Kopf nach möglichen Fallstricken gesucht hatte – diese Kunst hatte Sascha allen Wächtern beigebracht – , stand für ihn fest, dass Faith keine ihrer Medialkräfte bei ihm anwandte. Die Katze beschloss daraufhin, sich etwas zu gönnen.
    Vaughn hob die Hand und griff nach einer Haarsträhne, die auf der Rücklehne lag. Wieder

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