Jäger der Nacht (German Edition)
seiner Frau, liebte das Feuer in ihren Augen, die früher nur diesen kalten medialen Ausdruck gehabt hatten.
„Ich meine es ernst, Lucas.“ Endlich legte sie sich wieder neben ihn auf das Bett. „Ich mache mir Sorgen um Faith.“
„Vaughn wird ihr schon nichts tun.“
„Sicher nicht mit Absicht.“ Sie legte Lucas die Hand auf die Brust. „Aber er weiß auch nicht, womit er es zu tun hat. Gestaltwandler denken, dass Berührung immer gut ist; das stimmt aber nicht für jemanden wie Faith. Ich habe darüber nachgedacht und glaube, sie könnte tatsächlich unter dem Druck zusammenbrechen.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Ist sie so schwach?“
„Nein.“ Saschas Hand drückte gegen seine Brust, als sie sich aufrichtete. „Aber sie hat ihr bisheriges Leben in einer Art Vakuum verbracht. Was glaubst du, was passiert, wenn sie plötzlich an die Luft kommt?“
„Mist.“ Lucas setzte sich auf. „Komm schon.“ Er vertraute Vaughn vollkommen, aber Sascha hatte recht – der Jaguar hatte sich ungewöhnlich aggressiv verhalten, seit er Faith gefunden hatte. Er konnte Faith, ohne es zu wollen, in den Wahnsinn treiben.
Faith saß angekleidet im Schlafzimmer. Das Essen mit Vaughn war ein Abenteuer gewesen. Er hatte sie nicht mehr berührt, nachdem sie gedroht hatte, mittendrin aufzustehen, aber sie wusste, dass diese Übereinkunft nach dem Frühstück nicht mehr galt. Sobald sie den Raum verließ, würde er es wieder versuchen.
Eigenartigerweise wollte sie dennoch nicht hier drin warten, bis Sascha wieder zurückkam. Vaughns Berührungen machten ihr Angst, aber si e … erregten sie auch. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sich nicht nur ihr Kopf lebendig. Es war ihr immer so vorgekommen, als gehöre ihr Körper nicht vollständig zu ihr, aber jetzt war sie sicher, dass er ein Teil von ihr war – in Vaughns Gegenwart waren alle ihre Sinne aufs Äußerste angespannt.
Und er hatte die Dunkelheit verscheucht.
Sie stand auf und fuhr mit den Handflächen über ihre Oberschenkel. Es gab keinen vernünftigen Grund, durch diese Tür zu gehen, aber Faith war zu dem Schluss gelangt, dass ihr Vernunft im Moment nicht weiterhalf. Sie war auf dem Territorium von Gestaltwandlern, von Raubtieren. Hier galten andere Regeln.
Sie hatte fast erwartet, schon im Flur auf ihn zu treffen, aber dort war er nicht. Auch nicht im Wohnzimmer. Vielleicht ist er nach draußen gegangen, überlegte sie und trat auf die Veranda, setzte sich in eine Schaukel, die ihr am Abend vorher nicht aufgefallen war. Die schwingende Bewegung beruhigte sie, doch sie war immer noch angespannt, weil sie Vaughn nicht sehen konnte.
Dann hörte sie, wie Krallen auf Holz kratzten. Sie rührte sich nicht, als ein großer Jaguar um die Ecke kam und zu ihr herüberschlich. Sie erkannte die Augen des wilden Tieres, aber deswegen wirkten sie nicht weniger gefährlich. Er strich an ihr vorbei und rieb seinen schweren, warmen Körper an ihren Beine n – eine unbeschreibliche Empfindung.
Ihr Verstand geriet ins Trudeln, während sie versuchte, die neuen Reize zu verarbeiten: das Reiben von Fell an ihrer Hose, die schwere tierische Wärme, die unglaubliche Schönheit dieses Tieres. Der Teil von ihr, der bisher hinter dicken Mauern gelebt hatte, in denen es nichts und niemanden zum Anfassen gab, hätte gern die Hand ausgestreckt und es berührt. Doch ein anderer Teil wollte wegrennen. Denn dieses Raubtier hatte sehr scharfe Zähne und es hatte sich noch nicht endgültig entschieden, ob sie Freund oder Feind war.
Der Jaguar drehte sich wieder um und strich noch einmal an ihren Beinen entlang. Ihr Atem stockte, das Herz schlug schmerzhaft in ihrer Brust. Sie hatte ihre Belastungsgrenze erreicht. Ihr Verstand befand sich in einem kritischen Zustand – sie hatte das nicht sehen wollen, hatte sich heute Morgen in falscher Sicherheit gewiegt und wurde nun von der Wirklichkeit eines drohenden geistigen Zusammenbruchs eingeholt. Sie zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. Verzweifelt kämpfte sie gegen die sich herabsenkenden Schwingen der Dunkelheit an und vernahm ein tiefes kehliges Knurren.
Sie weigerte sich, die Augen zu öffnen oder noch irgendeine weitere Empfindung zuzulassen. Sie durfte nichts mehr hören, nichts mehr fühlen, nichts mehr sehen. Vielleicht würde sie dann nicht überschnappen, würden sich ihre Nerven wieder beruhigen. Jetzt spürte sie Männerhände auf ihrem Gesicht und es wurde dunkel.
Vaughn spürte, wie Faith unter seiner
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