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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Black
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sie berührt und weicher werden lassen.
    Er fragte sich, was das gewesen sein mochte.
    Er staunte über die Verwandlung.
    Die Bundeslade in ihrer Kiste lag im Frachtraum des Schiffes. Ihre Anwesenheit erregte die Ratten dort. Sie huschten heillos hin und her, am ganzen Körper zitternd. Nach wie vor drang, leise wie ein Wispern, Summen aus der Kiste. Nur die Ratten, mit ihrem feineren Gehör, nahmen das Geräusch wahr, und es schien sie zutiefst zu erschrecken.
    Kapitän Katanga rauchte, als die erste Morgenhelligkeit das Meer erfaßte, auf der Brücke eine Pfeife und blickte auf aas Wasser, als versuche er etwas auszumachen, das für Landratten unsichtbar war. Er ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und vom Salzwasser besprühen, das auf seiner schwarzen Haut weiße, glitzernde Streifen zurückließ. Da draußen war etwas, aus dem Dunkeln hervorkommend, aber er wußte nicht genau, was es sein mochte. Er verengte die Augen, starrte hinaus, sah nichts. Er lauschte dem beruhigenden Tuckern der alten Schiffsmotoren und dachte an ein altgewordenes Herz, das Blut durch einen alten Körper zu pumpen suchte. Er dachte einen Augenblick an Indy und die Frau. Er fand sie beide sympathisch, außerdem waren sie Sallahs Freunde.
    Aber irgend etwas an der Fracht, an dieser Kiste, beunruhigte ihn. Er konnte nicht genau bestimmen, was es war, er wußte nur, daß er froh sein würde, sie loszuwerden, wenn der Augenblick kam. Ähnliche Unruhe empfand er jetzt, während seine Augen das Meer absuchten. Ein vages Etwas. Ein Gefühl, das nicht zu erklären war. Aber dort draußen war irgend etwas, das stand für ihn fest, dort draußen bewegte sich etwas. Er wußte es, auch wenn er es nicht sehen konnte.
    Er nahm so gewiß wie den salzigen Geruch des Meerwassers den Geruch der Gefahr wahr.
    Er hielt weiter Ausschau, angespannt, vorgebeugt wie jemand, der auf einem hohen Sprungbrett steht.
    Jemand, der nicht schwimmen kann.
    Als Indy wach wurde, beobachtete er Marion eine Weile. Sie schlief immer noch, jungfräulich in dem weißen Kleid. Sie hatte das Gesicht zur Seite gedreht, ihr Mund war ein wenig geöffnet. Er rieb mit der Hand die verbundenen Stellen, wo die Haut zu jucken begann. Sallah hatte ihm seine Sachen gebracht. Er zog sein Hemd an, vergewisserte sich, daß die Peitsche am Rücken festsaß, schlüpfte in die Lederjacke und drehte den alten Hut mit den Händen.
    Ein Hut, der Glück bringt, dachte er. Ohne ihn hätte er sich nackt gefühlt.
    Marion drehte sich um und öffnete die Augen. »Was für ein angenehmer Anblick«, sagte sie.
    »Ich fühle mich aber nicht angenehm«, antwortete er.
    Sie starrte auf seine Verbände und fragte: »Warum gerätst du immer in solche Situationen?« Sie setzte sich auf, glättete ihre Haare und schaute sich in der Kajüte um. »Freut mich, daß du dich umgezogen hast. Als Araber bist du nicht sehr überzeugend gewesen, fürchte ich.«
    »Ich habe mein Bestes gegeben.«
    Sie gähnte, reckte sich und stand auf. Er verfolgte ihre Bewegungen und genoß ihre Anmut, ihre Behendigkeit. Sie griff nach seiner Hand, drückte einen Kuß darauf und ging in der Kajüte »Wie lange werden wir schwimmen?« fragte sie.
    »Meinst du das wörtlich oder bildlich?«
    »Wie du willst, Indiana.«
    Er lächelte sie an.
    Dann begriff er, daß etwas geschehen war. Während er sich seinen Gedanken hingegeben hatte, waren die Schiffsmotoren verstummt, und der Dampfer war nicht mehr in Fahrt.
    Er stand auf und hastete zur Tür, stieg an Deck und eilte auf die Brücke, wo Katanga aufs Meer hinausstarrte.
    Die Pfeife des Kapitäns brannte nicht, sein Gesicht wirkte ernst.
    »Sie scheinen sehr einflußreiche Freunde zu haben, Mr. Jones«, sagte Katanga.
    Indy glotzte. Im ersten Augenblick konnte er nichts erkennen, dann folgte sein Auge der Hand des Kapitäns, die eine weit ausholende Geste machte, und er sah, daß die ›Bantu Wind‹ wie eine junge Dame von einem Gefolge unerwünschter Anbeter von einem ganzen Rudel - es mußte ein Dutzend sein - deutscher Wolf-U-Boote umringt war.
    »Ach, Scheiße«, sagte er.
    »Das finde ich auch«, meinte Katanga. »Sie und das Mädchen müssen rasch verschwinden. Wir haben im Frachtraum einen Platz für Sie. Aber schnell! Holen Sie das Mädchen!«
    Es war zu spät. Die beiden Männer sahen, daß fünf Schlauchboote mit Bewaffneten den Dampfer umkreisten.
    Schon stiegen die ersten Deutschen die Strickleiter hinauf, die man heruntergelassen hatte. Indy fuhr herum und rannte los.

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