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Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)

Titel: Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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Incendoren schlagen die Kräfte in der Pubertät durch.«
    Wie klinisch es sich bei ihm anhörte, doch er hatte Recht. Sie nickte.
    »Und normalerweise werden sie durch großen emotionalen Stress hervorgerufen«, fuhr er leise fort.
    Man gebe dem Mann einen Keks dafür, wie gut er seine Hausaufgaben gemacht hatte.
    Die letzte Incendorin, die mir begegnete, habe ich getötet.
    Er stieg aus dem Bett, nackt und muskulös, griff sich seine Jeans und zog sie über, ehe er zu Jana kam. »Warst du aufgebracht, Jana? Als das erste Feuer losging, warst du da wütend?«
    Ihre Kiefer verkrampften sich. »Ja.« Sie war wütend und furchtbar verängstigt, weil ihre Mutter fort gewesen war und Jana somit allein in diesem Haus mit …
    »Dein Stiefvater kam in dem Feuer um.«
    Sie schwieg.
    »Wolltest du, dass er stirbt, oder geriet der Brand außer Kontrolle? Es ist gut möglich, dass du es nicht beherrschen konntest.«
    Jana lachte. Nein, Zane kapierte gar nichts. Wollte er sie tatsächlich reinwaschen? »Ich wollte, dass der Mistkerl stirbt. Ich starrte ihn an und dachte immer wieder, er soll sterben .« Sie schluckte. »Und auf einmal loderten überall auf ihm Flammen, und er schrie mich an, ich soll ihm helfen.« Schlampe, hilf mir, verdammt! Hilf mir!
    Der Blick, mit dem Zane sie ansah, kam ihr zu intensiv vor.
    »Ich wollte nur, dass er mich nie wieder anfasst«, erklärte sie matt. »Er sollte mich nicht wieder schlagen, und ich sagte ihm …« Sie räusperte sich. »Ich habe ihm gesagt, wenn er noch mal versucht, mich zu verprügeln oder mich anzufassen, bringe ich ihn um.« So viele Blutergüsse, so viele Knochenbrüche. Ihre Mutter hatte stets Erklärungen parat gehabt, wenn jemand fragte, was geschehen war. Sie ist die Treppe runtergefallen. Jana ist so tollpatschig. Man sollte meinen, eine Dreizehnjährige könnte richtig Fahrrad fahren, nicht?
    Sie strich sich übers Kinn. Nach dem Brand war es noch wochenlang mit Drähten zugebunden gewesen. »Ich hatte ihn gewarnt«, sagte sie. »Es war seine Schuld.« Das hatte sie sich immer wieder gesagt. »Er hat nicht auf mich gehört.«
    »Jana …«, begann Zane.
    Doch sie hob gleich eine Hand. »Nicht!«, sagte sie verärgert.
    Zane schüttelte den Kopf. »Aber ich …«
    »Ich will dein Mitleid nicht.« Und dass er sie bemitleidete, erkannte sie deutlich. »Ich bin nicht irgendein traumatisiertes Kind, das du hätscheln kannst, und schon ist alles wieder gut.« Nicht mehr.
    »Das weiß ich.«
    »Greg Burgess verdiente, was er bekommen hat.« Denn hätte sie ihn nicht umgebracht, hätte er sie totgeprügelt. »Ich hatte nicht mit dem Feuer gerechnet, und hinterher glaubte mir niemand. Sie dachten, dass ich mir alles ausgedacht hatte, dass ich alles inszeniert hätte und ihn in den Tod gelockt.« Die Schweine. Der Staatsanwalt behauptete, ihr Kiefer wäre von der Wucht der Explosion gebrochen, dass sie zu dicht dran gewesen wäre, als sie mit dem Brandbeschleuniger hantierte.
    Welcher Brandbeschleuniger? Sie hatte Greg mit ihrer Kraft verbrannt.
    Allerdings hatte Greg immer reichlich Schnaps im Haus gehabt, und als das Feuer losging, waren sie in der Garage gewesen, wo jede Menge Öl und Benzin herumstand.
    Du lügst, Mädchen. Du hast das Feuer gelegt und den Mann bei lebendigem Leibe verbrannt. Bis heute hörte sie die Stimme des Staatsanwalts in ihrem Kopf. Hat er dich um Hilfe angefleht?
    Ja, hatte er.
    »Du hast dich selbst geschützt«, sagte Zane leise und sehr ernst. Jana drehte sich zu ihm und sah, dass er die Fäuste geballt hatte und die feinen Linien in seinen Augenwinkeln tiefer wirkten als sonst.
    »Ja, habe ich.« Es stimmte. Gregs Geist verfolgte sie nicht mehr. Jana atmete einmal langsam durch, dann lächelte sie verhalten. Sie war kein Opfer, das musste sie Zane klarmachen. Sie war keine Jungfrau in Nöten, die von ihm gerettet werden musste.
    Das konnte sie ganz allein. Im Märchen wäre sie nicht die gefangene Prinzessin, sondern der feuerspeiende Drache, der alles verbrannte, was sich ihm in den Weg stellte.
    Hatte es schon getan.
    »Ich habe damals aus Notwehr getötet. Aber heute bin ich kein verängstigtes Mädchen mehr.«
    Zane neigte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte sie prüfend. »Und die anderen, die du umgebracht hast? War es bei ihnen auch Selbstschutz?«
    Zorn regte sich in ihr und drohte, ihr die Kontrolle zu rauben. Musste sie ihm denn ihre ganze verfluchte Lebensgeschichte erzählen? Verlangte er, dass sie jeden einzelnen ihrer

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