Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
den er brauchte, den er auf keinen Fall zurücklassen würde? Sie ist mir nachgefahren. »Ich muss sie holen«, war alles, was er sagte.
Catalinas Lippen öffneten sich ein wenig, und ihre Augen schienen wirr, unfokussiert wie immer, wenn sie ihre Magie einsetzte. »Nein«, sagte sie traurig. »Du darfst sie nicht zurücklassen.«
Es war höchste Zeit. Zane rannte den Flur entlang und brüllte Janas Namen.
Eine Woge knisternder, wirbelnder Flammen rollte den Gang hinunter. Zane schob das Feuer beiseite, während von oben die Sprinkleranlage einsetzte.
Die Tür zu dem Kühlraum stand offen. Zane stürmte hinein und atmete dichten Rauch ein. »Jana! Jana, zieh das Feuer zurück!«
Aber Jana lag mitten im Raum auf dem Fußboden, ihr dunkles Haar um ihr Gesicht gefächert. Flammen fraßen an den Wänden und der Decke.
Beth stand nahe dem Feuer. Sie schwankte merkwürdig.
Verdammt! Zane musste reichlich Kraft aufwenden, um die Flammen zu bekämpfen, und die Hitze versengte ihm die Haut.
Wenigstens zog sich das Feuer zurück, so dass er zu Jana konnte, die sich langsam aufrappelte.
»Stopp das Feuer«, knurrte er, umfasste ihre Arme und drückte sie an sich. »Es ist okay, Baby, ich bin hier, du kannst aufhören.«
Sie sah verwundert zu ihm auf. Ihre Augen wirkten müde, schwach, und vor allem waren sie dunkelblau.
Dann hörte er das Lachen: ein wahnsinniges, böses Lachen. Er drehte sich um und entdeckte Beth, die ihn mit roten Augen anstarrte.
»Ich war das nicht«, flüsterte Jana, die sich mit beiden Händen an ihn klammerte. »Ich kann es nicht mehr.«
Ein weiterer Flammenball kam geradewegs auf ihn zugeschossen. Zane warf sich über Jana, schlug gleichzeitig das Feuer weg und ließ es in die Südwand krachen. Unter ihm hustete Jana, dass es ihren ganzen Leib durchschüttelte.
»Du stirbst, Dämon!«, brüllte Beth über das Flammenrauschen hinweg. »Ihr werdet beide verbrennen.«
Zane blickte über sich. Feuerbälle rollten über die Decke, was gar nicht gut war.
»Du hättest dich uns anschließen sollen, als du noch konntest.« Wieder lachte Beth. »Jetzt verbrenne ich dich, bis nichts mehr von dir übrig ist.«
Einen Teufel würde sie tun.
Zane warf die Hände in die Höhe, entließ einen mächtigen Energieschwall und wehrte damit die Flammen ab, mit denen Beth ihn attackierte. Sie gefroren mitten im Flug, schwebten zwischen ihnen, und Beth schrie.
»Sie kann das nicht … beherrschen …«, keuchte Jana. »Nicht beim ersten Mal.«
Die Flammen schwollen an und drängten gegen Zanes Schutz. Sie brannten unvorstellbar heiß.
»Die Decke stürzt gleich ein.« Jana wand sich unter Zane heraus und sprang auf. »Wir müssen raus!« Sie packte ihn bei den Armen. »Komm schon!«
Beth stieß einen lauten, verzweifelten Schrei aus und sank auf die Knie. Die Flammen stoben auf, schossen kreuz und quer durch den Kühlraum, während sich erste Brocken aus der Decke lösten und krachend zu Boden fielen.
Mit Jana an der Hand wehrte Zane das Feuer im Laufen ab. Der dichte Qualm allerdings war ein Hindernis, gegen das er nichts tun konnte, so dass sie sich wohl oder übel durch die graue Wand kämpfen mussten.
Beths Schreie hallten ihnen nach, vermengten sich mit dem Alarmgeheul und dem Knacken des Feuers.
Sie rannten den Flur entlang, streckenweise Seite an Seite mit Wachen, die jedoch so eilig aus dem Gebäude flohen, dass sie Jana und ihn keines Blickes würdigten.
Zane riskierte einen Blick nach hinten. Die grellen Flammen verschlangen alles, auch die Entsetzensschreie, die mitten aus der Feuersbrunst ertönten. Für einen Moment erschienen zwei Männer an der Rückwand: Chamäleons, die durch die Hitze des Feuers aus ihrer Camouflage gezwungen wurden. Einen der beiden erkannte Zane wieder; es war der, der Jana angegriffen hatte.
Brennend und schreiend fiel der Kerl zu Boden. Um ihn und das andere Chamäleon herum züngelten die Flammen höher und höher, umzingelten und töteten sie.
Zane rannte weiter, suchte nach einem Ausgang. Es war nicht Janas Feuer, ging es ihm durch den Kopf, gefolgt von der Frage, was in aller Welt geschehen war. Und warum hatte Jana ihm nicht gesagt, dass Beth ebenfalls eine Incendorin war?
Er wollte nicht glauben, dass er gerade angefangen hatte, ihr zu vertrauen, und dann dies hier.
Sie stürmten durch eine Flügeltür hinaus in die Nacht. Jana knickte ein und schnappte nach Luft.
Nach dem ganzen Rauch fühlte sich die Frische wie pures Feuer in Zanes Lunge an.
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