Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
in Janas Gedanken gesehen hatte. »Die kannst du nicht aufbrechen. Sie sind verstärkt, und nicht mal ich …«
Zane brach sie kurzerhand durch. »Du kannst es nicht, weil sie aus Silber sind.« Die kennen deine Schwächen. Es war die alte Geschichte über Werwölfe und deren Silberempfindlichkeit. Zane brach die zweite Handfessel, und der Gestaltwandler machte einen Schritt nach vorn, ehe er ins Torkeln geriet. Überall auf seiner Brust und seinen Beinen waren tiefe Schnitte. Verdammt!
Catalina sprang auf und legte die Arme um ihn, wollte ihm helfen, sich aufrecht zu halten.
Der andere Kerl hatte sich nicht gerührt. Seine Haut war aschgrau, sein von dunklem Haar bedeckter Kopf gesenkt, und ein schwerer Blutgeruch umgab ihn.
»Sei vorsichtig, Zane«, warnte Catalina, »sie haben ihn tagelang ausgeblutet, und er …«
Sein Kopf schnellte sofort hoch, als Zane sich ihm näherte, und höllisch scharfe Reißzähne nahmen Ziel auf Zanes Hals. Zane packte sein Kinn und hielt es fest. »Immer mit der Ruhe.« Schwarze Augen starrten ihn an, und das waren keine Dämonenaugen. Das Weiße in ihnen war immer noch weiß, einzig die Iris vollständig schwarz. Was bedeutete, dass er einen Vampir im Jagdmodus vor sich hatte, oder vielmehr einen, der kurz vorm Verhungern war. »Ich stehe nicht auf der Speisekarte.«
Der Vampir fauchte, worauf Zane zu Catalina sah. »Den lassen wir hier. Er ist schon zu hinüber. Vampire greifen schon so an, aber der …«
»Bitte«, flehte der Vampir flüsternd. »Ich … beiße … nicht. Lasst mich nicht …«
»Er kommt mit uns«, erklärte Catalina trotzig. »Sie haben ihn vier Tage lang mit Aderlässen traktiert. Er ist ausgehungert.«
»Was ein Grund mehr ist, ihn hierzulassen«, sagte Zane, der das Gefühl hatte, dass er hier kostbare Zeit vergeudete. War Jana noch draußen, oder hatte sie ihn bereits verlassen? »Ein hungriger Vampir ist ein gefährlicher Vampir.« Nein, jeder Vampir war gefährlich. »Wir haben wenig Zeit. Das Feuer …«
»I…ich weiß, aber wir dürfen ihn nicht hierlassen!«
»Ich … beiße … nicht …«, wiederholte der Vampir, dessen Reißzähne immer noch verlängert und dessen Augen so dunkel waren. »Bitte …«
Zane überlegte. »Okay, ein Biss, und du bist tot, Drakki«, erwiderte er und beäugte die Ketten, die den Vampir hielten. Anscheinend war es dasselbe Metallgemisch, das sie bei seinen Handschellen benutzt hatten. »Cat, gibt es hier noch irgendwelche kleinen Extras?«
Als er sich zu ihr umdrehte, nickte sie zittrig.
»Hast du genug Magie, um das hier zu brechen?«
Sie holte tief Luft. »Ich nehme alles, was ich habe.«
Zu gefährlich. Das sollte sie nicht.
Sie fing mit ihrem Singsang an, leise und schnell, und brach den Zauber, der die Handschellen verstärkte.
»Mein Zauber«, flüsterte sie, bevor ihre Schultern einfielen, und sie sehr blass wurde. Gleichzeitig wirkte ihr Blick unendlich beschämt.
Offenbar hatten diese Schweine sie gezwungen, ihnen zu helfen, den Vampir gefangen zu halten. Würde dieser Laden nicht schon lichterloh brennen, hätte Zane ihn mit Freuden hochgejagt. Knurrend brach er die Fesseln durch und befreite den Vampir.
Sogleich kippte der geschwächte Vampir nach vorn gegen Zane, der von dem Aufprall ächzte. Die Vampirzähne waren entschieden zu nah an Zanes Hals, und für Zane gab es nur einen Menschen, für den er freiwillig Blut ließ; das war Dee, und sie war nicht in der Nähe. »Holla, immer langsam«, sagte er, doch der Vampir lehnte vollkommen kraftlos an ihm.
Zane blickte nach unten. Die Vampiraugen waren geschlossen. Der Kerl war tot – nun ja, mal wieder.
Er hievte ihn sich über die Schulter. »Wir müssen hier raus.«
»Ihr geht nirgendwohin.«
Als hätte er nicht geahnt, dass sie zu lange gebraucht hatten! Er drehte sich zu Beth um, die im Türrahmen stand. Hinter ihr loderten grellorange Flammen.
Beths rote Augen, die Augen einer Incendorin im Feuerrausch, wanderten durch den Raum und verharrten kurz bei jedem dort. Markierte sie die Leute? Gut möglich. Zielen und feuern. »Keiner geht«, sagte sie lächelnd. »Jedenfalls nicht lebend.«
Zane ließ den Vampir auf den Boden fallen und trat vor. Das Stöhnen des Ohnmächtigen mischte sich unter das Knacken und Knistern. »Cat, bring sie raus.« Er nahm sich die Perseus-Agentin vor.
»Wie?«, schrie Catalina. »Es gibt nur eine Tür, und die …«
Die blockierte Beth mit einer Flammenwand. Ja, das sah er auch.
»Die Wände sind
Weitere Kostenlose Bücher