Jäger des Zwielichts: Roman (German Edition)
ja, deine bevorzugte Methode bei Menschen ist die, ihnen das Leben zu ruinieren, sie auf Fahndungslisten zu bringen und …«
»Ich wollte dich bloß nach Hause zurückholen.« Abermals hatte sie diesen wehmütigen Unterton, den man für Traurigkeit halten könnte. »Ich mochte dich, Jana. In vielerlei Hinsicht hast du mich …« Sie lachte verbittert. »An mich selbst erinnert.«
»O ja, nenn mich dein Spiegelbild!« Ihr Blut wurde von Zorn erhitzt.
Beth musterte sie. »Wir können das auf zweierlei Weise handhaben.«
Jana sah sie an und stellte sich Dunkelheit vor. Eine vollkommen schwarze Wand in ihrem Kopf.
»Du bist nicht stark genug, um Perseus niederzuschlagen. Du hast ja nicht einmal einen Schimmer, wie mächtig wir sind. Versuch es ruhig, aber du wirst scheitern.«
»Weißt du was? Dieser höfliche Quark hängt mir allmählich zum Halse raus. Zane ist nicht mehr hier, also kannst du aufhören, so zu tun, als wärst du keine kaltblütige Mörderin.«
»Die zweite Option ist, dass ich dir das Feuer nehme.«
Janas Mund wurde trocken.
»Ah, jetzt habe ich deine Aufmerksamkeit, nicht? Du weißt, dass wir dich nicht einfach laufen lassen können, Jana. Wenn du nicht auf unserer Seite bist, bist du zu gefährlich.« Beth atmete langsam aus. »Aber einige kleine Korrekturen, und du wärst keine Bedrohung mehr.«
Sie erzählte immer noch Quatsch, dennoch musste Jana fragen: »Du kannst das Feuer stoppen?«
Ein ruhiges Nicken, bei dem Beths blondes Haar über ihre vernarbte Wange strich. »Du kannst normal sein, Jana, es dauert nur wenige Momente. Und dann darfst du gehen und das Leben führen, das du dir gewünscht hast.«
Die Versuchung war ungeheuer groß. »Ihr habt mich die ganze Zeit gejagt.«
»Weil du mit dem Feuer zu gefährlich bist.« Als sich Beths Züge verhärteten, spannten sich auch ihre Narben. »Ohne bist du es nicht.«
»Und wenn ich mein Feuer behalten will?«
Beth antwortete nicht, was auch überflüssig war, denn Jana kannte die Alternative bereits. Dann würde sie sterben. Auf keinen Fall ließ Perseus sie gehen, solange sie noch die Feuerkraft besaß.
»Möchtest du denn nicht normal sein?« Beth kam näher. »Willst du nicht erleben, wie es ist, eine Familie zu haben, echte Freunde? Wie es sich anfühlt, nicht der Freak zu sein, der immer außen vor bleibt?« Beth streckte ihre gezeichnete Hand nach Jana aus. »Ich kann dir all das, ein richtiges Leben geben.«
»Und was kriegst du?« Jana war nicht blöd. Perseus würde ihr keinen verlockenden Apfel hinhalten, in dem kein fetter Wurm kroch.
»Wir wären dich los.«
So einfach konnte es unmöglich sein.
»Es ist so einfach, Jana. Nimm, was wir dir anbieten, und geh.«
Davey erwartete ihn auf dem Flur. Als er sah, wie die Wachen Zane hinausbrachten, wurde seine Miene frostig. »Ich übernehme ihn. Ihr könnt Pause machen.«
Die Wachen bewegten sich nicht. Davey drückte sich von der Wand ab, an der er lehnte. »Ich sagte, ich übernehme ihn.«
Nun schlurften die anderen weg.
»Beth will, dass ich dich der Hexe vorstelle«, sagte Davey. »Sie glaubt, Jana hat deinen Verstand manipuliert und dich überzeugt, dass wir übel sind.«
Nein, was ihn überzeugt hatte, war, dass sie Night Watch in die Luft jagten.
»Aber wenn du hörst, dass wir keine Monster sind, und zwar von jemandem, dem du vertraust, glaubst du uns vielleicht. Dir muss klarwerden, dass Perseus kein perverser Alptraum ist, den man beenden muss.« Er seufzte. »Wir sind eine Gruppe, der du dich anschließen kannst. Du kannst uns helfen und wir dir, und am Ende können wir diese Welt sehr viel besser machen.«
Zane starrte ihn an. Eine Person, der er vertraute, sollte hier sein? Das klang gar nicht gut, denn es gab nur eine Hexe, der er wirklich vertraute. Sie war vor wenigen Monaten aus Baton Rouge fortgegangen, kurz nachdem Dee Daniels, Zanes Kollegin von Night Watch, beinahe getötet wurde. »Bring mich zu der verdammten Hexe.«
Davey drehte sich um und ging voraus den Gang hinunter, vorbei an verschlossenen Stahltüren und noch mehr Wachen.
Zanes Herzschlag hämmerte in seinen Ohren. Nein, sie konnten unmöglich über dieselbe Hexe sprechen. Ausgeschlossen.
Davey öffnete die Tür zu einem nur gedämpft beleuchteten Raum, in dem ein langer schmaler Tisch und ein paar Stühle standen. Drinnen wartete eine Frau, die sich umdrehte. Ihr hellblondes, beinahe weißes Haar schwang bei der Bewegung weit aus. Oh, verdammt!
»Zane?«, hauchte sie.
Wortlos sah
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